Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan

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strahlende Schönheit, die ihn faszinierte, zu der er sich hingezogen fühlte und die ihm Trost spenden konnte. Sie hatte schon zwei ausgezeichnete Kandidatinnen im Sinn, die beide weitaus anziehender waren als sie selbst.
    Vielleicht konnte sie dann seine unerwünschte Aufmerksamkeit von sich ablenken.
    Nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, zurückzuschlagen, hatte Caro das Gefühl, sich und die Lage besser unter Kontrolle zu haben. Nach dem Frühstück ging sie an Deck, um nach der Insel Ausschau zu halten.
    Ein Ruf aus dem Ausguck in der Takelage verriet ihr, dass Kyrene gesichtet worden war. Eine Weile später entdeckte Caro schließlich selbst einen dunklen Fleck am Horizont. Und der Fleck wurde stetig größer, bis sie die Umrisse der Gipfel von den beiden bewaldeten Bergen auf Kyrene ausmachen konnte.
    Beim Anblick ihrer geliebten Heimat machte ihr Herz einen Satz. Selbst aus der Entfernung besaß die Insel einen Zauber, der Caro tief berührte. Die Luft um sie herum schien klarer zu sein, der Himmel erstrahlte in intensiverem Blau, das Meer funkelte in leuchtenden Edelsteinfarben - Saphir, Türkis und Aquamarin.
    Der Zauber wirkte schon besänftigend auf ihre aufgewühlten Nerven. Sie wandte ihr Gesicht zur Sonne, sog die nährende Wärme in sich auf.
    Sie spürte Max’ Anwesenheit, ehe er sprach. „Du siehst aus, als betetest du gerade den Sonnengott an.“
    Caro lächelte. Sie wusste, dass ihre Miene Freude verriet, ja, fast so etwas wie Ehrfurcht. „Das ist gar nicht so weit hergeholt, wie es klingt. Apollo ist lange auf unserer Insel verehrt worden.“ „Du freust dich, wieder zu Hause zu sein?“ fragte Max, als er sich neben sie an die Reling stellte.
    Sie nickte. „Es gibt keinen Ort auf der Erde, an dem ich lieber wäre.“ Neugierig schaute sie ihn an. „Ziehst du dein eigenes Zuhause nicht auch allem anderen vor?“
    „Nein, ich fühle mich nicht sonderlich verbunden mit meinem Heim. Vielleicht, weil ich dort nur wenig Zeit verbracht habe, seit ich in die Armee eingetreten bin. Mein Besitz liegt in Yorkshire. Das Land dort hat eine raue Schönheit, aber nicht im Entferntesten wie deine Insel.“ Max machte eine Pause, ehe er hinzufügte: „Warum erzählst du mir nicht mehr von Kyrene? Bei meinem letzten Besuch hier war ich zu sehr mit Yates beschäftigt, um auf meine Umgebung zu achten. Ich weiß nur, dass mehrere Tausend Menschen unterschiedlicher Nationalität hier leben.“
    „Stimmt“, bestätigte Caro. „Die Bevölkerung ist hauptsächlich spanisch, aber auch britisch, französisch, italienisch und sogar griechisch.“
    „Thome hat mir gesagt, die vornehmen Familien seien englisch. Wie kommt das?“
    Sie schürzte die Lippen, während sie überlegte, wie viel sie ihm verraten durfte. Die erstaunliche Geschichte, wie die Insel durch die ersten Wächter des Schwertes vor Jahrhunderten besiedelt worden war, war ein wohl gehütetes Geheimnis.
    „Ich vermute, es waren die Kriege. Die ersten Briten trafen vor langer Zeit ein, noch ehe die Mauren die Herrschaft im westlichen Mittelmeerraum errangen. Und unzählige verbannte Engländer kamen im Laufe der Jahrhunderte her in der Folge verschiedener politischer und militärischer Unruhen. Schließlich ging Kyrene in spanischen Besitz über und wurde
    vor etwa hundert Jahren an Britannien abgetreten.“
    „Im Vertrag von Utrecht.“
    „Ja, zusammen mit Menorca und Gibraltar. Die englische Bevölkerung wuchs danach beachtlich, und die Spanier übernahmen unsere englischen Sitten. Menorca wurde schließlich wieder spanisch, doch wir blieben englisches Protektorat mit unseren eigenen Gesetzen und einem eigenen Gouverneur. Unser Streben nach Unabhängigkeit war schon immer sehr stark gewesen.“
    „Wie habt ihr es geschafft, nicht von verfeindeten Ländern geschluckt zu werden?“
    „Wir waren klug genug, den regierenden Mächten für unseren Schutz Tribut zu zahlen“, erwiderte Caro trocken. „Es ist außerdem ein glücklicher Umstand, dass wir irgendwie isoliert liegen und unsere eigenen natürlichen Verteidigungen haben. Siehst du die Klippen dort?“ Sie deutete auf die zerklüftete hohe Steilküste im Westen der Insel. „Große Teile der Insel sind schwer zu erreichen. Außerdem besitzen wir drei Festungen und Dutzende Wachtürme oberhalb der zugänglicheren Buchten und Strände. Und sind dir die Schaumkronen da hinten aufgefallen?“
    Caro deutete auf das Meer, wo das strahlende Blau der Wellen in Hellgrün mit weißen Flecken