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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Und Lady Gwen, ein Mädchen mit großem Respekt vor seinem Vater, verschloss folgsam ihr Herz, stellte ihre nächtlichen Ausflüge ein und machte sich bereit, den Mann zu heiraten, den ihr Vater für sie auserkoren hatte.«
    Jetzt schwand der kleine Sonnenstrahl, der bisher zwischen ihnen auf dem Tisch getanzt hatte, und die Küche versank im einzig vom flackernden Kaminfeuer erhellten regnerischen Dämmerlicht.
    Aidan blickte fasziniert in Judes Gesicht. Was er dort entdeckte, waren Träume, Traurigkeit und verstohlene Sehnsüchte.
    »Als er es erfuhr, packte Carrick rasender Zorn, er schickte Blitz und Donner und Sturm über die Hügel und das Meer. Die Dorfbewohner, die Bauern und Fischer zitterten vor Furcht, doch Lady Gwen saß ruhig in ihrem Cottage und nähte.«
    »Er hätte sie doch einfach entführen und hundert Jahre auf seinem Schloss beherbergen können«, unterbrach Jude die Erzählung.
    »Ah, dann kennen Sie sich mit diesen Dingen also bereits aus.« Der Blick aus seinen blauen Augen wurde warm. »Natürlich hätte er sie entführen können, aber sein Stolz
verlangte, dass sie aus freien Stücken zu ihm kam. In dieser Hinsicht sind Feen nicht anders als ganz normale Menschen.«
    Wieder legte er den Kopf schief und sah sie fragend an. »Würden Sie vielleicht gern einfach von einem Mann entführt, ohne dass Sie eine Wahl haben – ohne dass er Geduld gelobt und Sie ordnungsgemäß hofiert?«
    »Da ich nicht glaube, dass ein Feenprinz hier auftauchen und sein Herz für mich entdecken wird, brauche ich darüber glücklicherweise nicht lange nachzudenken. Erzählen Sie mir also lieber, was Carrick weiter tat.«
    »Einverstanden. Bei Anbruch der Dämmerung stieg Carrick auf sein Pferd und flog in Richtung Sonne. Er holte sich etwas von ihrem Feuer, formte schimmernde Diamanten daraus und steckte sie in einen Sack aus Silber. Diese flammenden, magischen Juwelen brachte er zu ihrer Hütte, und als sie vor die Tür trat, schüttete er sie ihr vor die Füße und sagte: ›Ich habe dir Juwelen von der Sonne gebracht als Zeichen meiner Leidenschaft für dich. Nimm sie und mich, denn ich werde dir alles geben, was ich habe, und noch mehr.‹ Aber sie schüttelte den Kopf und erklärte, sie wäre einem anderen versprochen. Ihr Pflichtbewusstsein und sein Stolz hielten sie voneinander fern. Die Juwelen lagen unbeachtet zwischen den Blumen vor der Tür des Cottages …«
    »Und wurden ebenfalls zu Blumen.«
    Als Jude erschauderte, strich Aidan tröstend über ihre Hand. »Ist Ihnen vielleicht kalt?«
    »Nein.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, entzog sich ihm, griff nach ihrer Teetasse und nahm, um das Kribbeln in ihrer Kehle zu beruhigen, einen großen Schluck.
    Sie kannte die Geschichte, sah alles genau vor sich: das wunderbare Pferd, die liebreizende Frau, den Mann, der kein Mann war, und das feurige Blitzen der Diamanten auf der Erde.

    Denn sie hatte alles in ihrem Traum gesehen.
    »Nein, alles in Ordnung! Ich glaube, meine Großmutter hat mir schon einmal eine Version dieser Geschichte erzählt.«
    »Aber ich bin noch nicht fertig.«
    »Oh!« Abermals nippte sie an ihrem Tee und unternahm den krampfhaften Versuch, sich wieder zu entspannen. »Was passierte dann?«
    »Am Tag ihrer Hochzeit mit dem Fischer starb ihr Vater. Es war, als hätte er sich trotz aller Schmerzen ans Leben geklammert, bis er wusste, dass seine Gwen wohl versorgt und sicher war. Also zog ihr Ehemann zu ihr in das Cottage und verließ sie jeden Morgen bereits vor Sonnenaufgang, um seine Netze auszuwerfen. Sie führten ein ruhiges, zufriedenes Leben.«
    Als Aidan eine Pause machte, runzelte Jude verwirrt die Stirn. »Wie, das war das Ende?«
    Lächelnd trank Aidan ebenfalls von seinem Tee. Wie jeder gute Erzähler wusste er, wie er den Rhythmus der Geschichte verändern musste, um das Interesse der Zuhörerschaft zu steigern. »Habe ich das etwa gesagt? Nein, natürlich nicht. Denn wissen Sie, Carrick konnte sie ganz einfach nicht vergessen. Sie erfüllte sein Herz. Während Gwen ihr Leben führte, wie es von ihr erwartet wurde, verlor Carrick die Freude an der Musik und am Gelächter, und eines Nachts stieg er in größter Verzweiflung abermals auf den Rücken seines Pferdes, flog hinauf zum Mond und sammelte sein Licht, das sich in seinem Silbersack in lauter Perlen verwandelte. Wieder ging er zu ihr, und obgleich sie ihr erstes Kind unter dem Herzen trug, glitt sie nächtens heimlich aus dem Bett, um ihn zu sehen.«
    »›Dies sind die

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