Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
nicht ähnlich.“
„Was sie sicherlich nicht erfreuen dürfte, nehme ich an. Sie ist nicht einmal halb so hübsch wie du. Und alles, was du über sie erzählt hast, spiegelt sich in diesem Porträt wider. Es ist erstaunlich. Wenn ich das Bild sehe, möchte ich ihr einen Schlag auf die Nase versetzen – und wenn ich deine Geschichte nicht gehört hätte, wüsste ich nicht einmal genau, warum. Ich würde es aus keinem bestimmten Grund tun wollen.“
Janya fing an aufzuräumen. „Dieses Bild zu malen hat mir gutgetan. Ich habe seit Langem nicht mehr gemalt. Ich habe es nicht gespürt.“
„Janya, hast du je darüber nachgedacht, auf einer größeren Leinwand zu malen?“
„Wenn ich ein größeres Porträt von Padmini malen würde, dann würde sie vermutlich aus dem Bild springen und uns erdrosseln.“
„Ich meine eine wirklich große Leinwand. Eine Wand zum Beispiel.“
„Eine Wand? Du willst in deinem Häuschen ein Wandgemälde, das zu deinen neuen Fliesen passt?“
„Nein, ich möchte ein Bild auf der Außenfassade des Freizeitzentrums neben den Shuffleboard-Feldern. Und ich möchte, dass du den Kids das Malen beibringst und ihre Fortschritte überwachst. Und …“ Sie sprach immer schneller, als hätte sie Angst, dass Janya ablehnen könnte. „… ich bezahle dich. Du wärst die neue Kunstlehrerin. Und die Kinder werden dich lieben.“
„Ich? Lehrerin? Was weiß ich schon übers Unterrichten?“
„Du kümmerst dich wundervoll um Olivia. Sie hat mir heute erzählt, dass du mit ihr an einigen Bildern gearbeitet hast. Und das wäre eine fantastische Möglichkeit. Die Wand muss unbedingt gemacht werden. Demnächst findet ein großes Turnier statt, und jeder, der kommt, wird sehen, was du geschafft hast. Bitte, sag Ja.“
„Was für ein Wandgemälde schwebt dir vor?“
„Oh, ich weiß es nicht. Etwas, das du dir mit den Kids zusammen ausdenkst. Lee ist heute im Freizeitzentrum aufgetaucht, und er war außer sich vor Wut. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Alice ab morgen nicht mehr unterrichten wird, und ich stecke in der Klemme. Gladys kann ein bisschen häkeln und wird den Kindern bei den Handarbeitsprojekten helfen, mit denen sie schon begonnen haben. Aber sie alle werden enttäuscht sein, dass es so enden musste. Nächste Woche müssen wir etwas Großartiges und Lustiges und Aufregendes machen, oder sie werden meutern.“
„Nicht alle Kinder malen gern.“
„Machst du Scherze? Eine ganze Hauswand? Wir haben einen Tisch mit Bastelmaterial, um die Kinder zu beschäftigen, die nicht mitmachen wollen. Aber welches Kind will nicht mit Farbe herumklecksen und es dann Kunst nennen? Überwachte Graffitikunst. Das wird großartig.“
Sie sah so erwartungsvoll, so gespannt aus. Tracy war offenbar fest entschlossen, aber Janya konnte sich von ihrer Freundin doch nicht vorschreiben lassen, wie sie ihre Zeit verbringen sollte.
„Du würdest es bestimmt ganz toll machen“, schmeichelte Tracy.
Janya seufzte. „Du bist echt gut darin, Leute darum zu bitten, etwas Bestimmtes zu tun.“
„Ich weiß, und sie bezahlen mich sogar dafür.“
Janya bemühte sich, doch sie konnte keinen guten Grund finden, Nein zu sagen. Und die Tatsache, dass sie Tracy damit helfen konnte, war der beste Grund, Ja zu sagen.
„Gut. Ich werde es versuchen“, sagte sie.
Tracy schlang die Arme um sie und drückte sie so fest, dass Janya fast keine Luft mehr bekam. Solch übertriebene Gefühlsbekundungen war Janya nicht gewohnt.
„Du hast mir das Leben gerettet!“
„Das ist doch das Mindeste, was ich für eine Freundin tun kann.“
„Du bist einfach durch und durch nett.“
„Und genau das hat mich in Indien in Schwierigkeiten gebracht.“
Tracy machte einen Schritt zurück, doch sie lächelte. „Ja, aber es hat dich auch hierhergeführt. Und niemand könnte dir dankbarer sein als ich.“
„Dann kann ich ja froh sein, dass auch etwas Gutes dabei herausgekommen ist.“
Tracy fühlte sich ein bisschen ernüchtert. „Ich hoffe, dass einer neuen Freundin zu helfen auf Dauer nicht das Einzige ist, worüber du dich hier freuen kannst. Ich drücke dir die Daumen, dass Florida noch viel mehr für dich bereithält.“
„Kannst du das Gleiche über dich sagen?“
Tracy schien nachzudenken. „Ich weiß es nicht“, entgegnete sie schließlich. „Aber wenigstens stellt sich allmählich heraus, dass der Abstecher hierher wirklich sehr interessant werden könnte.“
24. KAPITEL
A ls Teenager hatte Tracy die
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