Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Kunstlehrerin und den Kids. Aber die neue Lehrerin ist wundervoll.“ Tracy wurde bewusst, wie sehr sie sich auf ein einziges Bild von Janya verließ.
„Waren Sie schon mal in Palatka?“, knurrte er.
„Wo?“
Er schnaubte verächtlich. „Nordöstlich von hier. Südlich von Jacksonville. In der Stadt gibt es jede Menge Wandgemälde. Die Senioren aus dem Ort sind hingefahren, um sie sich anzusehen. Es hat schon seinen Grund, dass Sie noch nie etwas von Palatka gehört haben – aber nachdem Sie die Gemälde gesehen haben … Sie werden es nie mehr vergessen. Die Bilder erzählen die ganze Geschichte der Gegend.“
„Das ist ein ehrgeiziges Projekt.“ Tracy hoffte, sie stand die Fertigstellung eines einzigen Wandgemäldes durch. „Da Sie der Experte sind – womit sollen wir Ihrer Meinung nach beginnen?“
„Tja, angesichts der Tatsache, dass es sich hier um ein Freizeitzentrum handelt, würde ich etwas über die Freizeitmöglichkeiten in Sun County vorschlagen.“
„Ich werde es Janya sagen. Eine gute Idee.“
Er schnaubte wieder. Allmählich fing sie an, sich Sorgen um seine Nasennebenhöhlen zu machen. „Machen Sie diese Ecke der Welt ein bisschen schöner“, brummte er. „Sie kann es gebrauchen.“
Jetzt fragte sie sich, ob sie sich verhört hatte. „Ihnen gefällt die Idee?“
„Sie ziehen wohl immer voreilige Schlüsse, wie?“
„Ich arbeite daran.“
„Das sehe ich.“ Sie rechnete damit, dass er gehen würde, doch er blieb neben ihr stehen. „Ich dachte an etwas, das Herb mir erzählt hat.“
Diese Neuigkeit überraschte sie. „Wirklich? Ich habe inzwischen herausgefunden, dass er eine Tochter hatte, aber ich bin bei der Suche nach ihr noch keinen Schritt weitergekommen.“
„Manchmal wollen Menschen nicht gefunden werden.“
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber er ist hier gestorben, in meinem Haus, und das kann ich nicht einfach ignorieren.“
„Ich würde Ihnen mehr erzählen, wenn ich könnte. Herb war der verschlossenste alte Kauz, den ich je kennengelernt habe.“
Sie hätte ihn über ein paar Dinge, die Herb betrafen, aufklären können, doch das waren Geheimnisse, die sie zu Ehren des alten Mannes für sich behalten würde.
Sie wies eines der Kinder an, vorsichtiger zu sein, und gab einem Gruppenleiter ein Zeichen, näher zu kommen und ein Auge auf die Kids zu haben. Dann wandte sie sich wieder ihrem neuen Informanten zu.
„Wie auch immer“, fuhr er fort. „Er hat uns mal erzählt, dass er als junger Mann in einer Bar hinterm Tresen gearbeitet hat. Die Bar hieß Gasparilla’s, oben in Cargo Beach. Er sagte, damals wäre es so etwas wie sein Zuhause gewesen.“
Tracy hatte sich so etwas erhofft wie: „Herb hat alle seine wichtigen Papiere in einem Tresorfach aufbewahrt und mir den Schlüssel hinterlassen.“
„Hm … Gasparilla’s. Ich frage mich, ob es die Bar noch immer gibt?“ Doch selbst wenn es so war, wer wäre dann von der damaligen Besetzung noch am Leben, um sich an Herb zu erinnern? Oder vielleicht an … Clyde?
„Kann ich nicht sagen. Ich bin nach Florida gekommen, um meinen Ruhestand zu genießen. Und da waren die Zeiten, in denen ich getrunken und gefeiert habe, längst vorbei.“
„Ich weiß zu schätzen, dass Sie mir das alles erzählt haben.“
„Sorgen Sie dafür, dass die Kinder etwas Buntes malen. Hauen Sie ein paar Leute vom Hocker, wenn Sie schon dabei sind.“
Mit dem Gefühl, einen Test bestanden zu haben, sah Tracy zu, wie er zurück zu den Spielfeldern ging. Das melodische Klingen der Disks, die aneinanderstießen, und das Gejohle der Kinder im Pool waren der fröhliche Soundtrack des Sommers.
Die Fahrstunden gingen voran. Janya wurde deutlich sicherer. An diesem Tag hupte jemand – nicht ihretwegen, sondern wegen einer lästigen Horde von Möwen –, und sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie fuhr schon fast mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Das bedeutete zwar, dass sie noch immer gute zwanzig Kilometer pro Stunde langsamer als alle anderen Verkehrsteilnehmer war, aber immerhin fiel sie nicht mehr auf. Sie war über Brücken gefahren, auf der Interstate gewesen und in viele Parklücken gefahren.
Noch immer musste sie vieles lernen. In Reihe zu parken kam ihr unmöglich vor. Doch sie war entschlossen, es zu lernen. Und zwar bald. Sie wollte den Führerschein machen und die Freiheit genießen, die sie damit gewann. Rishi sprach bereits darüber, ihr ein eigenes kleines Auto zu kaufen. Und sie hatte sich
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