Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
schließlich doch bereit erklärt, mit ihm das Fahren zu üben, damit Wanda auch mal eine Pause hatte. Es hatte sich herausgestellt, dass er sehr aufmerksam und geduldig war und sie oft lobte. Ihr attraktiver Ehemann, dessen Züge so viel Persönlichkeit ausstrahlten.
Sie fragte sich, was Alice über Darshan gedacht hätte.
Am Montagnachmittag dachte sie gerade wieder darüber nach, als sie das Abendessen zubereitete – ein Gericht namens „Rote Bohnen und Reis“ aus einem neu entliehenen Buch aus der Bibliothek. Plötzlich klopfte es an der Tür. Sie hatte die Gewürze im Rezept gegen Gewürze ausgetauscht, die sie lieber mochte. Und sie hatte die Wurst und etwas weggelassen, das „Schweinshaxe“ hieß und von dem sie lieber nicht wissen wollte, was genau es war. Das Einzige, was sie aus dem Rezept übernommen hatte, war der Reis, denn wegen des Reises hatte sie das Gericht überhaupt ausgewählt. Sie hatte gleich mehrere Portionen gekocht, damit sie abends, wenn sie aus dem Freizeitzentrum kam, etwas zu essen im Kühlschrank hatte. Sie hoffte, dass es schmeckte. Ganz sicher war es reichlich.
Sie hielt noch immer den Holzlöffel in der Hand, als sie Olivia vor der Tür stehen sah. Sie lächelte ihre kleine Freundin freundlich an und winkte sie herein. Schnell schloss sie die Tür hinter ihr, damit es drinnen kühl blieb. „Weiß deine Großmutter, dass du hier bist?“
„Mein Vater hat sie zum Arzt gebracht. Nana wollte, dass ich mitkomme, aber ich habe ihnen gesagt, dass ich allein zurechtkomme.“
Doch sie war nicht allein zurechtgekommen. Janya konnte es ihr ansehen. Olivia war kein selbstbewusstes Kind. Sie hatte Angst vor dem Wasser, mochte den Wind nicht und machte sich oft Sorgen um Alices Gesundheit. Wenn sie Freunde hatte, so wurden sie nie zu Olivia nach Hause eingeladen. Janya war überrascht, dass ihr Vater Olivia überhaupt erlaubt hatte, am Sommerprogramm teilzunehmen. Sie vermutete noch immer, dass Lee es nur aus einem Grund getan hatte: um Tracy an dem Abend, als Alice sie zum Dessert eingeladen hatte, abzulenken und ruhigzustellen.
„Ich bin so froh, dass du hier bist“, sagte Janya. „Hast du schon gehört, dass ich die Aufsicht über die Gestaltung des Wandgemäldes im Freizeitzentrum habe? Vielleicht hast du ja ein bisschen Zeit, um ein paar Ideen aufzumalen?“
„Ich weiß nicht mal genau, was ein Wandgemälde ist. Ist das einfach ein großes Bild?“
„Das stimmt genau. Und wer könnte sich besser Ideen dazu einfallen lassen?“
„Wir haben die Wand heute gestrichen. Zwei Mal. Es ist alles vorbereitet. Wie fangen wir an?“
„Ich denke, morgen sprechen wir darüber, was wie gern auf der Wand sehen wollen, und bitten dann alle Kinder, etwas zu skizzieren. Wir haben nicht viel Zeit dafür, also müssen wir uns mehr beeilen, als mir lieb ist. Aber ich glaube, wir schaffen das.“
„Ich bin so froh, dass du jeden Tag da sein wirst.“ Olivias breites Lächeln zeigte, dass ihre Worte von Herzen kamen. „Ich weiß nicht, warum Nana nicht auch bleiben und weiter Häkelunterricht geben durfte. Ich hätte euch gern beide da. Tracy ist schon jeden Tag im Zentrum.“
Janya hütete sich davor, mit Olivia über die Gründe zu sprechen, warum Alice keine Kurse mehr gab. In ihren Augen war es nur ein weiterer Beweis, dass Olivias Vater ein Tyrann war.
„Also, die Wand ist jetzt vorbereitet“, sagte Janya. „Hat es Spaß gemacht, sie anzustreichen?“
„Ich male gern. Kurz bevor sie gestorben ist, wollten Mommy und ich mein neues Zimmer streichen. Ich durfte mir die Farbe aussuchen. Ich habe Türkis gewählt.“
„Wie die Farbe hier?“
„Heller. Und ich sollte rosa Vorhänge bekommen.“ Olivia verstummte. Sie wirkte sehr verunsichert. „Janya, ich …“
Janya wartete geduldig, obwohl sie fürchtete, dass die Bohnen in der Zwischenzeit verbrennen würden. „Stimmt etwas nicht?“
„Das Haus. In das wir ziehen sollten. Es war ein Geheimnis. Mommy hat das Haus gefunden, und sie hat gesagt, dass sie es gesehen und gewusst habe, dass es perfekt für uns sei. Es war ziemlich weit von hier entfernt. Ich hätte die Schule wechseln müssen, aber das war mir egal. Sie hat mir nur davon erzählt, weil wir noch streichen mussten, ehe wir einziehen konnten. Sie sagte, wir würden Daddy damit überraschen. Ich sollte ihm nichts davon erzählen, sonst wäre es keine Überraschung mehr gewesen. Es war unser Geheimnis.“
„Ich verstehe.“ Aber eigentlich verstand sie es
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