Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
nicht.
„Dann ist sie gestorben. Ich weiß nicht, was mit dem Haus passiert ist. Ich hatte Angst, Daddy zu fragen. Ich glaube nicht, dass Mommy ihm schon davon erzählt hatte. Wenn ich es gesagt hätte, dann hätte er sich noch schlechter gefühlt, weil wir nicht in das Haus ziehen konnten, wie Mommy es sich gewünscht hat.“
Janya konnte sich nicht vorstellen, was passieren musste, damit eine Frau ein Haus kaufte oder mietete, ohne ihrem Ehemann etwas davon zu erzählen. Jeder liebte Überraschungen. Aber ein Haus? Weit weg von Palmetto Grove?
„Es hatte vier Schlafzimmer – eines für jeden“, fuhr Olivia wehmütig fort. „Mommy wollte das letzte Zimmer als Büro benutzen. Sie wollte eines Tages eine eigene Firma eröffnen.“
„Sie fehlt dir sehr, oder?“
„Manchmal frage ich mich, ob es meine Schuld war, dass sie gestorben ist. Als Mommy und Daddy sich gestritten haben, habe ich mir immer gewünscht, dass es aufhört. Und jetzt hat es aufgehört. Für immer.“
Janya legte ihre Hand auf Olivias Schulter. „Du hast dir nie gewünscht, dass deine Mutter tot wäre. Und selbst wenn du es getan hättest, weil du in dem Moment furchtbar wütend warst, wäre das nicht schlimm gewesen. Niemand kann durch bloßes Wünschen erreichen, dass bestimmte Dinge geschehen. Wenn das möglich wäre, dann wäre die Welt ein schrecklicher Ort.“
„Meinst du?“
„Ich habe mir oft gewünscht, dass das Haus von allein sauber werden und dass das Essen sich allein kochen würde, und nichts davon ist je eingetroffen.“ Janya hatte sich außerdem gewünscht, dass Darshan sich entscheiden würde, sie trotz des Skandals zu heiraten, doch dieser Wunsch war ebenfalls nicht in Erfüllung gegangen.
„Streitest du dich manchmal mit Mr Kapur?“
Sie wusste nicht, wie sie diese Frage beantworten sollte. Sie und Rishi stritten sich nicht, weil sie sich kaum sahen. In ihrem Fall war das nicht gut.
Sie versuchte, es zu erklären. „Viele Menschen, die sich lieben, streiten sich auch. Es kann schwierig sein zusammenzuleben.“ Sie zögerte. Dann fügte sie so locker wie möglich hinzu: „Aber es ist falsch, den anderen zu schlagen.“
„Ich bin froh, dass Daddy Mommy nie geschlagen hat.“
Janya war erleichtert. „Ich hole jetzt Papier und Stifte. Dann kannst du schon mal ein bisschen malen, während ich das Essen mache. Wir können uns zusammen ein paar Ideen für morgen ausdenken.“
„Ich komme gern hierher.“
Janya beugte sich vor und strich ihr durchs Haar. „Das freut mich.“
Rishi kam früher als sonst nach Hause. Janya war immer noch damit beschäftigt, den roten Bohnen und dem Reis Geschmack zu geben. Wie bei vielen der amerikanischen Rezepte, die sie ausprobiert hatte, wollte es einfach nicht zusammenpassen.
Sie stellte den CD-Player leiser, der laut ihre Lieblingslieder gespielt hatte. „Ich verstehe die amerikanische Küche nicht“, seufzte sie. „Ich kann nicht glauben, dass die Amerikaner solche Gerichte gern essen.“
Rishi stellte sich neben sie und warf einen Blick in den Topf. „Und was ist das?“
„Ich habe mir diese Woche ein neues Kochbuch aus der Bibliothek ausgeliehen. Amerikanische Cajun-Küche. Sehr amerikanisch, also wird es dir vermutlich schmecken. Das Gericht nennt sich ‘Rote Bohnen und Reis’.“
„Eines Tages werde ich mit dir nach New Orleans fahren. Das Essen dort ist wundervoll. Alles schmeckt köstlich.“
„Tja, es gibt hier viele Rezepte für Gerichte, die ich niemals kochen oder essen werde.“
„Rote Bohnen und Reis werden in Louisiana gekocht wie bei uns in Indien Dal und Reis. Allerdings habe ich noch nie so etwas wie das hier gerochen.“
„Das Rezept war so, wie es im Kochbuch stand, einfach nicht gut, sondern fade.“
„Hast du es denn einmal so ausprobiert, wie es dastand?“
Janya legte den Löffel weg und blickte stirnrunzelnd in den Topf. Sie hoffte, ihr würde die fehlende Zutat noch einfallen. „Es hätte nach nichts geschmeckt.“
„Das ist bei Cajun-Gerichten eigentlich nicht das Problem.“
Sie sah ihn an. „Tja, vielleicht ist dieses Kochbuch dann schuld.“
Er wandte den Blick ab, als hätte ihn draußen etwas abgelenkt, und räusperte sich. „Das kann natürlich sein.“
Rishi verschwand, um sich umzuziehen, und sie fügte unterdessen die letzten Gewürze hinzu, die den Bohnen hoffentlich einen gewissen Pfiff gaben. Kurz darauf trafen sie sich, um gemeinsam zu beten. Dann half Rishi ihr, den Tisch zu decken. Janya wollte das
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