Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
könnte. Sie könnte diese wundervolle Geste vergiften, indem sie ihm nicht verriet, was sie tief in ihrem Herzen empfand.
Aber Ehrlichkeit brachte auch Risiken mit sich. Sie konnte spüren, wie ihr Ehemann sie anzog. War sie bereit, diesen Schritt zu gehen?
„Das ist das Schönste, was jemals ein Mensch für mich getan hat.“ Sie streckte die Hand aus, und er ergriff sie. „Du weißt, wie wichtig das hier für mich ist. Du wusstest, wie sehr ich mich darüber freuen würde.“
„Ich habe es gehofft.“
„Und du hast all das Geld ausgegeben, obwohl wir für ein zweites Auto sparen und uns eines Tages ein Haus kaufen wollen?“
„Na und? Wir werden das alles hier mit in das neue Haus nehmen. Natürlich kannst du auch etwas davon in das neue Auto stellen, wenn du möchtest.“
Sie lachte leise. Als er sie an sich zog, ließ sie es geschehen. Sie ließ zu, dass er sie in die Arme schloss, und als er sich herunterbeugte, um sie zu küssen, hatte sie ihm das Gesicht schon zugewandt.
„Es gibt keine Blumen, die wir abschneiden könnten“, sagte sie, als sie sich schließlich von ihm löste. „Ich möchte, dass sie alle hierbleiben, wo sie hingehören.“
„Dann werden wir einfach hier essen – an unserem neuen Tisch, umgeben von Blumen.“
„Was habe ich nur für einen romantischen Mann geheiratet.“
Er zog sie wieder in seine Arme. „Nein, du hast einen Mann geheiratet, der dich einfach nur glücklich machen will.“
Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und hoffte, dass es eines Tages so sein würde.
25. KAPITEL
J anya hatte erwartet, sich ganz leicht an den Sommer in Florida zu gewöhnen. Immerhin hatte sie in Mumbai gelebt, war durch den Monsun gewatet
und hatte ohne Klimaanlage ihre Kindheit und später auch die zahlreichen Stromausfälle überlebt, die in der Stadt an der Tagesordnung waren. Doch die Hitze im Juli und die extreme Luftfeuchtigkeit, die selbst in der Nähe des Golfs herrschte, erinnerten sie an die schlimmsten Zeiten in der alten Heimat. Auf der Terrasse, die Rishi vor Wochen so liebevoll hergerichtet hatte, hielt man es oft nur kurz nach Sonnenaufgang oder abends aus, wenn ein Regenschauer die Luft etwas abgekühlt hatte. An Abenden, an denen es zu heiß war, um draußen zu essen, saßen sie wenigstens vor dem Zubettgehen noch ein paar Minuten draußen, tranken Tee und unterhielten sich über ihren Tag.
In der ruhigen, friedlichen Atmosphäre der Terrasse hatten sie und Rishi allmählich begonnen, etwas entspannter miteinander umzugehen. Während im Hintergrund die Frösche quakten und die Grillen zirpten, lernte sie den Mann, den sie geheiratet hatte, besser kennen. Er war vernünftiger, weiser, als Janya gedacht hätte, und umsichtiger. Allmählich begann sie zu glauben, dass ihr Ehemann so oft unterwegs war, weil er ihr die Zeit geben wollte, sich an die Ehe zu gewöhnen. Er arbeitete nicht nur so viel, um sich einen Namen zu machen, sondern auch, weil er Janya nicht unter Druck setzen wollte. Sie wusste, dass Rishi sich Kinder wünschte. Er sprach immer voller Sehnsucht von Kindern. Doch er schien zu wollen, dass Janya von sich aus die Entscheidung traf und nicht, weil sie sich genötigt fühlte, sich zu fügen.
Janya verstand seinen Wunsch. Sein ganzes Leben lang war Rishi zu anderen Menschen abgeschoben worden. Außer seinen Eltern hatte ihn niemand jemals um seinetwillen geliebt. Dagegen würde ein eigenes Kind zu Rishi aufsehen, als hielte er die Geheimnisse des Universums in den Händen. Und verdiente er das nicht? Janya hoffte, dass sie ihm eines Tages ganz freiwillig diesen Traum erfüllen könnte.
An diesem Morgen beendete sie gerade die Vorbereitungen für etwas ganz anderes. Sie hatte ihre Nachbarinnen eingeladen. In aller Herrgottsfrühe war sie aufgestanden, um alles vorzubereiten. Auf Wunsch der anderen hatte sie einige ihrer Lieblingsgerichte aus Indien gekocht. Es waren keine Gerichte, die sie für Rishi zubereitete, aber die anderen Frauen waren neugierig gewesen. Tracy hatte selbstverständlich schon in Kalifornien in indischen Restaurants gespeist. Allerdings bezweifelte Janya, dass das Essen dort ganz originalgetreu zubereitet wurde und schmeckte. Wanda und Alice dagegen hatten zugegeben, dass sie noch nie etwas so Außergewöhnliches probiert hatten. Also erledigte Janya stolz die letzten Handgriffe an einer Auswahl ihrer Leibspeisen und dachte zum ersten Mal, dass es in ihrer Küche so duftete, wie es duften sollte.
Tracy kam am Mittag als
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