Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Dann stieß sie die Sandalen von den Füßen und bewegte die Zehen rauf und runter und ließ den Kopf kreisen, sodass ihr Haar locker um sie fiel, während sie tanzte.
Dann ging es los, und das Lied nahm schnell an Tempo zu. Janya schwang die Hüften, schloss die Augen und hob die Hand, um sie dann wieder fallen zu lassen. Den Kopf auf die Schultern geneigt, hielt sie die Handgelenke gerade und die Hände über die geschlossenen Augen. Dann drehte sie sich um, schwenkte die Hüften von einer Seite zur anderen, neigte sich zur Seite, sodass die anderen Frauen sie im Profil sahen, und wandte ihnen dann wieder den Rücken zu, während sie die Hüften im Takt der Musik bewegte. Es war eine Mischung aus Bauchtanz, klassischem indischen Tanz, Volkstanz und Salsa. Sie streckte die Arme in die Höhe, einen nach dem anderen, verschränkte sie dann vor der Brust, wobei sie die Handgelenke kreisen und die Hände Stück für Stück nach oben klettern ließ, bis ihre Arme wieder über dem Kopf ausgestreckt waren. Dann sank sie anmutig auf ein Knie nieder und drehte sich um, während sie Bewegungen mit den Händen machte, die zu dem Lied passten. Wieder auf den Beinen, flatterte der weite Rock um sie herum, als sie im Rhythmus der Musik mit Hüften und Füßen wippte. Und Janya verlor sich in dem Lied …
Sie nahm kaum noch etwas um sich herum wahr, doch sie wusste, dass ihre Freundinnen bei ihr waren. Die Frauen sahen fasziniert zu. Die Hände über dem Kopf warf Janya die Hüften im Takt erst in die eine Richtung, dann in die andere. Die Handflächen nach unten gerichtet, machte sie mit den Händen im Takt abgehackte Gesten, ehe sie sie passend zur Melodie wieder anmutig und weich durch die Luft führte.
Als sie fertig war und das Lied zu Ende, fühlte sie sich beschwingt. Sie wollte immer weiter tanzen. Als der letzte Ton verklungen war, brandete Applaus auf.
„Wow, das war das Schönste, was ich je gesehen habe“, sagte Tracy. „Eigentlich warst du das Schönste. Verdammt ungerecht. Es scheint dir alles so leicht von der Hand zu gehen. Du musst gar nichts tun und siehst trotzdem unglaublich bezaubernd aus.“
„Meinst du, dass wir unsere Hüften so schwingen können?“, fragte Wanda.
„Ich denke, ihr könntet es versuchen.“ Janya bedeutete ihnen aufzustehen.
„Darf ich auch mitmachen?“ Olivia blickte ihre Großmutter an. „Bin ich alt genug?“
Alle lachten. Wanda stand auf, ging zu Janya und lupfte ihren Rock über ihre Knöchel. „Gut, Tanzen ist das eine, aber seht euch mal das hier an.“
„Was hast du mit deinem Knöchel gemacht?“, fragte Olivia. „Ist das ein Tattoo?“
Janya zog den Rock noch ein Stückchen höher, damit alle es sehen konnten. „Es ist ein Hennatattoo. Es verschwindet nach einiger Zeit wieder. Ich lerne gerade, solche Tattoos selbst zu machen. Nur aus Spaß. Gefällt es euch?“
Das Tattoo war kunstvoll. Es zierte den Spann ihres Fußes und schlängelte sich hoch bis zu ihrem Knöchel. Das Muster sah aus wie eine Spitzenbordüre, mit Ornamenten, Wellenlinien und kleinen Bögen. Janya war zufrieden, dass sie die Kunst für ihren Geschmack schon ziemlich gut beherrschte.
Alle waren fasziniert. Janya stand auf einem Bein und hielt den Fuß, den sie bemalt hatte, in die Höhe. „Ihr könntet meine Modelle sein. Ich würde gern eine Hand bemalen – allerdings nicht meine eigene.“
„Ich bin dabei“, entgegnete Wanda.
„Ich auch“, stimmte Tracy zu. „Es sei denn, ein gewisser Jemand hat gerade dann etwas ganz Besonderes mit mir vor.“
Janya lächelte Alice und Olivia an, um auch sie zu ermutigen. Doch dann wurde ihr bewusst, dass es für die beiden ausgeschlossen war. Denn ein Hennatattoo wäre ein Beweis, dass sie bei ihr zu Besuch gewesen waren, und sie war sich sicher, dass Olivias Vater außer sich vor Wut wäre, wenn er das herausfand.
„Also gut“, sagte sie schnell. „Lasst uns tanzen.“
Als Janya zwanzig Minuten später die Musik ausstellte, keuchten und lachten alle. Wanda hatte sich bereits atemlos aufs Sofa fallen lassen. Tracy wackelte noch immer mit den Hüften und bemühte sich, die Bewegungen eleganter und fließender auszuführen. Doch Alice hatte sich als die eigentliche Meisterin herausgestellt. Zwar bewegte sie sich nicht so schnell wie die anderen, aber jeder ihrer Bewegungen wohnte Anmut inne, ewige Jugend. Sie war mit Abstand die beste Tänzerin von allen, ein Naturtalent.
Wanda fächelte sich mit der Hand Luft zu. „Das war ein
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