Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
und verkaufte, wirkte Maribel drei Töne zu blass.
„Mrs Craimer“, sagte sie und streckte Tracy die Hand entgegen. „Schön, Sie wiederzusehen. Haben Sie sich also doch noch dazu entschlossen, nach einem Haus zu schauen?“
„Maribel …“ Tracy schüttelte ihre Hand und zog sich dann aus Maribels leicht schwitzigen Fingern zurück. „Ich heiße jetzt Tracy Deloche. Erinnern Sie sich an den ganzen Papierkram?“
Maribel wirkte auf charmante Art unleidlich. „Es tut mir so leid. Was habe ich mir nur gedacht? Es ist nur so, dass Ihr Ehemann eine solch beeindruckende Präsenz hatte.“
„Exmann.“ Im Augenblick beehrte C J vermutlich die Wäscherei des Gefängnisses mit seiner „beeindruckenden Präsenz“ und bügelte Hemden.
„Ich hoffe, Sie haben sich entschlossen, sich unsere Angebote einmal genauer anzuschauen.“ Maribel senkte die Stimme, als wäre der menschenleere Raum eventuell verwanzt. „Der Markt reagiert gerade ein kleines bisschen langsam. Sie können ein Schnäppchen machen, wenn Sie schnell sind.“
Tracy kannte sich mit dem trägen Markt aus. Zu den Problemen, die sie mit den Umweltaktivisten hatte, die wollten, dass Happiness Key in Ruhe gelassen wurde und allmählich zuwucherte, kam die Zurückhaltung möglicher Bauträger. Niemand, der die Mittel besaß, sich gegen aufdringliche Umweltschützer zu behaupten, wollte Tracys Probleme übernehmen. Die Wirtschaft. Die Hurrikane. Die Versicherung. Es sah vielleicht so aus, als würde Tracy eine Goldmine besitzen, doch wie viele Goldsucher vor ihr würde sie – wenn sich nicht schnellstens etwas änderte – zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot Bohnen und Sauerteigbrötchen verspeisen.
„Ich habe nicht vor, in Florida zu bleiben, wenn ich das Land erst mal verkauft habe“, sagte Tracy zu Maribel und hoffte, dass ihre Worte diesmal in Maribels Bewusstsein drangen. „Also bleibe ich in dem Haus auf Happiness Key wohnen. Aber ich brauche die Originalschlüssel für die Häuser.“
„Ja, es hat mir so leidgetan von Ihrem Mieter zu hören. Mr. Cross?“
„Krause. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich seine Akte mitnehmen. Ich brauche Informationen über seine Angehörigen.“ Sie hielt inne. „Hat er vielleicht eine Kaution hinterlegt? Sie wissen schon … Die ich seinen Verwandten auszahlen kann, nachdem ich die notwendigen Reparaturen veranlasst habe?“
„Nicht dass ich wüsste. Die Mietverträge waren relativ formlos. Auch als Anreiz, um jemanden zu überzeugen, dort draußen zu wohnen und eine solch kurze Kündigungsfrist hinzunehmen.“
Tracy war enttäuscht. „Tja, eine schnelle Räumung scheint mir im Augenblick nicht sehr wahrscheinlich zu sein.“
„Dann bleiben Sie noch einige Zeit vor Ort?“
Tracy wollte Maribel nicht erzählen, dass sie sonst nirgends hingehen konnte. Das klang so armselig, so verdammt erbärmlich. Ungefähr so erbärmlich, wie Herbs Kaution verwenden zu wollen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Sie sollte versuchen, es etwas positiver darzustellen.
„Ich bin eine hoch motivierte Verkäuferin. Ich will den Überblick behalten. Ich weiß, dass der Markt sich jeden Moment erholen und ändern kann, also will ich an Ort und Stelle sein, um den Deal perfekt zu machen.“
„Tja, das nenne ich eine zupackende Haltung.“ Maribel stöckelte auf ihren unmöglich hohen Highheels zu den hölzernen Aktenschränken hinter dem Empfangstresen, öffnete einen und begann, die Akten zu durchsuchen. „Ich sage meinen Mitarbeitern auch immer, dass sie den Überblick behalten und immer auf dem Laufenden sein müssen. Aber in der letzten Zeit habe ich einige der besten Leute verloren. Natürlich werde ich den Verkauf Ihres Landes selbst in die Hand nehmen, also müssen Sie sich keine Sorgen machen. Sie stehen bei mir an erster Stelle.“
„Es gefällt mir, bei jemandem an erster Stelle zu stehen.“ Tracy fragte sich, ob das jemals der Fall gewesen war.
Maribel zog eine Akte hervor und brachte sie herüber. Dann öffnete sie die oberste Schublade ihres Schreibtisches, holte einen Schlüsselbund heraus und reichte Tracy alles.
„Ich habe für jedes Haus einen Nachschlüssel machen lassen, sodass wir einen Schlüssel hier haben, falls ein Käufer das Innere des Hauses besichtigen möchte. Natürlich ist das eher unwahrscheinlich, weil der Käufer des Landes vermutlich alle Häuser dem Erdboden gleichmachen wird.“
Tracy steckte alles in ihre Doctor B Bag von Fendi, die C Js Sekretärin ihr
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