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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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unterhalten. Er hat mir nie etwas von sich erzählt.“ Janya senkte die Stimme. „Und ich habe ihm auch nichts über mein Leben erzählt. Obwohl es ihm bestimmt gefallen hätte.“
    Tracy wollte sich nicht schuldig fühlen. Schließlich war das Einzige, was sie mit Herb Krause verbunden hatte, der Scheck für die nächste Miete gewesen. Trotzdem konnte sie die Tage nicht vergessen, an denen sie extra nachgeschaut hatte, dass er nicht draußen war, um ungesehen an seinem Häuschen vorbeizuschleichen. Und das alles, um nicht von ihm in ein Gespräch verwickelt zu werden.
    „Wenn nichts in seinem Mietvertrag steht, muss ich wohl in seinen persönlichen Sachen nachschauen, um etwas zu finden. Seine Familie muss benachrichtigt werden. Ich bin mir sicher, dass seine Angehörigen ein paar seiner Dinge behalten wollen.“ Trotz ihrer Worte fragte Tracy sich, ob das stimmte. Sie konnte nichts entdecken, was für ein Erbstück getaugt hätte. Die Möbel waren billig und nichts Besonderes. Für Kitsch hatte er offenbar nichts übriggehabt.
    „Ich hoffe, Sie finden, wonach Sie suchen“, sagte Janya höflich.
    Tracy hatte es aufgegeben, nach irgendetwas zu suchen. Doch sie wusste, dass Janya nur von Herb sprach.
    Ken war weg. Aber das war keine Überraschung. Wandas Ehemann hatte das Haus verlassen, noch ehe sie überhaupt die Augen aufgeschlagen hatte. Sie bezweifelte, dass sie ihn heute zu Gesicht bekommen würde, obwohl es heute ihr freier Tag war und sie nicht ins Restaurant zur Arbeit musste. An den meisten Abenden kam er erst nach Hause, wenn sie längst im Bett war. Das machte ihr nichts aus, da sich auf ihrer superbequemen Matratze sowieso nichts Interessantes mehr abspielte.
    Sie war sich nicht sicher, wohin ihr Ehemann ging und was er nach der Arbeit machte. Was sie allerdings sicher wusste, war, dass es ihr mittlerweile egal war. Ken konnte mit seinen Kollegen auf den Putz hauen oder mit einem süßen jungen Ding, das ihn für eine Art Dirty Harry hielt. Was auch immer mit ihm los war – sie hatte das Interesse verloren. Eine Frau sollte um ihren Mann kämpfen. Doch was, wenn er nicht mal eine Laufmasche in ihrer Strumpfhose wert war?
    Sonnenstrahlen drangen durch die Schlitze in den Schlafzimmerrollos. Sie hatte lange genug auf der Bettkante gesessen. Wie immer wünschte sie sich, sie hätte ihrem Sohn nicht versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören. Seufzend machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer.
    Ein kleiner Blick in den Spiegel überzeugte sie, dass sie letzte Nacht nicht wie erhofft in echtem Schönheitsschlaf geschwelgt hatte. Hitzewallungen hatten sie gequält. Wenn sie zwischen den Attacken richtig geschlafen hätte, dann wären die Auswirkungen jetzt vermutlich nicht so deutlich zu sehen. Sie hatte Tränensäcke unter den Augen, Krähenfüße um die Augen und Falten zwischen den Augen, die wie Ausrufezeichen zwischen ihren Brauen aufragten. Die Anzeichen des Alterns überraschten sie noch immer.
    Kein Wunder, dass Ken den Weg nach Hause und ins eigene Bett nicht besonders oft fand.
    Nach einer lauwarmen Dusche – sie hätte auch einen neuen Heißwasserboiler auf die Liste für diese Deloche setzen sollen – zog sie sich Shorts und ein Hemdchen an und drehte sich Lockenwickler ins Haar. Dann schlurfte sie in die Küche, um zu sehen, was sie für ein spätes Frühstück finden konnte.
    Erstaunt stellte sie fest, dass Ken doch noch zu etwas gut war. Er hatte eine Kanne Kaffee gekocht, die mittlerweile zu einer schlammigen Pfütze verkocht war, doch er hatte auch die Zeitung geholt. Bewaffnet mit ihrer ersten Tasse frisch aufgebrühten Haselnussmokkas – verbotenerweise mit viel Zucker und Sahne verfeinert –, widmete sie sich ihrem Horoskop.
    „Widder …“ Sie überflog den Text und las laut vor. „Es mangelt Ihnen nicht an romantischen Interessen, aber sich auszutoben bringt Ihnen nicht das, wonach Ihr Herz sich sehnt. Die Zeit ist gekommen, Ihre Erwartungen einzugrenzen. Freunde können Ihnen helfen, Ihre wahre Liebe zu finden. Vergessen Sie nicht, dass andere sehen können, was Sie nicht sehen.“
    Sie brach in Lachen aus. Das Lachen fühlte sich gut an – reinigend, als würde sie sich von etwas Giftigem befreien.
    Noch einmal las sie den Text durch. Gut, Punkt eins war richtig. Keine Frage, dass sie ihre romantischen Interessen eingrenzen musste. Sie hatte einen Sättigungspunkt erreicht. Tatsächlich hatte sie abends nicht genug Zeit für all die Männer, die um ihre Aufmerksamkeit

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