Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
schweigen von der Jacht.
Doch sie erzählte Lee eine leicht abgewandelte Geschichte. „Ich freunde mich lieber nicht mit zu vielen Leuten an, die ich dann zurücklassen muss. Aber ich dachte, ein Sommerjob könnte eine interessante Möglichkeit sein, um mehr über die Gegend und die Menschen herauszufinden. Sie wissen schon. Am Ball bleiben, ein bisschen darüber erfahren, wie die Dinge hier laufen.“
„Ich wünschte, Sie hätten die Lizenz, um in Florida Immobilien zu verkaufen. Maribel könnte einen weiteren fähigen Mitarbeiter sicherlich gut gebrauchen.“
„So ein Jammer. Ich kann locker mit den Reichen und Berühmten plaudern. Ich würde mich in dem Geschäft sicher gut machen.“
„Also, die Eventmanagerin des Jachtklubs könnte ein wenig Unterstützung gebrauchen. Zu dieser Jahreszeit hat sie immer viel zu tun. Ich könnte Sie einander vorstellen.“
Tracy fragte sich, ob es einen Job geben mochte, der noch besser zu ihr passte. Sie hatte als Freiwillige viele Events geplant oder dabei geholfen – zuerst als Stellvertreterin ihrer anspruchsvollen Mutter, später als C Js Ehefrau. Charity-Bälle, Golf- und Bridge-Turniere, Lunches.
„Das ist ein sehr freundliches Angebot“, sagte sie. „Vielleicht nehme ich Sie beim Wort.“
„Ich schaue mal, was ich herausfinden kann, und lasse es Sie dann wissen.“
Sie hielt vor ihrem Wagen an und bemerkte seine bewundernden Blicke. Der BMW Z3 war ein flotter kleiner Sportwagen, der in ihrer Jugend ausgesagt hatte, dass sie lebenslustig, sorglos und für jeden tabu war, der kein Geschäftsmann mit ausgezeichneten Aussichten war. Inzwischen war sie sich nicht mehr sicher, was der Wagen aussagte. Vielleicht etwas über längst verblasste Pracht.
„Ihnen wird vermutlich auffallen, dass ich in der nächsten Zeit häufiger in Herbs Häuschen bin“, sagte sie. „Bis wir seine Familie gefunden haben.“
„Ich werde mal Alice fragen, ob sie etwas weiß.“
Sie warf ihm ein dankbares Lächeln zu. Einen Moment lang blickten sie einander abschätzend an. Ihr gefiel, was sie sah. Andererseits war sie auch mit C J zufrieden gewesen – bis er ihr eines Morgens im Solarium gesagt hatte, sie solle sich hinsetzen, und ihr dann offenbart hatte, dass er ins Gefängnis müsse.
„Man sieht sich“, sagte sie und schloss die Tür auf.
„Ganz sicher. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie etwas brauchen.“
Sie dachte über seine Worte nach, als sie davonfuhr. Und ihr wurde klar, dass sie nicht wusste, was sie brauchte. Bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber machen müssen. Doch in Zukunft würde es wohl nie mehr so einfach sein.
4. KAPITEL
J anya konnte sich darauf verlassen, dass Rishi bei Einbruch der Dunkelheit heimkam – wenn sie nicht zu Hause mit dem Essen auf ihn warten
würde, wusste sie, dass er bei der Arbeit bleiben und Pizza direkt aus dem Karton oder gebratenes Hühnchen aus einem Pappeimer essen würde. Janya war sich sicher, dass das Essen wie die Verpackung nach Pappe schmecken musste. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand, der zumindest in Indien geboren worden war, so etwas ertragen konnte.
Obwohl Janyas Familie immer einen Koch gehabt hatte, hatte Janyas Mutter darauf bestanden, dass ihre Tochter wenigstens die Regeln und die Genauigkeit der klassischen indischen Küche kennenlernte. Sie hatte gelernt, nur die frischesten Gewürze zu kaufen und zu mahlen. Sie zu braten, bis ihr Aroma sich entfaltet hatte. Eine Platte mit verschiedenen Gemüsesorten anzurichten, die in Geschmack und Beschaffenheit so vielfältig waren, dass Fleischesser nicht dahinterkamen, dass gar kein Fleisch gereicht wurde. Sie wusste, wie man Mehl und Joghurt mischte, um chapati herzustellen. Und sie wusste, wie sie das Fladenbrot dann in der tawa, einer speziellen eisernen Pfanne, backen musste, wobei sie die Ecken immer wieder löste, bis das Brot sich aufblähte wie ein Ballon.
Rishi konnte ein chapati nicht von einer Tortilla unterscheiden. Und es war ihm egal. Janya wusste, dass sie sich um ihn kümmern musste, also versuchte sie es, weil es von ihr erwartet wurde.
Als Rishi an diesem Abend nach Hause kam, beendete Janya gerade die Vorbereitungen für ihr Essen. Sie war mit einem Amerikaner verheiratet. Sie hatte seine Essgewohnheiten lange genug studiert, um zu wissen, dass er lieber Pommes frites als Reis und lieber Maiskolben als Linsen mochte. Als strenge Vegetarierin würde sie niemals Fleisch zubereiten, doch Janya bemühte sich, ihn zufriedenzustellen,
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