Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
hat. Vielleicht hofften sie, das Projekt eines Tages doch noch durchziehen zu können. Ich weiß es nicht. Als die Häuser dann die ersten größeren Reparaturen brauchten, machten sie eines nach dem anderen dem Erdboden gleich. Man kann die Grundmauern der anderen Häuschen immer noch sehen.“
„Und dann ist Ihr Ex eingesprungen und hat sich den Besitz unter den Nagel gerissen.“
„Wenn es darum ging, ein gutes Geschäft zu wittern, war mein Ex ein echter Champion.“
„Maribel hält ihn für etwas anderes.“
„Richtig. Für einen Verbrecher.“
„Ich glaube, das hat sie nicht gemeint. Sie scheint ihn zu bewundern.“
„Wenn sie noch Interesse hat … Er ist vermutlich reif für eine Brieffreundschaft.“
„Ich wollte die Unterhaltung nicht in diese Richtung lenken.“ Er legte seine Hand kurz auf ihre und drückte sie. „Es tut mir leid.“
„Ich bin längst über C J hinweg. Es gibt also nichts, was Ihnen leidtun müsste. Er hat mich im absoluten Chaos zurückgelassen. Aber er hat mir auch – unbeabsichtigterweise – Happiness Key überlassen. Ich glaube, wir sind quitt.“
„Also war Ihre Ehe ein geschäftliches Abkommen?“
„Erst wenn eine Ehe vorbei ist, bekommt man Klarheit darüber, was man eigentlich hatte.“ Sie machte eine Pause und begriff, was sie gerade gesagt hatte. „Jetzt bin ich diejenige, die sich entschuldigen muss. Lee, ich meinte damit meine Ehe, nicht Ihre. Es ist bestimmt etwas ganz anderes, wenn der Partner stirbt.“
„Ich war mir nie sicher, was schlimmer ist. Wenn man sich scheiden lässt, bleibt so viel Wut, dass man sich nicht an die guten Zeiten erinnern kann, ohne dass man wieder zornig wird.“
„Sie klingen wie jemand, der weiß, wovon er spricht.“
„Bevor ich Karen kennenlernte, war ich schon einmal verheiratet. Die Ehe scheiterte. Wir hatten uns auf dem College ineinander verliebt und später festgestellt, dass wir komplett unterschiedliche Ziele hatten. Vollkommen unvereinbar miteinander.“
„Das klingt wie das Rezept fürs Unglücklichsein.“
Er beugte sich leicht vor. Seine Miene war mehr als freundlich, fast schon zärtlich. „Man kann sich wunderbar mit Ihnen unterhalten.“
Einen Moment lang fragte sie sich, ob er damit recht hatte. Und wenn es so war, warum war es so? War das noch etwas, das sie von ihrer Mutter gelernt hatte? Dass es, wenn man den richtigen Mann finden wollte, ebenso wichtig war, eine gute Zuhörerin zu sein, wie einen wohlüberlegten Blick auf das Dekolleté zu bieten oder die schlanke Taille zu betonen?
„Als Sie zum zweiten Mal geheiratet haben, wussten Sie da, was Sie suchten?“
„Karen war einfach wundervoll. Wir waren auf einer Party, und es war fast wie in einem alten Film, wenn alles andere in Dunkelheit verschwindet und der Spot auf die perfekte Frau gerichtet ist.“
„Wie schön.“
„Sie hatte damals auch schon eine Ehe hinter sich – mit einem Mann, der von einem Job in den nächsten schlitterte. Er brachte nie etwas zu Ende, konnte nie eine Entscheidung treffen. Sie wünschte sich eine Ehe mit gemeinsamen Zielen, eine Familie. Wir passten perfekt zueinander, und das war uns vom ersten Moment an bewusst.“
Sie wartete darauf, dass er weitersprach, auch wenn sie die Befürchtung hegte, dass es den restlichen Abend nur noch um seine perfekte Ehe gehen würde.
„Ich nehme an, dass Sie und C J nicht so gut zueinandergepasst haben?“, fragte Lee.
„Nicht so richtig. Oder vielleicht haben wir zu gut zueinandergepasst, und genau das war das Problem.“
„Was meinen Sie damit?“
Sie zuckte die Schultern. Darüber hatte sie noch nie gesprochen – die Erkenntnis war neu für sie und offen gestanden auch unangenehm. Wenn sie recht hatte und sie und C J sich verdient hatten, konnte das nichts Gutes sein.
„Wie lange waren Sie verheiratet?“, fragte sie stattdessen.
„Neun Jahre. Gute Jahre.“
„Es tut mir wirklich leid. War sie krank?“
„Nein, es war nichts in der Richtung. Wir waren mit dem Boot zum Angeln draußen. Angeln war Karens große Leidenschaft.“ Er lächelte leicht, als würde er sich an etwas Schönes erinnern. „Nach Olivia und mir natürlich. Ein Sturm kam auf, als wir gerade auf dem Rückweg waren. Ich dachte darüber nach, in einem näher gelegenen Jachthafen anzulegen, doch Karen war sich sicher, dass wir es schaffen würden. Wenn ich geahnt hätte, wie schlimm es werden und wie schnell es gehen würde, hätte ich bestimmt den nächsten Hafen angelaufen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher