Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Sie sich einen Moment zu uns setzen?“
Carol ließ sich auf den Stuhl fallen, als wären Stunden vergangen, seit sie zum letzten Mal gesessen hatte.
„Möchten Sie ein Glas Wein?“, fragte Lee.
„Nein danke, Lee. Obwohl es verführerisch klingt. Wir organisieren gerade das Tarpun-Fest, und ich bin seit heute früh dabei, herumzutelefonieren und Handwerker und Lieferanten aufzutreiben.“ Sie wandte sich Tracy zu. „Es ist ein eintägiges Volksfest und sehr beliebt bei allen, die die Stadt im Sommer nicht verlassen haben. Aber es ist eine Heidenarbeit, alles zu organisieren. Ich arbeite mit einem ganzen Komitee zusammen.“ Sie beließ es dabei, als würde Tracy dann schon verstehen.
„Oh, ich war schon oft Mitglied in solchen Komitees. Ich weiß, wie viel Arbeit in einem solchen Fest steckt.“
Lee lächelte anerkennend und blickte dann Carol an. „Ich habe Tracy erzählt, dass Sie eventuell Hilfe gebrauchen könnten. Und ich glaube, das Budget erlaubt es Ihnen, jemanden einzustellen, oder?“
Ihr Lächeln wirkte erschöpft, und ihr Lippenstift war leicht verschmiert, als hätte sie ihn ohne einen Spiegel nachgezogen. „Die meisten Leute, die ich zum Vorstellungsgespräch einlade, sind ahnungslos. Viele von ihnen sind vorher noch nie in einem Countryklub gewesen, also haben sie keinen Schimmer, was sie erwarten sollen. Sie haben die Vorstellung, dass die Mitglieder nur am Pool herumhängen.“
„Ich habe das Gefühl, dass Tracy schon mehr als einen Klub kennengelernt hat“, entgegnete Lee.
„Warum wollen Sie den Job?“ Carol klang ehrlich verwirrt.
„Na ja, wie es aussieht, werde ich eine Weile in der Stadt sein. Und es würde bestimmt Spaß machen, etwas zu tun. Um etwas Ablenkung zu haben.“
Carol blickte sie skeptisch an. „Eine so arbeitsintensive Ablenkung?“
Tracy schwindelte ein bisschen. „Na ja, es hat für mich keinen Sinn, dem Jachtklub beizutreten, wenn ich nur für eine begrenzte Zeit da bin. Aber es wäre schön, ein bisschen miteinbezogen zu sein.“
„Wir bieten auch wechselweise Mitgliedschaften an. Haben Sie sich schon mal bei Ihrem Klub zu Hause erkundigt?“
Tracy gehörte zwei Klubs an – oder besser: hatte zwei Klubs angehört. Sie war sich ziemlich sicher, dass sich mit ihrer Ehe auch die Mitgliedschaften in Luft aufgelöst hatten. Wenn sie sich recht entsann, war C J nach Victorville gegangen und hatte dem Riviera und dem Bel Air Country Club noch jede Menge Geld geschuldet.
Sie antwortete nicht direkt auf die Frage, was etwas war, an das sie sich allmählich gewöhnte. „Ich glaube, mir würde die Arbeit Spaß machen. Ich habe bei der Organisation vieler Events geholfen. Die Liste ist praktisch endlos.“
„Als Freiwillige.“
Tracy nickte. „Aber ich habe einen Bachelor-Abschluss in Freizeitgestaltung.“
„Echt?“, fragten Lee und Carol wie aus einem Munde.
„Ja, echt.“ Dass sie sich spontan für ihr Hauptfach entschieden hatte, sobald sie von dem Studienfach gehört hatte, in dem man einen Abschluss in „Freizeitaktivitäten“ machen konnte, erzählte sie wohlweislich nicht. Das hätte vermutlich den positiven Eindruck geschmälert. Selbstverständlich hatte sich schon kurz darauf herausgestellt, dass der Studiengang alles andere als geruhsam war, aber das tat nichts zur Sache. „Ich würde das sicherlich gut machen“, schloss sie.
Carol hatte nicht die Zeit zu antworten. Eine Frau um die sechzig steuerte auf ihren Tisch zu. Über ihrer echten Perlenkette wabbelte ihr Doppelkinn, als wäre sie ernsthaft erzürnt.
„Carol, ich muss mit Ihnen reden!“
Mühsam kam Carol auf die Füße. „Mrs Swanson. Wie geht es Ihnen heute Abend?“
Mrs Swansons blutunterlaufene Augen sprühten praktisch Funken. „Nicht gut. So viel kann ich Ihnen sagen. Überhaupt nicht gut! Habe ich richtig gehört? Sie haben den Zeitplan für das Unterhaltungsprogramm auf dem Tarpun-Fest geändert? Ohne mit mir zu sprechen?“ Auf diese Weise ging es noch eine Zeit lang weiter.
Carol wandte sich Lee und Tracy zu. „Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Tracy. Besuchen Sie mich diese Woche, dann können wir unsere Unterhaltung weiterführen. Lee …“ Dann drehte sie sich wieder zu Mrs Swanson um. „Lassen Sie uns im Flur weiterreden, ja? Ich bin mir sicher, dass es Ihnen besser gehen wird, wenn ich erst mal die Möglichkeit hatte, Ihnen alles zu erklären.“ Sie führte die ältere Dame aus dem Speisezimmer. Tracy starrte ihnen hinterher.
„Tja, ich bin
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