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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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zurück. Dann durchstöberte sie die Regale und entschied sich für einen dicken Roman über Russland im achtzehnten Jahrhundert und ein Kochbuch mit traditionellen amerikanischen Rezepten. Ihrer Meinung nach hatte Rishi einen schlechten Appetit, und sie wollte nicht, dass er einging wie eine Blume ohne Wasser – auch nicht, wenn das bedeutete, dass sie nach Indien zurückkehren konnte.
    Nachdem sie ihre Funde entliehen hatte, ging sie zurück in den Computerraum. Die Angestellte der Bibliothek erklärte ihr, wie sie online gehen konnte, und prüfte dann ihren Mitgliedsausweis. Schließlich befolgte Janya die einfachen Schritte und loggte sich ein.
    Einen Moment später konnte sie – dank des Wunderwerkes Mikrochip – ihr Postfach checken. Jede Menge E-Mails warteten auf sie. Erfreut entdeckte sie, dass sie eine E-Mail von Yash bekommen hatte. Sie öffnete sie und überflog seine Worte, die er nicht in ihrer Muttersprache, sondern in Englisch geschrieben hatte.
Ich kann verstehen, dass du damit beschäftigt bist, dich in deinem neuen Leben zurechtzufinden. Aber bitte lass mich wissen, wann du Zeit hast, um mal zu reden. Ich vermisse dich, und ich bin überrascht, dass du nicht versucht hast, mich anzurufen.
    Einen Augenblick lang war sie so wütend, dass sie in den Monitor schlagen wollte. Ihre Eltern hielten sie offenbar absichtlich davon ab, Kontakt zu ihrem Bruder aufzunehmen. Keiner ihrer Anrufe hatte Früchte getragen, denn sie hatten Yash gar nicht erzählt, dass sie versucht hatte, ihn zu erreichen. Augenscheinlich hatten sie ihm gesagt, dass sie allein gelassen werden wollte, um sich an ihr neues Leben zu gewöhnen.
    Sie schrieb eine E-Mail zurück – ebenfalls in Englisch.
Yash, ich habe oft angerufen. Es besteht kein Zweifel, dass unsere Mutter nicht möchte, dass ich mit dir rede. Bitte ruf mich an, wenn unsere Eltern nicht zu Hause sind. Bitte lass nicht zu, dass sie uns auseinanderbringen.
    Sie gab ihre Telefonnummer ein und hielt vor dem Senden einen Moment inne.
    Wollte sie Yash in Schwierigkeiten bringen? Wenn er ihre Eltern darauf ansprach, würde es mit Sicherheit Ärger geben. Sie konnte sich den Streit lebhaft vorstellen, der folgen würde. Ihre gesamte Geschichte würde wieder aufgerollt werden. Dass sie Schande über die Familie gebracht hatte. Dass Yashs Zukunft davon abhing, sich von Janya zu distanzieren. Dass Janya selbstsüchtig war und nicht einsah, wie viel Schaden sie anrichtete, indem sie ein Teil vom Leben ihres Bruders sein wollte.
    Waren das die Neuigkeiten, die ihre Mutter ihr per Post hatte mitteilen wollen? Dass sie jeden Kontakt zwischen Janya und Yash verbieten würde? Der Brief war bisher noch nicht angekommen. Die Postzustellung zwischen Indien und den USA konnte gut oder schlecht sein, ohne dass es dafür irgendeinen plausiblen Grund gab. Hatte Inika Desai geschrieben, um von Janya zu verlangen, sich im Interesse aller von der Familie zu lösen? Wollte sie, dass Janya vergaß, dass sie einen Bruder hatte?
    Janya las ihre E-Mail noch einmal. Yash würde eine Antwort erwarten. Seine E-Mail war vier Tage alt. Er würde sich fragen, ob sie ihn ignorierte. Und dabei war das Letzte, was sie wollte, ihrem Bruder wehzutun.
    Sie kämpfte mit sich. Sie hatte nichts falsch gemacht, und doch musste sie wieder und wieder für die Fehler eines anderen bezahlen. Yash war ihr Bruder, und sie hatten es verdient, ihre Beziehung, die immer eng und glücklich gewesen war, weiterführen zu dürfen.
    Am Ende jedoch schaffte sie es nicht, die rebellische Tochter zu sein, die ihre Eltern in ihr sahen. Sie löschte die Antwort, die sie geschrieben hatte, und tippte eine neue E-Mail, ohne Schuldzuweisungen.
Yash, ich würde sehr gern mit dir reden. Hier ist meine Telefonnummer. Ruf einfach an, wenn du Zeit hast. Ich vermisse dich.
    Sie setzte ihren Namen unter den Text. Die E-Mail war ein Kompromiss, doch sie weigerte sich, nach allem, was sie schon aufgegeben hatte, auch noch ihren Bruder zu verlieren.
    Ihre Freude über den Inhalt ihres E-Mail-Postfaches war verpufft. Sie blickte auf und sah, dass Tracy auf sie zukam. Wenn die Internetverbindung zu Hause erst repariert war, konnte sie den Rest von dort aus lesen und beantworten. Dann hätte sie sich vielleicht auch wieder beruhigt und konnte sich über das freuen, was ihre Freunde ihr zu erzählen hatten.
    Sie wollte das E-Mail-Programm schließen. Vorher überflog sie jedoch noch einmal die Liste der Mails, die darauf warteten, gelesen zu

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