Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
von einer? Er hat geteilt. Obwohl er auch alles hätte allein essen können. Er wollte mich aufmuntern.“ Sie nickte und setzte sich hin.
Sie teilten einen Moment respektvollen Schweigens. Und noch einen. Dann, als Wanda schon sicher war, dass niemand mehr etwas zu sagen hatte, stand Janya auf. Wanda betrachtete die Füße der jungen Frau. Sie waren mit einer Kette an jedem Fußgelenk und einigen Zehenringen geschmückt.
„Jeden Tag fallen Bäume und werden Häuser gebaut. Die Regenwälder auf der Erde werden unaufhaltsam abgeholzt.“
„War Herb Holzfäller und Schweißer?“, fragte Wanda.
Ohne sie anzusehen, bedeutete Tracy ihr wieder, leise zu sein.
„Einige Menschen brauchen die Ressourcen der Welt auf, und andere versuchen, sie zu bewahren“, sagte Janya.
Diesmal war es Tracy, die sie unterbrach. „Ich hoffe, das wird keine Werbeveranstaltung, um Happiness Key nicht an mögliche Bauträger zu verkaufen.“
Janya hob eine elegante Augenbraue und wartete, bis es wieder still im Zimmer war. „Mr Krause war einer der Menschen, die Pflanzen und Bäume aufzogen und pflegten. Obwohl er kein eigenes Haus besaß und nicht die Möglichkeit hatte, seinen eigenen kleinen Wald zu pflanzen, hatte er viele Pflanzen in Übertöpfen, sodass er sie bei jedem Umzug mitnehmen konnte. Pflanzen in Töpfen sind nicht besonders pflegeleicht. Man muss mit ihnen reden und sich sehr intensiv um sie kümmern.“
„Mich werden Sie nicht dabei erleben, wie ich mit einer Blume spreche“, murmelte Wanda.
Janya wartete, als wollte sie sichergehen, dass Wanda fertig war. „Man muss sie regelmäßig gießen, darf es nicht vergessen. Sie müssen gedüngt werden, beschnitten, und wenn sie ihren Übertöpfen entwachsen sind, muss man sie umtopfen. Das alles erfordert viel Zeit, viel Liebe und viel Fingerspitzengefühl. Obwohl ich Mr Krause nicht besonders gut kannte, weiß ich, dass er ein Mann war, der sehr viel Liebe geben konnte, wenn sie gebraucht wurde. Er war ein Mann, der hart arbeiten konnte und der sich die Zeit nahm, um zu tun, was getan werden musste. Ein Mann, dessen Fingerspitzengefühl einen Wald aus Topfpflanzen hervorgebracht hat, den der Rest von uns heute bewundern und genießen kann, obwohl Herb von uns gegangen ist.“
Sie nickte und nahm wieder Platz.
Tracy blickte unbehaglich in die Runde. Doch als klar war, dass Wanda nicht als Nächste sprechen würde, seufzte sie und stand auf. „Als ich vor ein paar Wochen hierhergezogen bin, war ich nicht besonders glücklich, nach Florida gekommen zu sein.“
„Wollen Sie damit sagen, dass sich das geändert hat?“, wandte Wanda ein.
Tracy beachtete sie gar nicht. „Mein Leben war vollkommen auf den Kopf gestellt. Plötzlich wohnte ich hier, und ich muss Ihnen sagen: Ich war vorher ein einziges Mal in Florida, und damals haben wir im Ritz Carlton in South Beach gewohnt. Ich weiß, dass Sie mir alle zustimmen werden: Hier auf Happiness Key erinnert nichts an das Ritz. “
„Amen“, sagte Wanda inbrünstig.
„Mr Krause kam zu mir rüber, als er mich am Tag des Einzugs sah. Und ich glaube, er dachte, dass ich Hilfe gebrauchen könnte. Natürlich war er zu alt, um Sachen zu tragen. Aber er brachte mir eine Mappe mit allen möglichen Broschüren darin. Unter anderem enthielt sie eine Liste mit seinen Lieblingsgeschäften, der chemischen Reinigung, einigen Restaurants. Auf der Vorderseite der Mappe waren Flamingos abgebildet.“
Sie machte eine kurze Pause und räusperte sich. „Ich fürchte, ich wusste das damals nicht zu schätzen. Ich weiß nicht einmal genau, wo die Mappe jetzt ist. Egal. Der Punkt ist, dass er nicht viel hatte, das er teilen konnte, doch er achtete darauf, das Wenige, was er besaß, auf jeden Fall zu teilen. Und er hatte immer ein Lächeln und ein paar freundliche Worte für mich, wenn wir uns trafen.“ Sie blickte zu Wanda – oder zumindest glaubte Wanda, dass sie sie angesehen hatte, wenn der Moment auch schnell vergangen war. „Und er hat nie etwas von mir erwartet. Er hat sich ganz allein um sein Haus gekümmert.“
Sie setzte sich.
Wanda stand auf, denn jetzt wusste sie genau, was sie sagen wollte. „Das ruft mir eine schöne Erinnerung ins Gedächtnis. Einmal hatte ich ziemlichen Ärger mit meiner Fliegengittertür. Es war so eine alte Tür, wissen Sie, total verbogen, und das Fliegengitter löste sich schon vom Rahmen, sodass ich mich jedes Mal verletzte, wenn ich die Tür aufmachte. Und ich bin nicht von gestern – ich
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