Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Sie, der Name sei Louise?“
„Louise Green, bis sie Clyde geheiratet hat. Danach hieß sie vermutlich Louise Franklin.“
„Louise Franklin …“ Wanda kaute an ihren Lippen, was allerdings nicht weiter schlimm war, da sie keine Zeit gehabt hatte, Lippenstift aufzulegen.
Der Boden vibrierte, und das Häuschen erzitterte. Die Müllabfuhr. Der Privatunternehmer, der ihren Müll in einen großen Müllwagen warf, kam immer irgendwann am Wochenende. Oft vergaß Wanda, ihre eigenen Tüten rauszustellen, weil die Abfuhrzeiten so unregelmäßig waren. Zum Glück hatte Ken nicht vergessen, die Mülltonne an diesem Morgen an die Straße zu stellen, bevor er gegangen war. Offenbar war er doch noch zu etwas anderem gut, als nur Kaffee zu kochen.
„Gibt es eigentlich irgendein Amt, das Buch über die Menschen führt, die gestorben sind?“, wollte Janya wissen. „Wir könnten das zuerst herausfinden. Clyde und Louise wären jetzt auch schon sehr alt und sind möglicherweise wie Herb schon gestorben.“
„Die Sozialversicherungsbehörde“, sagte Tracy. „Aber ich weiß nicht, ob sie uns die Information einfach so geben. Ich könnte anrufen …“
„Louise Franklin!“ Wanda klatschte in die Hände. „In den Mappen, die ich durchgesehen habe. Herb hat darin Zeitungsausschnitte gesammelt. Ich habe sie überflogen. Keiner der Artikel war mir besonders wichtig vorgekommen. Es ging um Angelplätze und so was. Aber als ich einen der Zeitungsausschnitte umdrehte, um sicherzugehen, entdeckte ich eine Nachricht über eine Frau namens Louise Franklin. Ich wusste doch, dass mir der Name bekannt vorkam … Ich habe mich gefragt, warum er den Bericht ausgeschnitten haben mochte. Eindeutig ging es um diese Nachricht. Denn das, was auch immer auf der anderen Seite gestanden hat, war am Ende abgeschnitten, so als wäre es nicht so wichtig gewesen, obwohl es um Gezeiten oder so was ging.“
„Sie haben ein hervorragendes Gedächtnis“, sagte Janya. „Erinnern Sie sich auch, worum es in dem Artikel ging?“
„Nein. Aber wir könnten ihn einfach holen und nachschauen. Wo ist das Zeug, das ich Ihnen zurückgegeben habe?“, wollte sie von Tracy wissen.
„Sie haben gesagt, dass es wertlos ist, also habe ich es weggeworfen.“
Auf der Straße vorm Haus war es inzwischen still. Die Frauen blickten einander alarmiert an. „Haben sie gerade den Müll abgeholt?“, fragte Tracy.
„Klang so.“ Wanda rannte mit bloßen Füßen zum Fenster. „Ja, ich kann noch immer die Staubwolke sehen. Sie fahren zur Landspitze, um umzudrehen. Gleich kommen sie wieder hier vorbei.“
„Wir müssen sie abfangen“, sagte Tracy.
„Letzte Woche habe ich sie gebeten zu warten, weil ich eine zweite Mülltüte holen wollte, die ich vergessen hatte. Sie haben mich nur ausgelacht. Die erste Tüte war kaum im Wagen, als sie schon weiterfuhren. Und sie haben auch auf dem Rückweg nicht angehalten, obwohl ich direkt an der Straße stand und die Mülltüte hochgehalten habe. Diese Kerle halten für nichts an.“
„Ach nein?“ Tracy riss die Tür auf. „Für mich bleiben sie aber besser stehen.“
Das wollte Wanda sich nicht entgehen lassen. Sie mochte Tracy schon ein kleines bisschen mehr als zu Beginn, doch ihrer Meinung nach brauchte die Frau ab und zu einen Dämpfer. Sie humpelte auf Herbs Eingangstreppe, um zuzusehen.
Tracy ging zur Straße, und Wanda spürte, dass sich jemand an ihr vorbeidrängte. Janya in ihrem Sari – genau, so nannte man das Kleidungsstück! – rannte Tracy hinterher. Ehe Wanda wusste, wie ihr geschah, folgte Alice den beiden.
„Passen Sie auf, dass die Typen Sie nicht über den Haufen fahren!“, rief Wanda. „Das traue ich denen glatt zu.“
Die Spitze war nicht weit entfernt, was dieses Land so wertvoll und ökologisch sensibel machte. Als die Frauen aufgereiht an der Straße standen, konnte Wanda hören, wie der Müllwagen zurückkam. Der Motor keuchte und stotterte, doch sie war sich ziemlich sicher, dass das Fahrzeug Geschwindigkeit aufnahm. Die Frauen hatten bereits begonnen, auf und nieder zu hüpfen und zu winken. Aber Wanda wusste, dass die drei keinen Erfolg haben würden.
Ehe sie sich’s versah, war sie wieder ins Haus gegangen, schob ihre pochenden Füße in die Sandalen und griff sich ihre Handtasche. Sie ging zur Küchentür hinaus, rannte quer durch Alices Garten zu ihrem Häuschen und kramte währenddessen nach ihren Autoschlüsseln. Ihre Füße brannten, doch sie rannte so schnell, dass sie
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