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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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bekämpfte sie den Impuls, seine Hand zu ergreifen, seine warmen Finger zu spüren und sich von seiner inneren Kraft trösten zu lassen.
    Noch bevor sie auf dem Deck der Nestor beobachtete, wie sich die Segel blähten, verdüsterten die Schatten in ihrem Herzen den sonnigen Tag.
    Dennoch verdrängte heiße Freude den Kummer, wenn auch nur kurzfristig. Vom frischen Wind begünstigt, die Männer an den Rudern, steuerte das Schiff in schneller Fahrt den Hafen von Ilius an. Ehe der Anker den sandigen Meeresgrund berührte, sprang Joanna auf den Pier. Zum Teufel mit der Schicklichkeit! Ungeduldig raffte sie hoch, was von ihrem Rock noch übrig war, und rannte zum Palast hinauf. Im Hof herrschte das übliche Gedränge. Ohne die neugierigen Blicke zu beachten, bahnte sie sich mit beiden Ellbogen einen Weg durch die Menschenmenge, stürmte in den Privatflügel und die Stufen hinauf. Im Oberstock blieb sie stehen. Plötzlich erkannte sie, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie sich wenden sollte.
    Wo mochte Royce sein? Sicher hatte man ihn in den Palast gebracht - und danach? Während sie sich unschlüssig umsah, ergriff eine Hand ihren Arm. Erschrocken fuhr sie zusammen.
    »Hier entlang.« Alex war ihr so lautlos gefolgt, dass sie seine Anwesenheit nicht bemerkt hatte.
    Verspätet wurde ihr bewusst, wie es auf den Prinzen von Akora und seine Krieger gewirkt haben musste, als sie so überstürzt von Bord gesprungen und davongelaufen war. Gewiss, sie hätte ihn nicht blamieren dürfen - aber es wäre unerträglich gewesen, das Wiedersehen mit Royce noch länger hinauszuzögern.
    »Dein Bruder wurde in einem Gästezimmer einquartiert«, erklärte Alex mit bewundernswerter Gelassenheit. Dann führte er sie den Korridor hinab, zur offenen Tür einer Suite, die sie bisher nicht gesehen hatte. Neben dem breiten Bett stand eine weißhaarige Frau. Frische Luft und Licht strömten durch große Fenster herein.
    Die Kehle wie zugeschnürt, betrat Joanna den Raum. Sie konnte kaum atmen, und sie zitterte so heftig, dass sie fürchtete, sie würde zusammenbrechen. Nur Alex’ Hand, die ihren Arm immer noch umschloss, hielt sie aufrecht.
    Langsam näherte sie sich dem Bett, in dem ein regloser Mann lag. Unter dem Laken zeichnete sich sein ausgemergelter Körper ab. Früher mochte das Haar goldblond geschimmert haben - jetzt war es völlig verfilzt, von undefinierbarer Farbe. Ein dichter, wild wuchernder Bart verbarg die Gesichtszüge. Trotzdem erkannte sie ihren Bruder ebenso wie in der Höhle sofort wieder. Dazu musste sie die lange dünne Narbe auf seiner Hand, die das Leintuch umklammerte, nicht betrachten - die Erinnerung an einen Unfall in seiner Kindheit, an dem ein deplatzierter Angelhaken beteiligt gewesen war.
    »Oh Royce!« Sie sank neben dem Bett auf die Knie, und all die Qualen der letzten Monate brachen sich Bahn. Hemmungslos flossen die Tränen. Teils weinte sie vor Erleichterung, weil er die Tortur überlebt hatte, teils vor schmerzlicher Sorge um seinen Zustand.
    Sie schluchzte und schluchzte, bis ihre Wangen vom Salz der Tränen brannten. Während sie ihren heftigen Gefühlen freien Lauf ließ, spürte sie Alex’ sanfte Berührung auf ihrer Schulter. Beruhigend redete er auf sie ein, und seine tröstlichen Worte holten sie allmählich in die Welt der Vernunft zurück.
    Als sie sich erhob und ihre Lider abwischte, nickte er der weißhaarigen Frau zu, die sich mit leiser Stimme vorstellte. »Ich bin Elena, Lady, die dienstälteste Heilkundige im Palast. Bedauerlicherweise hat Ihr Bruder ein bitteres Leid erfahren. Aber dank seiner Jugend und starken Natur wird er sich schnell erholen.«
    »Er ist so schrecklich dünn...«
    »Nicht wegen einer Krankheit - nur weil er sehr lange hungern musste. Sobald er nahrhafte Speisen zu sich nimmt, wird er wieder zu Kräften kommen.«
    Die Hände geballt, wandte sich Joanna zu Alex. »Warum haben sie ihn hungern lassen? War es denn nicht schlimm genug, ihn gefangen zu halten? Welche Unmenschen tun so etwas?«
    »Das weiß ich nicht«, gab er zu. »Aber wir werden es herausfinden, und dann müssen sie dafür bezahlen.«
    »Das weißt du nicht? Wieso...« Hastig verstummte sie, denn sie besann sich darauf, dass sie nicht allein waren.
    Alex zog sie in eine Ecke des Zimmers, während sich Elena und ihre Gehilfinnen um den Patienten kümmerten. »Sicher glaubst du, Deilos und die anderen Reaktionäre im Regierungsrat wären für das Martyrium deines Bruders ver-antwortlich. Aber du musst

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