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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Trotz all seiner Fehler verfügte er über einen ausgezeichneten Verstand, und er war sogar klug genug, um zu merken, wie wenig seine Untertanen dieses Talent achteten.
    Bald danach sollte Alex’ Geschenk ausgepackt werden.
    Der Lakai, der es in den Salon trug, schwankte unter dem Gewicht eines rechteckigen, in bernsteinfarbene Seide gehüllten Pakets. Begierig riss Prinny die Augen auf. »Was mag das denn sein?«
    Ganz langsam, als wollte er den Augenblick der Spannung verlängern, wickelte er eine wertvolle Mahagonikassette aus. In den eingravierten Ornamenten erkannte Joanna den typischen Stil akoranischer Kunst. Nach einem raschen Blick auf Alex öffnete der Prinzregent die Kassette und blickte hinein. »Oh, mein Gott! Ist das etwa... ? Wäre es möglich... ?« Mit bebenden Händen ergriff er ein Schwert in einer Scheide aus gehämmertem Gold, das im Licht der Gaslampen schimmerte. Die Zuschauer hielten hörbar den Atem an.
    Sogar die weniger Gebildeten erkannten, was sie betrachteten - eine Waffe aus einer sehr, sehr alten Legende. Vielleicht hatte ein Held dieses Schwert vor den Mauern Trojas geschwungen, der Stahl vom Blut der Krieger gerötet, deren Namen durch die Jahrhunderte hallten. Der edle Hektor, der stolze Achill, der betrogene Ehemann Menelaos und der leichtfertige Paris - sie alle würden für immer in der Sage weiterleben.
    Prüfend drehte der Prinzregent das Schwert hin und her. »Griechisch, nicht wahr?«, fragte er, zu Alex gewandt, und wartete auf eine Bestätigung seines inbrünstigen Wunsches.
    »Akoranisch«, entgegnete Alex leise.
    In diesem Wort lag eine schwerwiegende Bedeutung. Was bisher aus Akora nach England gelangt war, wussten alle Anwesenden - kein einziger schlichter Teller oder Krug, keine einzige Münze, nichts außer Gerüchten, Gewisper und Geschichten. Abgesehen von den jahrhundertealten Kunstgegenständen, die man Akora zuschrieb und die in Hawkforte verwahrt wurden, hatte niemand je zuvor irgendetwas aus dem befestigten Königreich besessen.
    »Hiermit übergebe ich Ihnen das Geschenk der Atreiden, Hoheit«, fügte Alex hinzu. Ein Prinz verneigte sich vor dem anderen. »Und ich bin sicher, ich lege es in gute Hände.«
    »Also, das ist der schönste Geburtstag, den ich jemals gefeiert habe«, erklärte der Prinzregent, nachdem er sich gefasst hatte.
    Zunächst glaubte Joanna, er wollte nur höflich sein. Doch dann dachte sie an sein liebloses Familienleben, die kühle Beziehung zu seinem Vater, der ihm nie auch nur die geringste Zuneigung erwiesen hatte, nicht einmal bevor er krank wurde. Von seiner verachteten Frau, die er aus dynastischen Gründen gezwungenermaßen geheiratet hatte, lebte er längst getrennt. Und seine Ehe mit Maria Fitzherbert, der einzigen Frau, die er angeblich je geliebt hatte, war vom Parlament für rechtswidrig erklärt worden.
    Dieser Geburtstag - wenige Monate, bevor die Einschränkungen seiner Macht aufgehoben werden sollten - mochte tatsächlich sein schönster sein, weil er ihm endlich die Gelegenheit bot, etwas Bedeutsames zu leisten und seine Nation durch turbulente Zeiten zu führen. Plötzlich gewann Joanna die Überzeugung, dieser »Prinny«, von dem man so wenig erwartete, würde sein Volk überraschen.
    Aber vorerst blieb er der extravagante, vergnügungssüchtige Gastgeber. Das Dinner befriedigte seine hochgeschraubten Ansprüche in allen Belangen. Die Wände des Bankettsaals waren mit scharlachroter Seide behangen, die zu den Aubusson-Teppichen passte. An der reich verzierten Stuckdecke hingen Lüster aus filigranem Gold. Feinster weißer Damast verhüllte die riesige Tafel. Auf dem kostbaren Silber und dem Sevres-Porzellan, das der Prinzregent bevorzugte, prangte das königliche Wappen.
    Sobald sie alle Platz genommen hatten, erschien ein sichtlich genervtes, gehetztes Lakaienheer, das einen Gang nach dem anderen herbeischleppte. Die Platten, in der Tischmitte abgestellt, wurden a la francaise serviert, und ein Gast reichte sie dem anderen.
    Die Dienstboten trugen immer neue Speisen auf. Ungläubig beobachtete Joanna die scheinbar endlose Kavalkade -Forellen, Steinbutte, Hummer, Aale, Schinken, Gänse, Hühner, Kalbfleisch, Lachse, Fasane, Hasen, Rebhühner, Singvögel, Rindfleisch, Wachteln, Lammkeulen, Tauben - und, und, und. Anscheinend war jeder Gang noch raffinierter zubereitet als der vorangegangene, alles wurde mit schmackhaften Saucen oder zahllosen Beilagen gereicht, gefolgt von einer Parade vielfältiger Desserts, die

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