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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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wollte sie ihnen keine Sorgen bereiten. Außerdem gehörte Diskretion zu ihren hervorstechendsten Wesenszügen. Aber diesmal war der Impuls, die Gedanken auszusprechen, unwiderstehlich. »Zwischen Akora und England besteht eine gewisse Ähnlichkeit.«
    Eben war es noch windstill gewesen, und plötzlich wehte eine Böe in Briannas Gesicht. Unwillkürlich umklammerte sie ihre Zügel etwas fester – sie mochte den Wind nicht.
    Mittlerweile hatten sie den Hyde Park erreicht und sahen den lang gestreckten, gewundenen See namens Serpentine in der Wintersonne glänzen. In der Nähe säumten alte knorrige Bäume die Rotten Row – die route de roi  oder den »Weg des Königs«. Doch der Name hatte seine ursprüngliche Geltung längst verloren. An diesem Vormittag war die breite Sandstraße, auf der sich die vornehme Gesellschaft tummelte, um zu sehen und gesehen zu werden, noch dichter bevölkert denn je.
    Während Brianna darüber staunte, fragte Joanna: »Welche Ähnlichkeit?«
    »Wie, bitte? Oh – nun, die Akoraner und die Engländer leben in erblichen Monarchien.«
    »Nicht wirklich.« Kassandra lenkte ihr Pferd um einen Reitertrupp in der Straßenmitte herum. »Nur wer den Ritus der Wahl über sich ergehen lässt, kann Vanax werden – ganz egal, aus welcher Familie er stammt.«
    »Eigentlich dachte ich, nur die Mitglieder der Atreiden-Familie überleben diese Prozedur«, wandte Joanna ein. »Haben es auch andere versucht und Fehlschläge erlitten?«
    »Mindestens zehn, das las ich in unseren Geschichtsbüchern. Natürlich umfassen sie einen Zeitraum von Jahrtausenden, also waren es wahrscheinlich noch mehr, die das Wagnis auf sich nahmen.«
    Diesmal schwieg Brianna, und sie fragte sich, wie diese zehn Männer – oder noch andere – gestorben sein mochten. Nur eins stand fest, die Macht war stets in den Händen der Atreiden-Familien geblieben. Und jetzt saß Atreus auf dem Thron.
    »Für diese Tageszeit ist hier ungewöhnlich viel los, nicht wahr?«, fragte Kassandra.
    Erleichtert über das neutralere Gesprächsthema, nickte Brianna. »Das dachte ich mir auch gerade. Woran könnte es liegen?«
    »Großer Gott, da ist Lady Melbourne«, murmelte Joanna und nickte einer korpulenten, aber trotzdem eleganten Gestalt auf einem schönen Grauschimmel zu. Die Lady erwiderte den Gruß und ritt zu den drei Freundinnen.
    »Jetzt hast du es geschafft«, stöhnte Kassandra leise, »ich fürchte, sie will was von uns.«
    »Tut mir Leid, ich war so verwirrt, als ich sie sah. Normalerweise kriecht sie erst gegen Mittag aus den Federn. Und nun hat sie sich mit einem Großteil der Londoner Hautevolee im Hyde Park eingefunden.«
    »Meine liebe Lady Joanna!«, rief Londons berühmteste – und gefährlichste – Gastgeberin, während sie näher kam. »Und die liebe Prinzessin Kassandra! Welch eine Freude, Sie beide zu sehen!« Nur sekundenlang streifte ihr Blick die Begleiterin der beiden Damen.
    Ohne Adelstitel, mittellos und unbekannt, erregte Brianna nicht das mindeste Interesse. Das wusste sie, und sie war dankbar dafür.
    »Wir alle freuen uns ganz wahnsinnig auf das große Ereignis morgen«, fuhr Lady Melbourne fort. »Soviel ich weiß, ist jeder eingeladen. Wie großzügig! Sagen Sie doch – sind Sie gerade auf dem Weg zu den Gentlemen?«
    Weil Joanna die Schuld an der Begegnung trug, fühlte sie sich zu einer Antwort verpflichtet. »Zu den Gentlemen?«, wiederholte sie.
    »Natürlich meine ich Ihre Ehemänner und Ihren Gast, Seine Hoheit von Akora. Was für ein eindrucksvoller Titel! Und nach allem, was man so hört, muss der Gentleman genauso imposant aussehen. Jedenfalls waren die Leute, die ihn gestern im Hafen willkommen hießen, völlig fasziniert.«
    »Wie nett«, erwiderte Kassandra. »Aber wir wollen einfach nur ausreiten. Was meinen Mann und meine Brüder betrifft...«
    »Ach, behaupten Sie bloß nicht, Sie hätten keine Ahnung, wo die drei stecken! Schon vor Stunden hat sich herumgesprochen, sie seien im Hyde Park zu finden.« Etwas verunsichert gestand Lady Melbourne: »Natürlich hat sie noch niemand gesehen. Obwohl alle eifrig Ausschau halten.«
    Brianna versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, ohne Erfolg. Diskret wandte sie den Kopf ab. Und dann wäre sie beinahe in Gelächter ausgebrochen, denn Joanna fragte: »Hat noch niemand im Parkwächterhäuschen nachgesehen?«
    Entgeistert runzelte Lady Melbourne die Stirn. »Was hätten die Gentleman denn dort verloren?«
    »Nun, das ist eine akoranische Tradition«,

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