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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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erklärte Joanna ernsthaft. »Nicht wahr, Kassandra?«
    »Was? Oh – ja – es gehört zu unseren Sitten und Gebräuchen...«
    »... Besuche abzustatten«, vollendete Brianna den Satz, und Kassandra schaute sie dankbar an.
    »Ja. Man besucht die Person, die verantwortlich ist – für den Ort, wo man sich gerade befindet...«
    »Heißt das, der Vanax von Akora sucht einen Parkwächter auf, bevor er dem Prinzregenten begegnet ist?« Obwohl Lady Melbourne so etwas undenkbar fand, registrierte sie die Information geradezu begierig.
    »Oh ja«, bestätigte Kassandra, ohne eine Miene zu verziehen. »Selbstverständlich hält Atreus unsere Traditionen in Ehren.« Beifallheischend wandte sie sich zu ihren Begleiterinnen. »Das stimmt doch?«
    Eifrig nickten die beiden.
    »Ganz sicher«, murmelte Joanna.
    »Zweifellos«, ergänzte Brianna.
    »Herzlichen Dank, meine Lieben.« Jetzt legte Lady Melbourne keinen Wert mehr auf die Gesellschaft der drei Freundinnen und spornte ihren Grauschimmel an. In flottem Trab, der die Kräfte der meisten Frauen in ihrem Alter übersteigen würde, entfernte sie sich. Bisher hatte sie noch jedes Hindernis gemeistert, das ihr einen gesellschaftlichen Triumph verwehren würde.
    Nachdem andere Reitergruppen den hastigen Rückzug ihrer Ladyschaft bemerkt hatten, zogen sie die ersehnten Schlüsse und folgten ihr. Bald war diese Teilstrecke der Rotten Row menschenleer, bis auf Brianna und ihre Begleiterinnen.
    »Wie boshaft wir waren«, meinte Kassandra belustigt.
    »Reiner Selbsterhaltungstrieb«, verkündete Joanna.
    »Glaubt ihr, die Männer sind tatsächlich in der Nähe?«, fragte Brianna.
    »Um Himmels willen, nein!«, versicherte Kassandra. »Wenn Atreus auch überaus höflich ist und den Parkwächter sicher viel lieber besuchen würde als gewisse andere Leute, sind sie bestimmt nicht zu dritt hierher gekommen. Nur zu gut wissen Royce und Alex, welches Aufsehen das erregen würde. Nein, die sind ganz woanders.«
    »Und sie haben die Meute auf eine falsche Fährte gelockt.« Joanna bemerkte Briannas Verwirrung und erklärte: »Nach meiner Ansicht ist das Gerücht nicht von allein entstanden. Die drei haben irgendetwas geplant. Das sollte niemand bemerken, also schickten sie die Leute in die falsche Richtung.«
    »Und warum?«, fragte Brianna.
    »Genau das werden wir herausfinden«, versprach Kassandra, und Joanna stimmte ihr lebhaft zu.
    Ins Haus zurückgekehrt, wurden sie vom Duft eines ausgezeichneten Tabaks und männlichem Gelächter empfangen. Während sie in der Halle ihre Umhänge ablegten, erkundigte sich Joanna: »Sind die Gentlemen schon lange hier, Mrs. Mulridge?«
    Die strenge, schwarz gekleidete Haushälterin, die in der Halle erschienen war und die Damen begrüßt hatte, schüttelte den Kopf. »Etwa seit einer halben Stunde, Mylady.« Zu Kassandra gewandt, fuhr sie fort: »Lord Royce war nicht allzu erfreut über Ihren Entschluss, in den Park zu reiten, Madam.«
    »Im Gegensatz zur Meinung meines lieben Gemahls bin ich nicht aus Zucker.« In Alex’ Büro ertönte eine neue Lachsalve, und Kassandra lächelte. »Außerdem macht er keinen besonders unglücklichen Eindruck.«
    »Irgendwas führen sie im Schilde«, seufzte Joanna. »Und sie glauben, damit kommen sie davon.«
    »Was wir nicht gestatten.« Kassandra eilte an der geschwungenen Marmortreppe vorbei zur reich geschnitzten Tür, die ins Büro ihres Bruders führte.
    Noch bevor sie die Klinke ergreifen konnte, öffnete ihr Ehemann die Tür. »Ich dachte mir, ich hätte deine Stimme gehört.« Aufmerksam musterte er sie von oben bis unten. Was er sah, schien ihn zufrieden zu stellen, denn er zog zärtlich ihre Hand an die Lippen. »War der Ausflug in den Hyde Park angenehm?«
    »Ja, abgesehen von dem ungewöhnlichen Gedränge. Seltsam – heute Vormittag beschloss die halbe Londoner Hautevolee, in den Hyde Park zu reiten. Kannst du dir vorstellen, warum?«
    Lachend trat Royce beiseite und bedeutete den Damen, ins Büro zu gehen. Alex und der Vanax sprangen auf und drückten die Zigarren aus, die sie genossen hatten.
    Obwohl Brianna woanders hinschauen wollte, gelang es ihr nicht, den Blick von Atreus abzuwenden. Hoch aufgerichtet und breitschultrig stand er da, in einem weit geschnittenen, am Kragen geöffneten weißen Seidenhemd, das in einer braunen Reithose steckte. Sein Haar, schwarz wie ein mondloser Himmel, war vom Wind zerzaust. Über hohen Wangenknochen spannte sich bronzebraune Haut, und die gerade Nase wirkte ebenso

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