Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
Brianna jetzt verabscheuen lernte, spendete ihr einen gewissen Trost. Eine geborene Prinzessin, war Kassandra an diese Tortur gewöhnt. Aber auch sie verlor allmählich die Geduld.
    »Wie nett«, murmelte die Lady unaufrichtig, eilte davon und starrte den Vanax an, die Augen von geradezu erschreckender Begierde erfüllt.
    Und dann war es so weit – endlich wurden Brianna und ihre Gefährten von Prinny empfangen. Glücklicherweise verkündete er nur wenige Minuten später: »Genug! Bei Gott, ich schwöre, einige Gäste haben sich hier zweimal angestellt. Verdammte Unverschämtheit!« Mit einer herrischen Geste verscheuchte er den Rest der immer noch langen Warteschlange, die bis außerhalb seines Blickfelds reichte. Dann entdeckte er den verängstigten Majordomus, der in seiner Nähe wartete. »Musik! Möglichst lebhaft! Wie immer gibt’s keinen Platz zum Tanzen. Dagegen kann man nichts machen.« Zu Atreus gewandt, fügte er hinzu: »Eins muss ich Ihnen lassen, Sie haben einige meiner Lords hinter dem Ofen hervorgeholt, die ich seit einer Ewigkeit nicht mehr sah. Ich dachte schon, ein oder zwei wären gestorben.«
    »Zweifellos suchen die Leute vor allem Ihre Gesellschaft, Hoheit«, erwiderte Atreus diplomatisch.
    »Wohl kaum. Kommt es auf Akora auch zu solchen Menschenaufläufen?«
    »In gewisser Weise. Bei uns gibt es ein Sprichwort, und das lautet: Wenn man jemanden treffen will, sollte man im Palasthof von Ilius nach ihm suchen, weil dort jeder irgendwann einmal aufkreuzen wird.«
    Prinny warf dem Vanax einen Blick zu, der erkennen ließ, dass sein Verstand – in der Jugend hellwach – noch nicht vollends eingeschlafen war. »Ein Palasthof? Eigentlich dachte ich, die Akoraner wären eher unkultiviert, ein bisschen primitiv, falls Sie mir die Bemerkung verzeihen. Offenbar habe ich mich geirrt.«
    Atreus lächelte schwach. »Um solche Missverständnisse zu beseitigen, fuhr ich hierher, Hoheit.«
    »Sehr klug – so was muss man klarstellen. Letzten Endes erspart man sich damit einige Schwierigkeiten.« Ein Gong erklang. »Ah, das Dinner!«, kündigte der Prinzregent an. Zum ersten Mal an diesem Abend zeigte er eine gewisse Begeisterung. »Wird auch Zeit. Wir werden Sie bestens verköstigen, Sire. Zumindest das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Man hat mir bereits von Ihrer erlesenen Tafel erzählt, Hoheit.« An der Spitze der dicht gedrängten Gästeschar folgte Atreus dem Hausherrn die geschwungene Treppe zu den Räumen auf der Ebene des Gartens hinab, wo das Dinner serviert wurde.
    Nur wenige Schritte hinter den beiden Herrschern – nahe genug, um das Gespräch zu belauschen – biss Brianna auf ihre Lippen. Offenbar war dem Vanax zu Ohren gekommen, was die Freundinnen auch ihr erzählt hatten: Die Menüs im Carlton House waren so extravagant, dass man sie als grotesk bezeichnen musste. Außerdem stellten sie das Durchhaltevermögen der Gäste auf harte Proben, da sie aus ein paar Dutzend Gängen bestanden, wobei einer den anderen an Üppigkeit und Raffinesse übertraf. Manche Platten blieben auf den Tischen stehen, damit sich die Leute selbst bedienen und ihre Lieblingsspeisen bevorzugen konnten; andere Gerichte wurden nur einmal angeboten und dann entfernt.
    Von den exquisiten Leckerbissen kostete Brianna nur ganz wenige, begnügte sich mit einem kleinen, in Teig gebackenen Seezungenfilet, einem Stückchen Lamm in Gelee und ein bisschen gebuttertem Hummer. Etwas mehr nahm sie sich von den Petersilienkartoffeln, die ihr sehr gut schmeckten. Auf die Pastete mit den Innereien, den Schinkenpudding, das Hasencurry, die Rehkeule und diverse andere Köstlichkeiten verzichtete sie.
    Trotz einiger Vorbehalte fand sie die Mahlzeit interessant und wurde nicht enttäuscht – nur überrascht. Während der Tisch für das Dessert frisch gedeckt wurde, bemerkte sie einen Gentleman, der ihr gegenübersaß und sie zu beobachten schien. Da ihr kein Grund einfiel, warum er das tun sollte, glaubte sie zunächst, sie würde sich irren. Aber einige Minuten danach schaute sie – rein zufällig – wieder in seine Richtung und gewann den gleichen Eindruck.
    Zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt, das schüttere rötliche Haar von der hohen Stirn straff nach hinten gekämmt, wirkte er nicht unsympathisch. Sein Blick wirkte eindringlich, aber nicht dreist. Als sie ihn musterte, verwirrte sie ihn so sehr, dass er die Speisen auf seinem Teller ignorierte und es sogar versäumte, eine Bemerkung des Gastes zu seiner Linken zu

Weitere Kostenlose Bücher