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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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beantworten.
    Wie sie sich in dieser Situation verhalten oder ob sie überhaupt etwas unternehmen sollte, wusste sie nicht. Von einer Konversation am Kopfende der Tafel abgelenkt, schaute sie erst nach einer Weile wieder zu dem Mann hinüber, der sie immer noch beobachtete.
    Bald erforderte etwas anderes ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie war sicher, der Vanax würde ihre Anwesenheit kaum registrieren. Doch da täuschte sie sich. Während der Prinzregent gelierte Orangenspalten in seinen Mund stopfte, hörte sie Atreus sagen: »Nicht nur ich besuche das Carlton House zum ersten Mal, Sire. Ich glaube, auch Brianna war nie zuvor hier.«
    Nachdem Prinny die Orangen hinuntergeschluckt hatte, runzelte er die Stirn. Sie war ihm vorgestellt worden. Also wusste er, wer sie war, hatte aber erwartungsgemäß keine Notiz von ihr genommen. Bis jetzt. »Tatsächlich? Und was halten Sie von meiner Residenz, junge Dame?«
    Verblüfft, weil der Vanax von Akora das Interesse des Prinzregenten mit Absicht auf ihre Person gelenkt hatte, antwortete sie: »Ein ungewöhnliches Gebäude, Hoheit. Offen gestanden, so etwas konnte ich mir gar nicht vorstellen.«
    In der felsenfesten Überzeugung, dieser Kommentar wäre ein Kompliment, schenkte ihr der Prinzregent ein strahlendes Lächeln. »Hart genug musste ich arbeiten, um ein so traumhaftes Ergebnis zu erzielen, das dürfen Sie mir wahrlich glauben. Diese Architekten sind zu nichts nutze. Alles verschlampen sie, wenn man ihnen nicht ständig auf die Finger schaut. Aber ich ließ ihnen nichts durchgehen. ›Bloß nicht knausern‹, schärfte ich ihnen ein. ›Dies und das soll noch größer und noch schöner werden.‹ Letzten Endes hörten sie auf mich. Aber ich sage Ihnen, ein anderer an meiner Stelle hätte es aufgegeben.«
    »Aber nicht Sie, Sire«, murmelte Brianna.
    »Genau – ich nicht! Von Sparmaßnahmen wollte ich nichts wissen. Wirklich geschmacklos, so was...« Schmollend schnitt er eine Grimasse, wie ein Kind, dem man eine Süßigkeit verweigerte. Zu Atreus gewandt, fuhr er fort: »Solche Probleme haben Sie vermutlich nicht, oder? Wie mir Hawkforte erzählt hat, müssen Sie sich mit keinem Parlament herumschlagen. In alten Zeiten war’s hier ebenso, und ich hätte damals viel lieber gelebt.«
    »Ganz so einfach ist es nicht auf Akora«, entgegnete Atreus leichthin, fing den Blick seines Schwagers ein und hob die Brauen.
    »Ich habe die Frage Seiner Hoheit nach den Besonderheiten der akoranischen Regierung beantwortet«, erklärte Royce und nickte Prinny zu. »Wie Sie sich vielleicht entsinnen, Sire, erwähnte ich, auf Akora würde kein formelles Parlament existieren. Stattdessen gibt es ein althergebrachtes System, das aus Beratungen und Kompromissen besteht. Daran hält man sich mehr oder weniger.«
    »Muss ziemlich ermüdend sein«, meinte der Prince of Wales, nachdem er einige Sekunden lang darüber nachgedacht hatte.
    »Mit der Zeit entwickelt sich dieses System zur zweiten Natur«, versicherte sein königlicher Gast.
    Nun drehte sich das Gespräch um andere Themen. Trotzdem spürte Brianna immer wieder Atreus Blick, dem sie jedes Mal auswich. Das bereitete ihr einige Mühe. Darauf konzentriert, erschrak sie, als sie merkte, dass sie immer noch von dem rothaarigen Gentleman gemustert wurde. Bis zum Ende des opulenten Dinners ließ er sie kaum aus den Augen. Dann erhoben sich die Gäste von der Tafel. Erstaunlich schnell verschmolz er mit der Menge, und während des restlichen Aufenthalts im Carlton House sah sie ihn nicht wieder.
    Kassandra und Royce suchten ihr eigenes Haus auf, Brianna kehrte mit Atreus, Alex und Joanna zur Mayfair-Residenz zurück. Dort erlebte sie eine weitere Überraschung. Der Vanax stieg aus der Kutsche und reichte ihr seine Hand. Instinktiv griff sie danach, er half ihr aus dem Wagen, und sie spürte die warme Kraft seiner Finger, die ihre umschlossen. Heiße Freude erfüllte ihr Herz – gefolgt von beklemmendem Unbehagen.
    »Haben Sie den Abend genossen, Brianna?«
    Sie hörte die Frage. Doch es fiel ihr schwer, über eine Antwort nachzudenken. Denn statt sie loszulassen, legte er ihre Hand in seine Armbeuge und führte sie die breiten steinernen Stufen zur Doppeltür hinauf. »Es – war sehr interessant«, brachte sie schließlich mühsam hervor.
    Da lachte Atreus, und der tiefe, volle Klang seiner Stimme besänftigte ihre Nerven nicht im Mindesten. »Oh, Sie sind eine Diplomatin.«
    »Keineswegs, Sire, ich versuche nur, die Gefühle meiner

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