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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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vergehen.
    »Dieses System wurde entwickelt, um uns rechtzeitig vor allen Feinden zu warnen, die auf dieser Meeresstraße oder der anderen im Norden heransegeln könnten.«
    Als sie ihn betrachtete, schluckte sie mühsam, so wie jedes Mal, wenn sie ihn sah. Allein schon seine Nähe beschleunigte ihre Atemzüge. Und die kleinen Einzelheiten – der Schwung seiner Brauen, die sie mit einem Finger nachgezeichnet hatte, das Grübchen am Kinn, die weiße Narbe auf der Stirn, diese zärtlich geküsste Erinnerung an den Mordversuch.... All die winzigen Zeugnisse der Intimität in jener Nacht übten eine betörende Wirkung aus.
    »Ist das oft geschehen, Atreus?«
    »Was?« Offenbar verwirrte sie ihn ebenso wie er sie.
    Immerhin eine gewisse Genugtuung...
    »Dass irgendwelche Feinde bis zum Binnenmeer vorgedrungen sind.«
    Ein paar Sekunden lang dachte er nach. »Viermal, wenn ich mich recht entsinne. Zuletzt vor fünfhundertzehn – nein, vor fünfhundertzwölf Jahren.«
    »Tatsächlich?« Wie gut er das wusste, überraschte sie nicht. Dieser Mann schien das Herz und die Seele Akoras zu verkörpern. Natürlich kannte er die Geschichte seiner Heimat in- und auswendig. »Was ist damals passiert?«
    »Oh, das ist eine lange Geschichte.« Atreus lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Lichter, die plötzlich an Land flackerten. Inzwischen hatte sich die Nachricht verbreitet, die königliche Flotte sei gesichtet worden. An der ganzen Kallimos-Küste – der Inselname bedeutete »schön« – feierten die Bewohner die Rückkehr ihres Vanax und begrüßten ihn mit lodernden Fackeln.
    »Welch ein enthusiastischer Empfang – obwohl du nur für wenige Wochen verreist warst...«, meinte sie beim Anblick der unzähligen orangeroten Flammen.
    »Nie zuvor hatte ich Akora verlassen«, betonte er. »Und wer weiß – vielleicht werde ich nie wieder wegfahren.«
    Brianna, die viel öfter weite Reisen unternommen hatte, musterte ihn erstaunt. »Ach ja, das stimmt... Und du bist nur wegen der diplomatischen Probleme nach Großbritannien gesegelt.«
    »Nicht nur deshalb – auch aus anderen Gründen.«
    »Weil ein Teil deiner Familie in England lebt?«
    »Nein, eigentlich hing es eher mit dir zusammen.« An die Reling gelehnt, lächelte er ihr zu. »Ich suchte London auf, um alle törichten Pläne zu vereiteln, die eine britische Invasion Akoras betrafen. Und um dich nach Hause zu holen.«
    Sie hatte sich nicht verhört. Da war sie ganz sicher. Aber seine Erklärung ergab keinen Sinn. »Das begreife ich nicht. Vor deiner Ankunft in England kannten wir uns kaum. Gewiss, nach deiner schweren Verletzung half ich meiner Tante Elena, dich zu pflegen. Aber nachdem du dein Bewusstsein endlich wiedererlangt hattest, wechselten wir nur wenige Worte...« Plötzlich ging ihr ein neuer Gedanke durch den Sinn. »Haben meine Eltern dich gebeten, mich heimzubringen? Wie ich ihren Briefen entnahm, hatten sie Verständnis für meinen sehnlichsten Wunsch – einen längeren Aufenthalt in England. Sind sie ungeduldig geworden?«
    »Vielleicht. Wenn ja, haben sie sich nicht an mich gewandt. Du meinst, wir hätten uns kaum gekannt. Aber ich kannte dich schon seit Jahren.«
    Entlang der Inselküsten brannten immer neue Fackeln. Brianna starrte sie an und stellte sich den Jubel der Leute vor, die Atreus willkommen hießen. Nach der Überzeugung des akoranischen Volkes besaß er einzigartige Kräfte, beim mysteriösen Ritual der Wahl zum Vanax erworben. Natürlich reiner Aberglaube, dachte sie. Trotzdem konnte sie einen kalten Schauer nicht unterdrücken.
    »Unmöglich«, widersprach sie entschieden, obwohl ihr ganz anders zumute war.
    »Was fürchtest du, Brianna? Dass es auf dieser Welt und Akora – und in der Beziehung zwischen uns beiden etwas gibt, wovon du nichts wissen willst?«
    »Gar nichts fürchte ich. Warum sagst du das?«
    »Weil ich damals in der Bibliothek deine Angst gespürt habe.«
    Hastig wandte sie sich ab – aber nicht, bevor er plötzlich Schatten in ihren Augen gesehen hatte. Ein Impuls drängte ihn, sie zu umarmen, zu verlangen, sie solle ihm den Grund ihrer Angst gestehen, damit er ihn verbannen konnte. Aber seine Vorsicht und ein wachsendes Verständnis für ihr Seelenleben hielten ihn zurück. Sie war keine Frau, die sich so einfach beeinflussen ließ. Dagegen würden sich ihr Stolz und ihre Tapferkeit wehren. Deshalb berührte er nur ihren Arm. »Komm mit mir, Brianna, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Er sprach keinen Befehl aus, obwohl sie

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