Insel meines Herzens
Umstellung ist nicht einfach.«
»Also würde dir das Eingeständnis schwer fallen, dass die Frauen genug Zeit hatten, um sich damit abzufinden?«
»Leider ja.«
»Das dachte ich mir. Trotzdem würde es euch nicht allzu empfindlich schaden, es wenigstens zu versuchen. Oder?«
»Wohl kaum. Und was die Erweiterung des Kronrats betrifft...«
Jeden, der in dieser Minute an Deck gekommen wäre, hätte der Anblick des Vanax von Akora ziemlich verwirrt. Lachend umarmte er die Frau, die – ohne jeden Zweifel – seine Amora sein musste, die Frau seines Herzens.
Einige Tage verstrichen. Allmählich wurde die Luft heißer und raubte den Schiffsreisenden ihren Schlaf. Während Brianna eines Nachts in ihrer Kabine lag, zählte sie die gemalten Sterne auf der Decke über ihrem Bett und dachte an Atreus. Der Mann und der Vanax – Liebhaber und Regent.
Um sein Leben hatte sie gekämpft, aus Angst vor seinem Tod geweint und gegen seine vermeintliche Tyrannei rebelliert. Doch er war nicht so, wie sie vermutet hatte. Er lachte mit ihr, er neckte sie. Und manchmal glaubte sie, sein schmerzliches Verlangen nach einem Leben zu fühlen, das er vorziehen würde, eine überraschende Abneigung gegen seine Regentschaft. Und am erstaunlichsten – er hörte ihr interessiert zu. Große Reformen versprach er ihr nicht, und das erwartete sie auch gar nicht. Aber er hörte sich an , was sie zu sagen hatte. Mehr noch, er gab ihr zu verstehen, als seine Gefährtin würde auch sie eine gewisse Macht ausüben. Welch eine lockende Verheißung aus dem Mund eines Mannes, der ohnehin schon viel zu verführerisch wirkte!
Sinnliche Leidenschaft und Macht...
Nie zuvor hatte sie solche Gedanken mit einer Ehe verknüpft, und es schockierte sie, wie oft sie jetzt in so betörenden Zukunftsträumen schwelgte. Mochte sie sich auch dagegen wehren – sie beherrschten ihre Fantasie unausweichlich. Atreus zu heiraten. Sein Bett zu teilen. Seine Macht zu teilen. Was konnte sich eine Frau sonst noch wünschen?
Liebe.
Sie hatte die Liebe beobachtet, die ihre akoranischen Eltern verband. Und es gab Zeiten in später Nacht, wenn ihr Geist das geheimnisvolle Reich zwischen Schlaf und Wachen durchstreifte, das Erinnerungen bereitwilliger und sanfter heraufbeschwor. Dann glaubte sie sich zu entsinnen, wie innig Delphine und Edward einander geliebt hatten.
Oh ja, sie würde Atreus lieben. Bei dieser Erkenntnis öffnete sie die Augen. Dass sie sich geschlossen hatten, dass sie fast eingeschlafen war, hatte sie nicht bemerkt. Atreus zu lieben – so einfach wäre es. Halb und halb liebte sie ihn schon jetzt. Aber daran wollte sie nicht denken – keinesfalls...
Am frühen Morgen stieg sie müde und steifbeinig aus dem Bett, nicht in der Stimmung für Gesellschaft. Sie ging an Deck, gerade noch rechtzeitig, um die letzten Sterne verblassen zu sehen. Dunkel und bedrohlich schien das Meer immer noch die fernen Regionen ihrer Erinnerungen zu überfluten. Doch in Wirklichkeit zeigte es nur kleine, von einem stetigen Wind entfachte Wellen. Ein paar Besatzungsmitglieder schliefen an Deck, andere versammelten sich um die erste Kaffeekanne des Tages. Voller Sehnsucht atmete sie das verlockende Aroma ein, gesellte sich jedoch nicht zu ihnen. Stattdessen wurde ihr Blick magnetisch von der einsamen Gestalt angezogen, die im Heck saß, eine Hand auf dem Ruder. Atreus.
Langsam wanderte sie Zu ihm. Sein schwarzes Haar hing lose herab und berührte die nackten Schultern. Noch hatte er sich nicht rasiert, und seine Bartstoppeln erinnerten Brianna viel zu lebhaft an die geheimen Stunden in seinen Armen. Je näher sie zu ihm kam, desto deutlicher glaubte sie, seine rauen Wangen zu spüren, seine glatte Haut, die warmen Lippen...
Unter den anmutigen Falten ihrer Tunika erhärteten sich die Knospen ihrer Brüste, und sie holte tief Luft, um den Ansturm der heftigen Emotionen zu bekämpfen, der sie beinahe überwältigte.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte Atreus. Forschend betrachtete er ihr Gesicht.
»Nicht besonders. Und du?«
Er lächelte schwach. »Fast gar nicht.« Der Glanz in seinen Augen ließ keinen Zweifel am Grund seiner Unrast. »Setz dich«, bat er leise, rückte auf der Bank beiseite und machte ihr Platz.
Nur weil sie es wollte, gehorchte sie – und nicht, weil ihre Knie weich wurden. Ihr Schenkel streifte seinen. Hastig rutschte sie von ihm weg, als hätte sie sich verbrannt.
Atreus seufzte, doch er protestierte nicht gegen ihre Reaktion. »Schau nach
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