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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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seiner Gesänge tönte noch lange hinter uns her.
    In jener Nacht kam Nebel auf, der sich in dicken Schwaden immer dichter zusammenzog und schwer über die Insel senkte. Wir dachten uns nichts dabei; Sommernebel sind hier nichts Ungewöhnliches. Im Allgemeinen löst die Sonne sie im Laufe des Morgens auf, und die Tage, die so beginnen, sind oft die allerschönsten. Doch bis Mittag hatte sich der Nebel immer noch nicht gelichtet, und ich verrichtete mein Tagwerk inmitten eines kühlen, milchig weißen Schleiers und konnte kaum die Hand vor Augen sehen. So verging auch der restliche Tag, und der Sonnenuntergang war kaum mehr als ein blasser Schimmer an einem perlgrauen Horizont.
    Dann kam ein leichter Wind auf. Na gut, dachte ich; der wird den Nebel vertreiben. Doch dieser Wind war ganz anders als sonst und gewiss keine Sommerbrise.
    Im Dunkel der Nacht steigerte er sich zu einem heftig tosenden Sturm. Als ich aufwachte, peitschten gewaltige Regenwände gegen das Haus. Ich warf mir den Umhang über mein Nachthemd und lief mit Makepeace in die lärmende Finsternis hinaus. Speckle, die im Hof angebunden war, rollte wild mit den Augen und zitterte vor Kälte. Ich hielt ihr den Kopf und sprach mit ihr, während Makepeace ihre Decke festzurrte und sie unter dem Dachgiebel auf der windgeschützten Seite des Hauses in Sicherheit brachte. Dann begannen wir unseren Kampf mit den Fensterläden, die alle geschlossen werden mussten. Der Wind war so stark, dass er mich gegen die Schindeln drückte, an die ich mich klammerte, um mich aufrecht zu halten. Makepeace musste mich an der Hand nehmen, um mich nach drinnen in Sicherheit zu bringen. Selbst mit verrammelten Fenstern wurde das Haus von den Windstößen schwer erschüttert. Es ächzte laut im Gebälk, und ich fürchtete, dass die Dachbalken herunterstürzen könnten. So seltsam war dieser Wind in seiner unberechenbaren Gewalt, dass ich kaum das Feuer in Gang halten konnte. Manchmal klang das Heulen fast menschlich, wie ein Gejammer in einer Sprache, die wir nicht kannten. Dann war es wieder nur ein lautes, rhythmisches Klopfen, als würde jemand den Blasebalg in der Esse des Feuergottes Vulkan bedienen. Ich hörte mehr als einen Baum krachend umstürzen und das knirschende Brechen von Ästen und Zweigen. Immer wieder fuhr ein Windstoß wie eine Furie durch den Schornstein und verteilte graue Asche auf dem Boden.
    Ich schaute Makepeace an, der totenbleich bei dem unsteten Herdfeuer stand.
    »Denkst du, wir sollten beten?«
    »Ja«, sagte er. Und so knieten wir zusammen nieder, Seite an Seite, und am Ende nahm er meine Hand.
    Der Sturm dauerte den ganzen nächsten Tag an und begann sich erst in der zweiten Nacht abzuschwächen. Bei Morgengrauen traten wir hinaus in eine vom Unheil gezeichnete Welt. Die See war grau wie Zinn, und das Meer reichte bis hoch an den Strand, an manchen Stellen sogar bis zu den flachen Buscheichen, die wie alte, bucklige Vetteln um ihr spindeldürres Leben kämpften. Überall lagen Äste von umgefallenen Bäume herum, ebenso abgerissene Schindeln und durchnässtes Dachstroh. Und es gab noch andere, noch seltsamere Dinge zu sehen. Ein kleines, geflochtenes Ruderboot war durch den Sturm vom Strand angehoben und mitten auf das Dach unserer Nachbarn geweht worden, während der Fensterladen eines anderen Hauses abgerissen und von einem Kiefernast aufgespießt worden war. Die Felder waren alle verwüstet, als hätte ein Wahnsinniger dort sein Unwesen getrieben. Stängel waren aus den Ackerfurchen gerissen, Erdklumpen hingen noch an den Wurzeln. Zum Glück war unser Mais dieses Jahr schon früh gereift und bereits gepflückt und eingelagert. Denjenigen, die noch nicht geerntet hatten, würde nichts anderes übrigbleiben, als unter den abgebrochenen und entwurzelten Pflanzen nach Resten zu suchen.
    Während Makepeace unsere zerbrochenen Schindeln einsammelte und wieder anbrachte, ging ich nach unseren Schafen schauen. Wie erwartet, standen sie nicht auf der Weide, die im Hochland lag und der ganzen Wucht des Sturms ausgesetzt gewesen war. Als ich die Wälder der Umgebung nach ihnen absuchte, sah ich das ganze Ausmaß der Verheerung. Ausgewachsene Bäume waren einfach umgeknickt wie dünne Weidenruten, was seltsam anzuschauen war. Gleich in der Nähe hatte das Unwetter ein ganzes Gehölz aus jungen Ahornbäumen aus der Erde gerissen. Ihr Wurzelwerk, das wie dicke runde Scheiben emporragte, bot dem Betrachter den Blickwinkel eines Wurms, der sonst ganz unter

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