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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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armes, unschuldiges Tier«, sagte Bud.

Sie fuhren ab und ließen Bud Attatash in seiner Khakiuniform neben dem Wärterhaus hinter sich.
    »Tut mir leid, das eben«, sagte Dan.
    Niemand sprach. Connie stellte das Radio an. Ein Werbespot, schrill und krächzend. Sie schob die CD , von der sie annahm, es seien die Beatles, in den Player, doch die Musik, die aus dem Lautsprecher gellte, war noch misstönender als das Radio. Dan ließ die Scheibe mit einer so besitzergreifenden Geste wieder herausschnellen, dass er Connie das Gefühl vermittelte, sie hätte die Anlage gar nicht erst anfassen dürfen.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Donovan hat sich den Wagen ausgeliehen. Das ist seine Musik.«
    Connie befürchtete, dass sich alles gute Karma, das sie diesem Tag zugeschrieben hatte, einfach verflüchtigen würde.
    Aber dann sprang der Jeep über einige Höcker im Sand, und Toby frohlockte, und Connie war gezwungen, sich am Überrollbügel festzuhalten. Sie fuhren an den letzten Ferienhäusern vorbei und gelangten auf die weiten Sandflächen von Great Point.
    Plötzlich schien ihr Schweigen nicht von der peinlichen Situation mit Bud Attatash herzurühren, sondern von Ehrfurcht vor der puren Schönheit der Landschaft um sie herum.
    Hier oben war der Sand cremeweiß. Die Vegetation bestand aus niedrigen Sträuchern – Lorbeer und süß duftende Apfelrosen. Der Ozean leuchtete tiefblau; die Wellen waren hier sanfter als in Tom Nevers. In der Ferne sah Connie den Leuchtturm von Great Point. Wie atemberaubend die Reinheit der Umgebung war! Ein paar Männer angelten in der Brandung. Krebse hasteten an den Möwen und Austernfischern vorbei.
    Warum war Connie noch nie hier gewesen? Die richtige Antwort lautete wohl, dass die Flutes nie nach Great Point gefahren waren; es gehörte nicht in ihr Ausflugsrepertoire. Mrs Flute, Wolfs Mutter, hatte behauptet, sie ertrage den Gedanken an Automobile am Strand nicht, doch Wolf erzählte Connie, in Wahrheit wollten seine Eltern – als knauserige Yankees – kein Geld für einen Strandaufkleber ausgeben (der damals fünfundsiebzig Dollar gekostet hatte; heute war es fast das Doppelte).
    Na, fand Connie, da hatten sie etwas verpasst. Dieser Ort war ein Naturschatz.
    Dan fuhr sie durch die Furchen im Sand bis zur Spitze der Landzunge. »Da hinten könnt ihr eine Rippströmung sehen«, sagte er.
    Toby richtete sich auf. »Mann«, sagte er. »Wahnsinn.«
    Connie sah eine Stelle im Wasser, ein Brodeln, das den Brandungsstrom anzeigte. Dies war das äußerste Ende der Insel oder auch ihr Anfang. Der Leuchtturm stand direkt hinter ihnen.
    »Können wir auf den Leuchtturm steigen?«, fragte Meredith. Sie klang jetzt wieder ein bisschen entspannter. Hoffentlich hatte sie die Begegnung mit Bud Attatash einfach als Pech abgehakt. Connie wünschte sich mehr als alles andere, dass ihre Freundin glücklich war.
    »Ja, können wir?«, fragte sie Dan.
    »Wir können«, sagte er, fuhr den Wagen auf die Hafenseite der Landzunge und parkte. Segelboote sprenkelten den Horizont.
    Sie stapften durch den heißen Sand auf das Gebäude zu. Es hatte einen Vorraum mit zwei Holzbänken, aber die Tür, die in den eigentlichen Turm führte, war zu.
    »Man weiß nie, ob abgeschlossen ist«, sagte Dan und drehte den Knauf.
    »Abgeschlossen.« Connie war enttäuscht, probierte es jedoch trotzdem selbst noch einmal.
    »Stimmt«, bestätigte Dan. »Aber ich habe einen Schlüssel.«
    »Wirklich?«, fragte Meredith.
    Dan zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, der die Farbe eines alten Pennys hatte. »Diesen Schlüssel habe ich, seit ich achtzehn bin. Damals war der Ranger hier draußen ein Mann namens Elton Vicar. Und ich war mit Dove Vicar befreundet, seiner Enkelin.«
    »Dove?«, sagte Connie.
    »Dove hat Elton den Schlüssel geklaut und ihn mir gegeben, und ich war so schlau, ihn zu behalten. Ich wusste, irgendwann würde er mir noch mal nützlich sein.«
    »Bist du sicher, dass er noch funktioniert?«, fragte Connie. Wie konnte ein Schlüssel, den Dan seit dreißig Jahren hatte, noch schließen?
    Nach einigem Hinundherruckeln steckte der Schlüssel im Schloss. Wieder drehte Dan den Knauf, und die Tür ging auf. »Die werden das Schloss nie auswechseln. Zu viel Aufwand. Außerdem haben sie keinen Grund dazu.«
    »Tun wir denn nichts Illegales?«, wollte Meredith wissen. Sie klang nervös.
    »Entspannen Sie sich«, sagte Dan. »Das Verbrechen wurde vor langer Zeit begangen, von Dove Vicar, die jetzt Dove Soundso heißt

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