Inselglück
schreiben, der ihm alle Antworten entlocken sollte, die sie brauchte, aber die einzigen beiden Wörter, die ihr in den Sinn kamen, die sie immer wieder nachzeichnete, bis die Buchstaben dunkel und schwer aussahen, waren UNACHTSAMKEIT und LIEBE .
Das waren ihre Verbrechen.
Connie
Drei Tage lang würde Dan weg sein. Vier eigentlich, denn er kam am Montag mit der Spätfähre zurück, so dass Connie ihn erst am Dienstag sehen würde. Als sie sich von ihm verabschiedete, verspürte sie eine Übelkeit erregende Verzweiflung, die sie zu verstecken suchte.
Es war Dan, der sagte: »Ich fasse es gar nicht, wie sehr ich dich vermissen werde.«
»Und es sind nur drei Tage«, entgegnete Connie. Was sie meinte, war: Denk nur, wie es in einer Woche sein wird, wenn ich nach Maryland zurückfahre.
Aber natürlich freute Dan sich auch auf seinen Campingausflug mit den Jungen. Connie hatte einen Blick auf ihre Ausrüstung geworfen: das Allwetterzelt, den Gaskocher, die Schlafsäcke und Luftmatratzen, die Angelruten und den Kasten für das Zubehör, der von Fliegen überquoll, den Generator und die großen Taschenlampen, die Einkaufstüten voller Fertignudelsuppen und Erdnussbutter und Instant-Haferbrei.
»Wir werden Fisch fangen und grillen«, sagte Dan. »Wir werden wandern und in Wasserfällen schwimmen. Das reinste Überlebenstraining ! «
Connie gab vor, sich mit ihm zu freuen. Die Wildnis würde ihn voll in Anspruch nehmen und ihm wenig Zeit lassen, nach Connie zu schmachten.
Sie gab ihm auf seiner Einfahrt einen Abschiedskuss – voller Befangenheit, denn die Kinder waren im Haus – , dann fuhr sie ab.
Sie brauchte etwas, das sie ablenkte. Aber was? Und dann fiel es ihr ein. Sie würde Meredith kochen lehren.
»Du willst mir das Kochen beibringen?«, sagte Meredith. »Mir?«
»Ja, die Grundlagen«, bestätigte Connie. »Damit du dich, wenn du … «
»Allein lebst … «
»Selbst verpflegen kannst.«
»Und zwar preiswert«, sagte Meredith.
»Genau.« Connie lächelte unsicher. Sie hätte Meredith gern gefragt, welche Pläne sie ab September hatte, doch sie wollte nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Aber wirklich, was hatte sie vor? Wohin wollte sie? Nach Connecticut, um ihren Söhnen nahe zu sein? Vor der letzten Enthüllung über Freddy hatte Connie befürchtet, Meredith würde nach North Carolina ziehen. Das kam jetzt nicht mehr in Frage, Gott sei Dank. Meredith musste Nägel mit Köpfen machen – Dans Worte – und sich von diesem Mann lösen. Connies Meinung nach tat Freddy Meredith einen Gefallen damit, dass er sich weigerte, sie zu sehen oder mit ihr zu telefonieren. Er gab ihr die Gelegenheit, sich zu befreien. Eigentlich war Freddys Verhalten freundschaftlich – entweder das, oder er war zu feige, um für sein Handeln Rechenschaft abzulegen.
»Du könntest hierbleiben«, sagte Connie. Das Haus ließ sich heizen. Connie hatte selbst mit dem Gedanken gespielt zu bleiben. Welchen Grund hatte sie, nach Bethesda zurückzukehren? Die maßgeblichen Stellen hatten sie gebeten, einen Platz im Verwaltungsrat des Veteranenverbandes in Washington einzunehmen, also konnte sie sich auf Jahre voller Zusammenkünfte in dem Gebäude freuen, das Wolf wichtiger gewesen war als sein eigenes Leben. Sie würde nach Bethesda zurückkehren, weil da ihr Alltag war – ihre Freunde, ihr Bio-Supermarkt, ihr UPS -Zusteller. Sie würde nach Bethesda zurückkehren, weil Ashlyn in dem Haus dort aufgewachsen war und Connie es für sie bewahren wollte, falls sie sich je zu einer Heimkehr entschloss. Sinnlos? Wahrscheinlich.
»Ich kann nicht hierbleiben«, sagte Meredith. »Ich bin dir schon lange genug zur Last gefallen.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt.«
»Ich habe ja noch Zeit zum Überlegen. Ich muss mich ja nicht heute entscheiden. Und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass ich … «
Connie hielt eine Hand hoch. Sie ertrug es nicht, Meredith weitersprechen zu hören. Sie wandte sich dem Schneidebrett zu. »Als Erstes bringe ich dir bei, wie man eine Zwiebel hackt.«
Sie hackten Zwiebel, Schalotten, Knoblauch und sautierten alles in Butter. Connie zeigte Meredith, wie sie die Mischung mit einem Holzlöffel in der Pfanne rühren musste. Sie fügten Weißwein hinzu und ließen ihn einkochen. Sie fügten Dijon-Senf hinzu, Sahne, Salz und Pfeffer und eine Handvoll frischer Kräuter.
»So«, sagte Connie. »Jetzt haben wir eine Senf-Kräuter-Sahnesauce gemacht. Du kannst gegrillte Würstchen hineinschneiden und sie
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