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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Privatsphäre respektiert wissen wollte – anders konnte ihre Wohngemeinschaft nicht funktionieren – , doch sie hatte Angst, dass Meredith Tabletten nehmen oder sich aufhängen oder sich mit einer der Wegwerfrasierklingen, die, wie Connie wusste, unterm Waschbecken im Bad lagen, die Pulsadern aufschlitzen würde.
    »Meredith?«, rief sie noch einmal. Wieder keine Antwort. Nichts war zu hören bis auf das Trommeln und Dröhnen des Hochdruckreinigers.
    Sie öffnete die Tür und rang nach Luft. Meredith saß, den Kopf zu ihr gewandt, mit demselben zombieartigen Gesichtsausdruck wie vorhin auf ihrem Bett. Ihre Louis-Vuitton-Reisetasche stand neben ihr.
    »Mein Gott!«, sagte Connie. »Du hast mir einen Schrecken eingejagt. Was machst du da?«
    Meredith schaute Connie an. »Ich muss hier weg.«
    »Nein!«, rief Connie.
    »Doch«, sagte Meredith. Sie erhob sich und griff nach ihrer Tasche.
    »Du gehst nicht «, widersprach Connie und versuchte, Meredith die Lederriemen zu entreißen, aber die ließ nicht los. Sie war klein, aber stark; Connie erinnerte sich, wie sie auf dem Hockeyfeld ihren Schläger gepackt und wild entschlossen auf ihren Mundschutz gebissen hatte.
    »Ich gehe«, sagte Meredith. »Meinetwegen ist dein wunderschönes Haus jetzt ruiniert.«
    »Es ist nicht ruiniert. Komm und schau es dir an – dieser Dan Flynn ist draußen und reinigt es. Die Farbe geht ab. Wir werden nicht mal mehr sehen können, wo die Schmiererei war.«
    »Aber sie war da. VERBRECHER . Die denken, ich bin wie er. Die denken, ich war eingeweiht. Die denken, ich bin diejenige, die ihr Geld gestohlen hat. Und das stimmt ja auch irgendwie, oder? Schließlich hatte ich vier Wohnsitze, eine Yacht, einen Privatjet, sieben Autos, Schmuck, teure Kleider, Antiquitäten – und womit wurde das alles finanziert? Also, genau genommen habe ich gestohlen, oder?« Sie blinzelte, und Connie vermutete schon, dass Meredith jetzt doch anfangen würde zu weinen, aber ihre Augen hinter der Brille blieben trocken. »Dabei hatte ich keine Ahnung. Keine Ahnung. Ich dachte, Freddy sei ein Genie. Ich dachte, er überlistet den Markt. Immer und immer wieder. Ich war so … «
    »Meredith – «
    »So dämlich! So blind! Und keiner glaubt mir, aber warum sollten sie auch? Ich bin eine intelligente Frau mit Hochschulabschluss. Wie konnte ich da nicht erkennen, dass alles auf Betrug basierte?« Sie funkelte Connie an. »Sogar du hast versucht, mir das klarzumachen.«
    Es stimmte; das hatte Connie versucht. Doch sie war in zu großzügiger Stimmung, um darauf herumzureiten. »Du warst geblendet«, sagte sie. »Geblendet von Liebe.«
    »Ist das eine Entschuldigung? Bin ich damit beim FBI aus dem Schneider, Connie? Mit Liebe? «
    Connie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Glaubst du, dass ich unschuldig bin?«, fragte Meredith.
    »Ja, Meredith, ich glaube, dass du unschuldig bist.«
    »Und wieso? Warum bist du der einzige Mensch im ganzen Land, der mich für unschuldig hält?«
    »Weil ich dich kenne.«
    »Ich kannte Freddy auch«, sagte Meredith. »Ich dachte, ich kenne ihn.« Sie hob den Kopf. »Ich hätte nie anrufen und dich um Hilfe bitten dürfen. Das war egoistisch. Ich bringe dich in Gefahr. Jemand beobachtet mich. Und was mit deinem Haus passiert ist! Ich ertrinke, Connie, aber ich gehe allein unter. Ich werde dich nicht mitnehmen.«
    »Meredith!«, sagte Connie. Sie musste schreien, um das Getöse von draußen zu übertönen. » DU BLEIBST . ICH WILL, DASS DU BLEIBST . ICH WERDE DICH NICHT GEHEN LASSEN .« Sie fragte nicht: Wo willst du denn sonst hin? »Du sollst meinetwegen bleiben, nicht deinetwegen. Ich brauche eine Freundin. Ich brauche Gesellschaft. Und zwar dich. Wir werden das, was geschehen ist, hinter uns lassen und vergessen, was wir zueinander gesagt haben. Dafür brauchen wir Zeit. Und wir müssen uns überlegen, wie wir deine Unschuld beweisen können, damit die Welt dich so sieht, wie ich dich sehe.«
    Eine ganze Weile, so schien es Connie, rührte sich Meredith keinen Millimeter, aber dann sah Connie, wie sie ausatmete. Sie ließ die Reisetasche los, so dass Connie sie ihr abnehmen konnte. »Komm mit und schau dir Dan an, den Typen, der das Haus reinigt«, sagte Connie. Und sie führte Meredith ans Fenster.

Meredith
    Connie kam aus dem Trödelladen des Krankenhauses mit einer dunklen Perücke zurück, die zu zwei langen Zöpfen geflochten war. Als Meredith sie aufprobierte, sah sie aus wie Mary Anne aus Gilligans Insel.
    »Sie ist

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