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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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und wollte mich kneifen. Außerdem ist er auf Gegengeschäfte spezialisiert, und dafür fühle ich mich zuständig.
    Also werden wir Suvendra unterstützen müssen. Sie kam durch das Büro in Djakarta und kann auf das ostasiatische Kontingent zählen. Sie ist jedoch alt, und außerdem raucht sie«, sagte Emily stirnrunzelnd. »Eine schlechte Angewohnheit, die den meisten Leuten gegen den Strich geht. Diese mit Nelkenöl parfümierten indonesischen Krebsstengel - ein Zug, und du bist reif für eine Biopsie.« Sie schauderte.
    »Trotzdem ist Suvendra unsere beste Chance. Wenigstens wird sie unsere Unterstützung anerkennen. Unglücklicherweise tritt dieser Jensen mit einem von der Jugendliste erarbeiteten Programm gegen sie an, und das wird einen Einbruch in die Stimmen bedeuten, die wir aufbringen können. Aber was soll's?« Sie zog an einer ihrer Ringellocken. »Ich habe es sowieso satt, das schlichte junge Mädchen zu spielen. Wenn ich mich nächstesmal wieder zur Wahl stelle, sollten wir lieber auf die englischsprachigen und feministischen Stimmen abzielen.«
    Sie blätterte stirnrunzelnd weiter. »Gut, nun ein kurzer Rückblick auf die Parteilinie. Laß mich wissen, ob du zu den einzelnen Punkten mehr Daten brauchst. Landwirtschaftsprojekt Philippinen: ausgeschlossen. Diese industrielle Landwirtschaft ist kapitalintensiv, extrem krisengefährdet und ruiniert die Böden. Außerdem wird das Subventionssystem der Regierung über kurz oder lang zusammenbrechen. Gemeinschaftsprojekt Kymera: ja. Das russische Softwaregeschäft: ja. Die Russen haben noch immer Hartwährungsprobleme, aber wir können mit Erdgas ein gutes Gegengeschäft einleiten. Das kuwaitische Wohnungsbauprojekt: nein. Islamische Republik: Die Bedingungen sind gut, aber es sieht politisch schlecht aus. Nein.«
    Sie machte eine Pause. »Da ist etwas, worüber du nichts wußtest. Grenada United Bank. Der Ausschuß hat sie eingeschoben.« Zum ersten Mal sah Emily unsicher aus. »Grenada ist ein Steuerparadies. Nicht allzu appetitlich. Aber der Ausschuß meint, es sei Zeit für eine freundschaftliche Geste. Es wird unserem Ruf nicht guttun, wenn die ganze Sache öffentlich ausgetragen wird. Aber es ist ziemlich harmlos - ich glaube, wir können es dabei belassen.«
    Emily zog eine quietschende Holzschublade heraus und tat den Vierteljahresbericht hinein. »Soviel für dieses Quartal. Insgesamt sieht alles gut aus.« Sie lächelte. »Hallo, David, solltest du zuschauen. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gern ein persönliches Wort mit Laura sprechen.«
    Der Bildschirm blieb eine Weile leer. Aber die ungenutzte Zeit kostete nicht viel. Im voraus aufgezeichnete Einweggespräche waren billig. Emilys Anruf war zu einem Hochgeschwindigkeitsstoß komprimiert und zum Nachttarif von Apparat zu Apparat gesendet worden.
    Emily erschien wieder auf dem Bildschirm, diesmal in ihrem Schlafzimmer. Jetzt trug sie ein rosa und weiß gestreiftes Nachthemd und hatte das Haar ausgekämmt. Sie saß mit gekreuzten Beinen in ihrem hölzernen Himmelbett, einer victorianischen Antiquität mit vier gedrechselten Pfosten. Sie hatte das knarrende alte Bett mit modernem, härtendem Schellack überzogen. Dieser transparente Überzug war so unglaublich zäh und steif, daß er die gesamte Holzkonstruktion wie mit Eisenreifen zusammenhielt.
    Sie hatte die Videokamera an einem der Bettpfosten befestigt. Der geschäftliche Teil war jetzt zu Ende. Dies war persönlich. Die Videoetikette hatte sich mit Emilys Gesichtsausdruck verändert. Sie trug eine Galgenmiene zur Schau. Mitleiderregend.
    Laura seufzte und drückte die Pausentaste. Sie setzte Loretta auf ihrem Schoß zurecht und küßte sie geistesabwesend auf den Kopf. Sie war es gewohnt, Emilys Probleme zu hören, aber vor dem Mittagessen war es schwer zu ertragen. Besonders heute. Aber sie überwand sich und schaltete wieder ein.
    »Also, da bin ich wieder«, sagte Emily. »Ich nehme an, du kannst erraten, was es ist. Es ist wieder Arthur. Wir hatten neuerlich Streit. Eine schreckliche Auseinandersetzung. Es fing wie eine von diesen trivialen Kleinigkeiten an, wirklich wegen nichts. Ich glaube, es ging um Sex, wenigstens sagte er das, aber für mich kam es wie aus heiterem Himmel. Ich fand, daß er grundlos ekelhaft und bösartig war. Er fing an, auf mir herumzuhacken, und das in diesem Ton, du weißt schon. Und wenn er einmal damit anfängt, ist er unmöglich.
    Nun, ein Wort gab das andere, er brüllte mich an, ich schrie ihn

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