Inseln im Netz
Galveston, und sie konnten alle schnell ins Schwitzen kommen.
Sie ärgerte sich, daß der Zentralausschuß nichts davon hatte verlauten lassen, sah aber die Gründe ein. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto leichter fiel es ihr, eine Geste des
Vertrauens darin zu sehen. Ihr Ferienheim sollte im Mittelpunkt einer sehr delikaten Aktion stehen. Sie hätten die Konferenz ohne weiteres in einem anderen Ferienheim des Konzerns abhalten können; etwa bei den Warburtons in den Ozarks. Aber sie hatten ihr mehr vertraut. Und sie würde alles zu sehen bekommen.
Nach einem späten Mittagessen öffnete sie den Kanadiern den Konferenzraum im Obergeschoß. Sie stellten eine Verbindung mit Atlanta her und nahmen ihre letzten Botschaften entgegen, grinsten in Videofone und vertrieben sich die Zeit bis zur Abreise mit Klatschgeschichten und Fernsehen.
Um vier wurde der Vierteljahresbericht durchgegeben, ein wenig früher als sonst. Die Ausdruckstationen surrten. Die Kurosawas nahmen ihre portugiesische Übersetzung mit und gingen.
Um fünf Uhr kam David mit seiner Abbruchmannschaft. Sie stapften in die Bar, überfielen den Biervorrat, trampelten schließlich die Treppe hinauf, das Baby zu sehen. Lauras Mutter kam sonnenverbrannt von ihrer Bootsfahrt zum OTEK zurück. Alle Bürger Galvestons waren stolz auf ihren Ozeanischen Thermalenergie-Konverter, und einer von Davids Freunden hatte an dem Projekt mitgearbeitet. Alle schienen erfreut, Ansichten auszutauschen.
David war von Kopf bis Fuß mit Sägemehl, Staub und Schweiß bedeckt, ebenso seine vier Abbruchkumpel. In ihren Arbeitshemden, Overalls und schweren Stiefeln glichen sie Landstreichern aus der Zeit der Wirtschaftskrise. In Wirklichkeit waren Davids Freunde ein Zahnarzt, zwei Schiffbauingenieure und ein Biologieprofessor, aber der äußere Anschein zählte. Sie zupfte an seinem Overall. »Haben die Europäischen Bankleute euch hereinkommen sehen?«
David strahlte vor Vaterstolz, als seine Freunde Lorettas erstaunliche Fähigkeit bewunderten, die verschwitzten kleinen Fäuste zu ballen. »Ja, und?«
»David, du stinkst.«
»Ein bißchen ehrlicher Schweiß!« sagte David. »Was gibt es dagegen zu sagen? Ha, sie beneiden uns! Diesen Luxemburger Sesselfurzern wäre nichts lieber als ein Tag körperliche Arbeit im Freien.«
Das Abendessen mit Davids Freunden war ein großer Erfolg, David brach mit seinen Prinzipien und aß die Garnelen, weigerte sich jedoch, das Gemüse anzurühren. »Gemüse ist voll von Giften!« behauptete er mit erhobener Stimme. »Es wird nicht nur mit Insektiziden gespritzt, sondern enthält auch natürliche Gifte! Pflanzen bedienen sich der chemischen Kriegführung. Da könnt ihr jeden Botaniker fragen!«
Glücklicherweise verfolgte niemand das Thema weiter. Die Abbruchmannschaft rief Elektromobile und fuhr nach Hause. Laura sperrte für die Nacht zu, während das Personal abräumte und das Geschirr in die Spülmaschine tat. David nahm eine Dusche.
Laura hinkte die Treppen zum zweiten Stock hinauf, wo sie ihre Privatwohnung hatten. Es war Sonnenuntergang. Mr. Rodriguez ließ die Fahnen herunter und tappte die Treppe hinab zu den Personalwohnungen im Untergeschoß. Er war ein stoischer alter Mann, aber Laura fand, daß er erschöpft aussah. Die manische Brut der Kanadier hatte ihm arg zugesetzt.
Laura stieß die Sandalen von den Füßen und hängte ihre Sachen in den Kleiderschrank. Sie setzte sich aufs Bett und besah ihren Fuß. Der verletzte Knöchel war angeschwollen und zeigte unter der Abschürfung ein eindrucksvolles Blauschwarz. Sie streckte die Beine aus und lehnte sich gegen das Kopfbrett. Die Klimaanlage schaltete sich ein und blies kühle Luft in den Raum. Laura saß in ihrer Unterwäsche da, fühlte sich müde und irgendwie unsauber.
David kam nackt aus dem Bad und verschwand im Kinderzimmer. Sie hörte ihn besänftigende Gu-gu-Geräusche machen. Laura griff zum Terminkalender und überflog den morgigen Tag. Ihre Mutter reiste morgen ab. Ihr Flug nach Dallas ging kurz vor der planmäßigen Ankunft der Grenadiner. Laura schnitt ein Gesicht. Immer mehr Ärger.
David kam aus dem Kinderzimmer. Sein langes Haar war durch einen Mittelscheitel geteilt und hing naßgekämmt glatt über Ohren und Nacken. Er glich einem wahnsinnigen russischen Priester.
Er warf sich aufs Bett und bedachte sie mit einem breiten, wissenden Lächeln. Also ein wahnsinniger russischer Priester mit einer Gier nach Frauen, dachte Laura mit einem
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