Inseln im Netz
seinen eigenen Leuten sprach. Und es wirkte - er munterte sie auf. Er wurde ihr sympathischer. »Ich weiß«, fuhr er fort, »daß Sie und Dr. Selous in dieser Zeit sehr gute Freundinnen geworden sein müssen. Die unzerreißbaren Bande zwischen Menschen, die gemeinsam gelitten und gekämpft haben! Aber Sie brauchen sich nicht zu sorgen, Mrs. Webster. Unsere Gebete sind mit Katje Selous! Ich bin überzeugt, daß sie durchkommen wird!«
»Ich hoffe es sehr. Kümmern Sie sich gut um sie. Sie war sehr tapfer.«
»Natürlich werden wir uns um sie kümmern. Eine Nationalheldin! Und wenn wir etwas für Sie tun können…«
»Ich dachte, vielleicht eine Dusche…«
Mbaqane lachte. »Ach du lieber Gott! Selbstverständlich, meine Liebe. Und Kleidung… Wir haben bestimmt etwas Passendes da.«
»Ich werde diese… ah… Djellabah anbehalten«, sagte sie. »Ich werde damit vor die Kamera gehen. Das gibt ein besseres Bild.«
»Oh, ich verstehe… ja.«
Gresham stand am Rande des Lagers vor der Videokamera und sprach. Laura machte einen Bogen, sorgfältig darauf bedacht, außerhalb des Kamerabereichs zu bleiben.
Sie war erstaunt über die Schönheit seines Gesichts. Er hatte sich rasiert und Video-Make-up aufgelegt: Lippenrot, Puder, Lidstrich. Auch seine Stimme klang verändert: Sie war wohlklingend und klar, betonte jedes Wort mit der Präzision eines Nachrichtensprechers.
»… ein Bild trostloser Verödung. Aber die Sahelzone war einmal die Heimat der stärksten und blühendsten Staaten Schwarzafrikas. Das Reich der Songai, die Reiche von Mali und Ghana, die heilige Stadt Timbuktu mit ihren Gelehrten und Bibliotheken. Für die moslemische Welt war der Sahel gleichbedeutend mit Reichtum, mit Gold, Elfenbein, Feldfrüchten aller Art. Riesige Karawanen durchzogen die Sahara, Flotten von Kanus befuhren den Niger…«
Sie ging an ihm vorbei. Der Rest seiner Truppe war eingetroffen, und die Tuaregs hatten ihr Lager aufgeschlagen. Nicht die zerlumpten Decken und Planen, unter denen sie sich draußen in der Wüste nach ihrem Überfall verkrochen hatten, sondern sechs geräumige, stabil aussehende Unterkünfte. Es waren vorfabrizierte Kuppelzelte, bespannt mit Gewebe in Wüstentarnfarbe. Im Innern bestanden sie aus zusammenfaltbarem Metallgeflecht, das schirmartig durch Rippen verstärkt war. Aus ihren skelettartigen Wüstenfahrzeugen entrollten die Nomaden lange gegliederte Streifen, die wie Gleisketten von Planierraupen aussahen. Schwarze Silikonoberflächen glänzten im harten Sonnenlicht. Es waren lange Bahnen von Solarzellen zur Energieerzeugung. Die Solarzellen wurden durch Kabel mit Anschlüssen an den Fahrzeugen verbunden. Die Männer arbeiteten mit geübter Leichtigkeit; wären sie mit dem Tränken ihrer Dromedare beschäftigt gewesen, so hätte es nicht viel anders ausgesehen. Bei der Arbeit plauderten sie leise in Tamashek.
Während eine Gruppe die Fahrzeuge auflud, rollten die anderen neben einem der Kuppelzelte Matten aus und bereiteten Tee mit einem elektrischen Tauchsieder. Laura gesellte sich zu ihnen. Ihre Gegenwart schien die Männer ein wenig in Verlegenheit zu bringen, aber sie akzeptierten es als eine interessante Abwechslung. Einer von ihnen zog eine Tube Protein aus einer alten Ledertasche und brach sie über dem Knie auf. Er bot ihr eine nasse Handvoll an und verbeugte sich. Sie kratzte das Zeug aus seinen langen Fingern und aß es und dankte ihm.
Gresham kam mit seinem Kameramann. Er wischte sich das gepuderte Gesicht mit einem geölten Lappen ab. »Wie ging es im Lager?«
»Ich wußte nicht recht, ob sie mich wieder herauslassen würden.«
»So arbeiten die nicht«, sagte Gresham. »Hier ist es die Wüste, die die Menschen einschließt.« Er setzte sich neben sie. »Hast du ihnen von der Bombe erzählt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte, aber ich konnte einfach nicht. Sie sind sowieso schon nervös, und im Lager sind Kommandotruppen. Obwohl das Lager auf dem Gebiet der Republik Niger liegt, hat Bamako sich nicht daran hindern lassen, es anzugreifen, und sie befürchten, daß der Angriff wiederholt werden könnte. Aber Katje wird es ihnen sagen, sobald es ihr besser geht. Es ist alles so verwirrt - ich bin verwirrt. Ich hatte Angst, sie würden mich einsperren. Und dich auch.«
Der Gedanke erheiterte ihn. »Was, herauskommen und uns festnehmen? - Glaube ich nicht. Ich sprach mit diesem Hauptmann, als er herauskam, uns in Augenschein zu nehmen… Ich weiß, wie er denkt. Klassische
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