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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ihnen die Hand reichen. Die ihnen zeigen, was wir sind und wie wir arbeiten.«
    »Richtig«, sagte David. Laura war überrascht. Sie hatte das Anwachsen des Druckes gespürt, aber angenommen, daß er sie den Augenblick wählen lassen würde. »Es liegt auf der Hand, daß Laura und ich diejenigen sind, die Sie brauchen. Grenada kennt uns bereits, sie haben dort dicke Dossiers über uns. Und wir waren dabei, als Stubbs getötet wurde. Wenn nicht uns - die Augenzeugen -, werden sie sich fragen müssen, wen sonst?«
    Die Ausschußmitglieder blieben eine kleine Weile still. Entweder wunderten sie sich über sein brüskes Eingreifen in die Diskussion, oder sie wußten das Opfer zu schätzen. »David und ich fühlen uns verantwortlich«, fügte Laura hinzu. »Bisher haben wir Pech gehabt, aber wir sind bereit, das Projekt weiter zu verfolgen. Und wir haben keine anderen Verpflichtungen, seit Galveston unser Ferienheim zugemacht hat.«
    Cullen schaute unglücklich drein, aber nicht über sie, sondern über die Situation. »David, Laura, ich würdige diese korrekte Haltung. Sie ist sehr mutig. Ich weiß, daß Sie sich der Gefahr bewußt sind: Besser als wir, da Sie den Anschlag selbst miterlebt haben.«
    David zuckte die Achseln. Auf Lob wußte er nie gut zu reagieren. »Offen gesagt, ich fürchte die Grenadiner weniger als die Leute, die auf sie geschossen haben.«
    »Sehr richtig. Es ist auch zu bemerken, daß die Terroristen den Anschlag in den Vereinigten Staaten verübt haben«, sagte Gauss. »Nicht in Grenada, wo die Sicherheitsmaßnahmen viel schärfer sind.«
    »Ich sollte gehen«, sagte Saito. »Nicht, weil ich besser darin wäre.« Eine höfliche Lüge. »Aber ich bin ein alter Mann und habe wenig zu verlieren.«
    »Und ich werde mit ihm gehen«, sagte Debra Emerson, die sich das erste Mal zu Wort meldete. »Wenn es in diesem Sicherheitsdebakel eine Schuld gibt, dann ist es ganz gewiß nicht die Schuld der Websters, sondern meine. Ich war auch im Ferienheim. Ich kann so gut wie Laura und David aussagen.«
    »Wir können nicht mit der Erwartung in diese Sache hineingehen, daß unsere Leute erschossen werden!« sagte De Valera leidenschaftlich. »Wir müssen die Vorkehrungen so treffen, daß die Grenadiner nicht einmal auf den Gedanken kommen, wir könnten Beute sein. Entweder das, oder überhaupt nicht hingehen. Denn wenn diese Zuversicht versagt, wird es Krieg bedeuten, und wir würden nicht wirtschaftliche Demokraten bleiben können, sondern Untergrundkämpfer werden müssen, geeignet für den Bandenkrieg.«
    Cullen nickte zustimmend. »Keine Waffen. Aber wir haben wenigstens eine Panzerung. Wir können unseren Abgesandten die Panzerung des Netzes geben. Wer immer geht, wird vierundzwanzig Stunden am Tag an der Leitung sein. Wir werden genau wissen, wo unsere Leute sind, was sie tun. Alles, was sie sehen und hören, wird aufgezeichnet und verbreitet. Das ganze Unternehmen wird hinter ihnen stehen, ein überlebensgroßes Mediengespenst. Grenada wird das respektieren. Sie haben diesen Bedingungen bereits zugestimmt.«
    »Ich finde, Charlie hat recht«, sagte Garcia-Meza unerwartet. »Sie werden unsere Abgesandten nicht massakrieren. Warum sollten sie? Wenn sie Rizome schaden wollen, werden sie nicht mit den Websters anfangen, bloß weil sie zur Hand sind. So naiv sind sie nicht. Wenn sie auf uns schießen, werden sie auf den Kopf zielen. Sie werden uns aufs Korn nehmen, die Ausschußmitglieder.«
    »Mein Gott«, sagte De Valera.
    »Nichtsdestoweniger schmausen wir hier mit Tigern«, fuhr Garcia-Meza fort. »Es ist eine wichtige Operation, und wir werden jeden Schritt beobachten müssen. Ich bin froh, daß wir diese Wiener Brillen haben. Wir werden sie brauchen.«
    »Lassen Sie mich gehen«, bat Mrs. Emerson. »Sie sind jung und haben einen Säugling.«
    »Tatsächlich«, sagte De Valera, »dürfte das ein besonderer Vorzug der Websters als Kandidaten sein. Ich meine, die Websters sollten gehen, und sie sollten ihr Baby mitnehmen.« Er lächelte in die Runde, vergnügt über die Unruhe, die seine Worte erzeugt hatten. »Denken wir nüchtern darüber nach. Ein friedfertiges junges Ehepaar mit einem Baby. Es ist ein vollkommenes diplomatisches Abbild unserer Gesellschaft, weil es wahr ist. Es mag kaltblütig klingen, aber ich sehe darin eine vollkommene psychologische Verteidigung.«
    »Also«, sagte Garcia-Meza, »ich stimme nicht oft mit De Valera überein, aber das ist klug. Diese Piraten sind Machos. Sie würden

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