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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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behelfsmäßig aufgebaut, Einsparungen hier, Einsparungen dort… Aber wir haben etwas, das Sie in den Staaten niemals erreichen werden. Wir haben den wahren unternehmerischen Geist…« Prentis trat hinter den Schreibtisch und bückte sich, um eine der unteren Schubladen aufzuziehen.
    Er begann Gegenstände auf die narbige Tischplatte zu legen: Pfeifenreiniger, selbstschärfende Messer, ein Vergrößerungsglas, einen Stapel Kassetten, mit Gummiband zusammengehalten. »Hier nehmen wir etwas in Angriff, betrachten es von allen Seiten, diskutieren darüber… Die Geldleute hier sind nicht wie diese Bankiers in den Staaten, die nur daran interessiert sind, dich auszunehmen; wenn sie dir vertrauen, ist es wie ein Blankoscheck, nur besser. Man hat wahre intellektuelle Freiheit…« Mehr Krimskrams landete auf der Tischplatte: Gummistempel, Briefbeschwerer, molekulares Klempnerspielzeug. »Und sie verstehen zu feiern! Sie mögen es nicht glauben, wenn Sie diese Kader der Bewegung oben auf Deck gesehen haben, aber Sie haben noch nie ein Karnevalsfest in Grenada gefeiert… Da wird die Sau rausgelassen! Sie verstehen es wirklich, aus sich herauszugehen… Ah, da ist es.« Er zog eine unbedruckte Zahnpastatube heraus. »Nun, das ist es!«
    »Was ist das?« fragte David.
    »Was es ist? Bloß die großartigste Sonnencreme, die je gemacht wurde, das ist alles!« Er warf sie David zu. »Wir haben diesen Stoff hier in Grenada erfunden. Er besteht nicht nur aus Strahlenblockern und erweichenden Mitteln. Dieses alte Zeug liegt bloß in einer Schicht auf der Epidermis. Aber dies hier wird von den Zellen aufgenommen, verändert die Reaktionsstruktur…«
    David schraubte die Kappe ab. Ein scharfer pfefferminzähnlicher Geruch drang ihm an die Nase. »Huh!« Er schraubte die Tube wieder zu.
    »Nein, behalten Sie sie!«
    David steckte die Tube in die Tasche. »Das habe ich noch nicht auf dem Markt gesehen…«
    »Nun, natürlich nicht. Und wissen Sie, warum? Weil die Yankee-Gesundheitsbehörde es durchfallen ließ, deshalb. Ein ›mutagenes Risiko‹. ›Karzinogen‹. Piß dir auf den Bart, Bruder!« Prentis stieß die Schublade zu. »Nacktes Sonnenlicht, das ist ein echtes Krebsrisiko. Aber nein, damit befassen sie sich nicht. Weil es ›natürlich‹ ist.« Prentis lächelte höhnisch. »Freilich, wenn Sie diese Creme vierzig Jahre lang täglich benutzen, können Sie vielleicht ein kleines Problem bekommen. Oder vielleicht haben Sie schon Magengeschwüre vom Alkohol? Der wird Sie von oben bis unten ruinieren, aber wird der Alkohol verboten? - Gottverdammte Heuchler.«
    »Ich verstehe Sie«, sagte Laura. »Aber sehen Sie, was mit dem Zigarettenkonsum gemacht wurde. Auch Alkohol ist eine Droge, und die Einstellung der Bevölkerung…«
    Prentis versteifte sich. »Sie wollen doch nicht damit anfangen, hoffe ich? Drogen?« Er funkelte Andrej an.
    »Die Charles Nogues dient der Lebensmittelherstellung«, sagte Andrej. »Das habe ich ihnen bereits gesagt.«
    »Ich mache kein Rauschgift!« sagte Prentis. »Glauben Sie mir das?«
    »Sicher«, sagte David, ein wenig verwundert über den Ausbruch.
    »Wenn Besucher hierher kommen, versuchen sie mir eins auszuwischen«, klagte Prentis. »Sie sagen: ›He, Brian, ich wette, Sie haben tonnenweise synthetisches Kokain, können Sie nicht ein paar Teelöffel für uns erübrigen?‹« Er funkelte wütend in die Runde. »Nun, damit habe ich nichts zu schaffen. Nicht das mindeste.«
    Laura war verdutzt. »Wir versuchten nicht, Ihnen zu unterstellen…«
    Prentis zeigte zornig auf David. »Da, er lauscht. Was erzählen sie Ihnen über die Leitung, hm? Alles über mich, wette ich. Mein Gott!« Prentis stapfte hinter seinem Schreibtisch hervor.
    »Sie vergessen niemals, nicht? Gewiß, ich bin berühmt! Ich entwickelte ihn, den Prentis-Polysaccharide-Prozeß. Mann, ich machte Millionen für Biogen. Und sie hatten mich auch auf heiße Proteine angesetzt…« Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch. »So weit war ich vom Nobelpreis entfernt, vielleicht! Aber das waren lebende Bioaktive, Sicherheitsstufe drei. Also mußte ich in den Becher pinkeln.« Er fixierte Laura. »Sie wissen, was das heißt?«
    »Drogentest«, sagte Laura. »Wie für Luftlinienpiloten…«
    »Ich hatte eine Freundin«, sagte Prentis in verwundertem Ton. »Wie ein Hochspannungsdraht. Nicht eine von diesen Göttinnen-Typen, sondern so ein Partymädchen, wissen Sie… ›Brian‹, sagt sie, ›ein paar Monate hinter Gittern, das machst du

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