Inseln im Netz
LOUISON…
»Ich bin Mr. Gould«, erklärte Mr. Gould. Er war ein untersetzter Anglo, ungefähr fünfundsechzig, dunkelhäutig, trug Videorouge und ein drahtiges Toupe. »Ich fungiere als Vorsitzender dieser besonderen Untersuchungskommission, welche die Todesumstände des grenadinischen Bürgers Winston Stubbs zu klären hat. Wir sind kein Gerichtshof und können keine Rechtsentscheidungen treffen, doch können wir dem Premierminister Vorschläge unterbreiten und ihn beraten. Nach grenadinischem Recht, Mrs. Webster, haben Sie für eine Aussage vor der Sonderkommission keinen Anspruch auf Rechtsbeistand; falsches Zeugnis wird jedoch als Meineid bestraft. Mr. Gelli wird Ihnen den Eid abnehmen. Mr. Gelli?«
Der Angeredete erhob sich rasch. »Bitte heben Sie die rechte Hand. Sie schwören feierlich, oder bestätigen…« Er las ihr die Eidesformel vor.
»Ich schwöre es«, sagte Laura. Castleman war der Unheimlichste von allen. Er war sehr fett, hatte schulterlanges Haar und einen dürftigen, ungepflegten Bart; er rauchte einen Zigarillo bis zum Filter und bediente linkshändig die Tastatur eines tragbaren kleinen Datenanschlusses.
Rainey langweilte sich. Er malte Kringel auf sein Papier und befühlte seine große schwarze Nase, als schmerze sie. Er trug einen Smaragdohrring und ein schweres Goldarmband. General Crefts Aussehen ließ vermuten, daß er noch am ehesten ein echter Schwarzer sein könnte, obwohl er mit seiner milchkaffebraunen Haut der Hellste von allen war. Er hatte den starren Blick eines Krokodils und die narbigen Hände und verhornten Knöchel eines Schlägers. Hände, in denen man Rohrzange und Gewindeschneider natürlich gefunden hätte.
Sie befragten Laura anderthalb Stunden lang. Sie waren höflich, sprachen leise. Wortführer war Gould, der zwischendurch immer wieder in Notizen und Papieren blätterte. Rainey wirkte desinteressiert - offenbar war ihm die Spannungsebene hier zu niedrig; er hätte mehr Spaß daran gehabt, mit einem Schnellboot Schmuggelware an der Küstenwache vorbei nach Florida zu bringen. Creft trat in den Mittelpunkt, als sie nach der Mordmaschine fragten. Er hatte eine ganze Mappe mit Aufnahmen des sanduhrförmigen Kleinhubschraubers Canadair CL 227, der für eine schreckliche Vielfalt von Maschinenwaffen, Flammenwerfern, Gaszerstäubern und Minenstreuern nachgerüstet werden konnte… Sie suchte das Modell heraus, das dem erinnerten Profil am genauesten zu entsprechen schien. Creft ließ das Foto wortlos herumgehen. Sie alle nickten…
Gelli sagte nicht viel. Er war der Juniorpartner. Das ältere Gelli-Modell hatte offensichtlich nicht mit der Zeit Schritt gehalten. Jemand hatte es verschrottet…
Sie wartete ab für den richtigen Augenblick, um ihre Neuigkeiten über die FAKT mitzuteilen. Sie hatte sich von Emily alles verfügbare Material durchgeben lassen und legte ihnen die Ausdrucke vor. Sie sahen das Material mit viel Räuspern und Kopfwiegen durch. Castleman überflog den Text mit einer Geschwindigkeit von mindestens 2400 Zeichen in der Minute; seine fettverhangenen Augen verschlangen ganze Absätze auf einmal.
Sie waren höflich. Sie waren skeptisch. Der Präsident von Mali, ein gewisser Moussa Diokite, sei ein persönlicher Freund des Premierministers Louison. Die beiden Länder seien durch brüderliche Bande miteinander verknüpft und hätten ein Kulturaustauschprogramm vorbereitet. Unglücklicherweise hätten die Pläne für einen friedlichen Austausch wegen des andauernden Krisenzustandes in allen Ländern der Sahelzone bisher nicht verwirklicht werden können. Mali habe von einem Angriff auf Grenada nichts zu gewinnen; Mali sei hoffnungslos verarmt und von Unruhen erschüttert.
Außerdem seien die sogenannten Beweise nicht überzeugend. Algerien und Mali hätten seit langer Zeit bestehende Grenzstreitigkeiten; Algeriens Außenministerium würde alles verbreiten, was geeignet wäre, Mali in Mißkredit zu bringen. Die von der I.G. Farben zusammengestellte Liste von terroristischen Aktivitäten der FAKT im türkischen Zypern sei eindrucksvoll und nützlich, beweise jedoch nichts. Die Leute von Kymera seien paranoid und machten grundsätzlich Ausländer für die Aktionen japanischer YakuzaGangsterbanden verantwortlich. Mali die Schuld zu geben, sei ein wilder Ausbruch von Phantasie, da die Singapurer offensichtlich die Aggressoren seien.
»Woher wissen Sie, daß Singapur dahintersteckt?« fragte Laura. »Können Sie beweisen, daß Singapur Mr. Stubbs ermorden
Weitere Kostenlose Bücher