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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Verständnislose Blicke. Windeln. »Eigo wa shabere masuka?« Sie schüttelten trübe den Kopf. »Sie sprechen nicht englisch«, sagte sie zu David.
    »Que tal?« sagte David. »Yo no hablo japones - un poquito solo. Ah, quien estan ustedes? Y su amigo interesante?«
    »Somos de Kymera Habana«, sagte der Mann sichtlich erleichtert. Er verbeugte sich und schüttelte David die Hand. »Bienvenidas a Cuba, Senor Rebsta! Soy Yoshio, y mi esposa, Mika. Y el Capitan Reyes, de la Habana Seguridad.«
    »Es ist die Kymera Corporation«, sagte David.
    »Ja, ich weiß.«
    »Anscheinend haben sie eine Art Vereinbarung mit der örtlichen Polizei getroffen.« Er hielt inne. »Kymerasie stehen auf unserer Seite, nicht? Wirtschaftliche Demokraten.«
    »Solidaridad«, sagte Yoshio und hob zwei Finger. Er zwinkerte ihnen zu und öffnete die Tür.
    Kymera hatte einen Wagen bereitgestellt.
    Kymera war sehr gut vorbereitet. Sie hatten alles. Neue Pässe für sie - echte. Neue Kleider. Windeln und Babynahrung. Die Kleider paßten beinahe, oder würden gepaßt haben, wenn sie nicht Ritas Festmähler genossen hätten. Kymera hatte sich bei den kubanischen Behörden für sie verwendet. Laura hielt es für zweckmäßig, nicht nach dem Wie zu fragen.
    Sie verbrachten einen ruhigen Abend in wunderbarer gemütlicher Sicherheit in einer Gästewohnung der Kymera-Niederlassung Havanna. Und sie waren frei vom Netz, in privater Zurückgezogenheit - ein Gefühl wie Genesung nach überstandener Krankheit. Die Räume waren kleiner und alles war näher am Boden, doch ansonsten war es wie in einem Rizome-Ferienheim. Sie plauderten auf japanisch und spanisch bei Meeresfrüchten und Sake und lernten das reizende vierjährige Kind der Takedas kennen.
    »Rizome hat uns einige Ihrer Aufzeichnungen vorgeführt«, sagte Yoshio. »Wir koordinieren. Legen zwischen uns alle
    Karten auf den Tisch.«
    »Sie sahen den Angriff der Terroristen«, sagte Laura.
    Yoshio nickte. »Mali ist zu weit gegangen.«
    »Sind Sie sicher, daß es Mali ist?«
    »Wir wissen es«, sagte Yoshio. »Wir ließen sie für uns arbeiten.«
    Laura war betroffen. »Kymera ließ die FAKT Aufträge ausführen?«
    Yoshio schaute verlegen, schien jedoch entschlossen, die Sache hinter sich zu bringen. »Wir hatten schwer unter Piraterie zu leiden. Die ›Freie Armee Kontra Terrorismus‹ bot uns ihre Dienste an. Um die Piraten zu entmutigen, ja, sie sogar auszuschalten. Die FAKT erwies sich als tüchtig. Wir bezahlten sie jahrelang für diese Arbeit, aber die Verbindung blieb geheim. Viele andere Unternehmungen verhielten sich ähnlich. Es schien uns eine bessere Lösung zu sein, als aus unseren eigenen Leuten eine Truppe aufzubauen.«
    David und Laura berieten. David war entsetzt. »Die Japaner mieteten terroristische Söldner?«
    »Wir sind kein japanisches Unternehmen«, entgegnete Yoshio. »Kymera hat ihren Stammsitz in Mexiko.«
    »Ja, richtig.«
    »Sie wissen, wie die Verhältnisse in Japan sind«, fuhr Yoshio fort. »Fett! Träge! Voll von älteren Leuten, weit hinter der Zeit zurück…« Er klopfte mit dem Knöchel an seine Schale, und Mika füllte sie mit Sake nach. »Zuviel Erfolg in Japan! Die japanische Politik schuf diese Weltkrise. Zuviel hinter den Kulissen. Zu viele höfliche Lügen, Heuchelei… Wir hielten die Freie Armee für ein notwendiges Übel«, führte er aus. »Wir wußten nicht, daß sie so ehrgeizig war. So klug, so schnell. Die Freie Armee ist die Kehrseite unserer wirtschaftlichen Konglomerate - unserer Keiretsu.«
    »Aber was hat Mali zu gewinnen?«
    »Nichts! Die Freie Armee besitzt dieses Land. Sie eroberte es, als es durch Hungersnöte geschwächt war. Dort ist sie stärker und stärker geworden, während wir sie ohne Aufhebens bezahlten und vorgaben, nicht zu wissen, daß sie existierte. Sie pflegte sich zu verstecken, wie eine Ratte - doch heute ist sie groß wie ein Tiger.«
    »Sehen Sie eine Lösung?« fragte David.
    »Ich sage, das Netz hat zu viele Löcher. All diese kriminellen Operationen - Singapur, Zypern, Grenada, auch Mali, das wir in seiner heutigen Form mitgeschaffen haben - müssen zerschmettert werden. Es mußte so kommen. Was heute geschieht, war vorauszusehen. Der Dritte Weltkrieg ist da.«
    Mika lachte hinter vorgehaltener Hand.
    »Es ist ein kleiner Krieg«, räumte Yoshio ein. »Wird der Presse nicht gerecht, die er hat, nicht wahr? Klein, still, ferngesteuert. Kämpfe an Orten, wo niemand hinschaut, wie Afrika. An Orten, die wir

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