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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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deinetwegen nicht hingegangen, Boy», sagte Thomas Hudson. «Reg dich jetzt nicht auf. Ich komm schon zurück, in der Nacht oder morgen früh, und wenn ich meine Leiche hinterherziehen muß. Bestimmt. Dann wollen wir es hier besser haben. Vamonos a limpiar la escopeta.»
    Er verließ die helle Wohnhalle, die ihm immer noch enorm vorkam, stieg die Stufen hinunter und trat hinaus in den kubanischen Wintermorgen, der beinahe noch heller strahlte. Die Hunde drängten sich an seine Beine, und der traurige Pointer kam zu ihm heran, geduckt um Liebe dienernd, mit taprigem Kopf.
    «Armes Biest», sagte er zu dem Pointer. Er klopfte ihm den Rücken, und der Pointer wand sich vor Freude. Die übrigen Hunde waren Promenadenmischungen. Sie waren ausgelassen und aufgeregt vor Freude über den Wind und die Kälte. Von dem ceiba- Baum, der im Patio stand, waren einige Äste heruntergefallen und lagen auf den Stufen, wo der Wind sie hingeworfen hatte. Der Fahrer kam hinter dem Auto hervor, ostentativ fröstelnd, und sagte: «Guten Morgen, Mr. Hudson. Wie war die Reise?»
    «Ganz gut. Sind die Wagen in Ordnung?»
    «Tadellos, alle.»
    «Das kann ich mir denken», sagte Thomas Hudson auf englisch. Dann sagte er zu Mario, der aus dem Haus und die Treppe herunterkam und den großen dunklen rostfarbenen Drink, der in eine Korkschicht gepackt war, die bis auf einen Zentimeter an den Rand des Glases heraufreichte, zum Wagen trug:
    «Hol mal einen Sweater für Pedro, eine von diesen Strickjacken von Mr. Tom, und laß die Äste von der Treppe fegen.»
    Thomas Hudson gab dem Fahrer den Drink zum Halten und bückte sich, um die Hunde zu streicheln. Boise saß auf den Stufen und beobachtete ihn pikiert. Negrita tauchte auf, eine kleine schwarze Hündin, die mit den Jahren schon etwas grau geworden war. Ihr Schwanz rollte sich über ihrem Rücken, und ihre zierlichen Beine und winzigen Pfoten zitterten förmlich, wenn sie herumspielte. Sie hatte eine spitze Foxterrier-Schnauze und guckte gescheit und anhänglich. Er hatte sie eines Nachts in einer Bar entdeckt, wie sie einigen Leuten nachgelaufen war, und gefragt, was für eine Rasse das sei. «Rein kubanisch», hatte der Ober gesagt. «Sie ist schon vier Tage hier und läuft hinter jedem her, aber jedesmal, wenn sie soweit ist, geht die Autotür gerade zu.»
    Sie hatten sie mit auf die Finca genommen, und in den beiden ersten Jahren war sie nicht läufig geworden, so daß Thomas Hudson schon dachte, sie sei zu alt, um Junge zu bekommen. Eines Tages dann hatte er sie und einen Polizeihund auseinander bekommen müssen, und dann bekam sie Polizeihundjunge, junge schwarze Bulldoggen, junge Pointer und ein völlig undefinierbares Junges, das hellrot war und aussah, als wäre der Vater ein Irischer Setter gewesen, nur daß es die Brust und die Schultern von einer Bulldogge hatte und den Schwanz über dem Rücken hochgerollt wie seine Mutter Negrita.
    Jetzt war sie von ihren Söhnen umgeben, und sie erwartete neue.
    «Von wem hat sie sie diesmal?» fragte Thomas Hudson den Fahrer.
    «Keine Ahnung.»
    Mario kam mit dem Sweater heraus und gab ihn dem Fahrer, der ihn unter seinen abgewetzten Uniformrock zog. Mario sagte: «Der Vater ist der große Beißer im Dorf.»
    «Adieu, Hunde», sagte Thomas Hudson. «Adieu, Boy», sagte er zu dem Kater, der zwischen den Hunden hindurch auf das Auto zulief. Thomas Hudson, der schon im Wagen saß, den Korkbehälter mit dem Drink in der Hand, beugte sich aus dem Fenster und berührte den Kater, der auf den Hinterbeinen stand und den Kopf gegen seine Finger stieß. «Keine Angst, Boy, ich komm schon zurück.»
    «Armer Boise», sagte Mario. Er nahm den Kater auf den Arm, der dem Auto nachsah, wie es umdrehte, um das Blumenbeet herumfuhr, dann die holprige, ausgewaschene Auffahrt hinunterfuhr, bis es hinter dem Hügel und den hohen Mangobäumen verschwand. Dann trug Mario den Kater ins Haus und ließ ihn zu Boden, und der Kater sprang aufs Fensterbrett und sah weiter zu der Stelle hinüber, wo die Einfahrt sich hinter dem Hügel verlor. Mario streichelte ihn, aber der Kater beruhigte sich nicht.
    «Armer Boise», sagte der große Negerjunge, «armer, armer Boise.»
    Der Wagen fuhr die Einfahrt hinunter, und der Fahrer sprang hinaus, öffnete das zugekettete Tor, stieg wieder ein und steuerte den Wagen hindurch. Einem Negerjungen, der die Straße heraufkam, rief er zu, daß er das Tor wieder zumachen sollte, und der Junge grinste und nickte.
    «Das ist Marios kleiner

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