Inseln im Strom
egal.»
«Das ist nicht dein Rekord.»
«Nein», sagte er.
Sie waren vor dem Tor stehengeblieben, und der Chauffeur öffnete es.
«Leben wir wirklich hier?»
«Ja. Oben auf dem Hügel. Es tut mir leid, daß die Auffahrt so schlecht ist.»
Der Wagen fuhr zwischen den Mangobäumen und den flamboyeines hinauf, die nicht in Blüte standen, drehte hinter den Rinderställen und bog dann in die kreisförmige Einfahrt vor dem Haus ein. Er machte die Wagentür auf, und sie stieg aus, als läge ihr daran, dem Boden einen freundlichen und großherzigen Gefallen zu tun. Sie sah am Haus hinauf und konnte die Fenster des Schlafzimmers sehen, die offen standen. Es waren große Fenster, und sie erinnerten sie irgendwie an die ‹Normandie›.
«Ich verpasse noch das Flugzeug», sagte sie, «aber schließlich kann ich auch mal krank sein. Die anderen Frauen sind es andauernd.»
«Ich weiß zwei gute Ärzte, die es beschwören würden.»
«Gut», sagte sie und stieg die Stufen hinauf. «Und wir brauchen sie nicht zum Abendessen einzuladen?»
«Nein», sagte er und machte die Haustür auf. «Ich rufe sie an und schicke den Chauffeur nach den Attesten.»
«Ich bin krank», sagte sie. «Ich habe mich entschlossen. Die Army kann sich mal selbst unterhalten.»
«Du fliegst ja doch.»
«Nein, jetzt werde ich dich unterhalten. Hast du deine ordentlichen Unterhaltungen gehabt in der letzten Zeit?»
«Nein.»
«Ich auch, oder heißt das: ich auch nicht?»
«Keine Ahnung», sagte er, hielt sie umarmt, sah ihr in die Augen und guckte dann weg. Er machte die Tür auf, die in das Schlafzimmer führte. «Es heißt: ich auch nicht», sagte er nachdenklich.
Die Fenster standen offen, und das Zimmer war voll Wind, aber weil die Sonne jetzt schien, war es schön.
«Es ist wirklich wie auf der ‹Normandie›. Hast du es extra so für mich eingerichtet?»
«Natürlich, Liebling», log er. «Was denn sonst?»
«Du bist ein größerer Lügner als ich.»
«Ich bin nicht einmal schneller.»
«Wir wollen nicht lügen. Tu einfach so, als hättest du es für mich gemacht.»
«Ich habe es deinetwegen gemacht, nur daß es jemandem anderes ähnlich sah.»
«Fester kannst du einen nicht halten?»
«Nicht ohne ihn zu zerbrechen.» Danach sagte er: «Nicht im Stehen.»
«Wer sagt denn, daß wir stehen bleiben müssen?»
«Ich nicht», sagte er, nahm sie auf die Arme und trug sie zum Bett. «Laß mich die Jalousie zumachen. Mir ist es egal, ob du die Army unterhältst, aber wir haben in der Küche ein Radio zur Unterhaltung. Sie brauchen uns nicht.»
«Jetzt», sagte sie.
«Ja.»
«Weißt du noch alles, was ich dir beigebracht habe?»
«Merkst du es nicht?»
«Ab und zu.»
«Woher kennen wir ihn eigentlich?» fragte er.
«Weißt du nicht mehr, wie wir ihn kennengelernt haben?»
«Paß mal auf, jetzt wollen wir uns nicht mehr erinnern und nicht mehr reden und nicht mehr reden und nicht mehr reden.»
Hinterher sagte sie: «Sogar auf der ‹Normandie› pflegten die Leute hungrig zu werden.»
«Ich klingle dem Steward.»
«Der Steward kennt uns doch gar nicht.»
«Er wird schon.»
«Nein, laß uns lieber aufstehen und uns das Haus ansehen. Was hast du gemalt?»
«Was alles nicht…»
«Kommst du nicht dazu?»
«Was meinst du?»
«Geht es nicht, wenn du an Land bist?»
«Was macht man schon, wenn man an Land ist?»
«Tom», sagte sie. Sie saßen jetzt in der Wohnhalle in den großen alten Sesseln, und sie hatte sich die Schuhe ausgezogen, um die Bastmatte unter ihren Füßen zu spüren. Sie hatte sich im Sessel zusammengerollt, und ihm zu Gefallen hatte sie ihr Haar gebürstet, denn sie wußte, was es für ihn bedeutete, und sie saß so, daß es wie eine schwere Seidenlast mitschwang, wenn sie den Kopf bewegte.
«Verdammt», sagte er. «Darling», fügte er hinzu.
«Du hast mich jetzt genug verdammt», sagte sie.
«Nicht darüber reden.»
«Warum hast du sie geheiratet, Tom?»
«Weil du dich verliebt hattest.»
«Das war kein guter Grund.»
«Keiner hat gesagt, es wäre einer gewesen, ich bestimmt nicht. Aber bin ich verpflichtet, meine Fehler zu machen und sie dann zu bereuen und auch noch zu diskutieren?»
«Wenn ich’s möchte…»
Der große schwarzweiße Kater war hereingekommen und strich um ihre Beine.
«Jetzt mischt der sich noch ein», sagte Thomas Hudson, «oder vielleicht merkt er’s.»
«Das ist nicht möglich.»
«Und ob das möglich ist. Boy!» rief er.
Der Kater kam zu ihm und sprang ihm auf den
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