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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Thomas Hudson.
    «Ja. Draußen auf dem Platz.»
    «Können wir zu dir hinausfahren?»
    «Natürlich. Wir können essen und dann hinausfahren, oder ich kann dich irgendwo abholen, und wir können bei mir draußen essen.»
    «Haben wir nicht Glück gehabt, daß wir vorbeikommen konnten?»
    «Ja», sagte Thomas Hudson. «Woher wußtest du, daß du hier jemanden treffen würdest?»
    «Jemand auf dem Flugplatz in Camaguey sagte mir, daß du vielleicht hier wärest. Wenn wir dich nicht getroffen hätten, hätten wir uns Havanna angesehen.»
    «Wir können uns Havanna ansehen.»
    «Nein», sagte sie. «Das kann Ginny machen. Weißt du nicht jemanden, der Ginny herumführen könnte?»
    «Aber natürlich.»
    «Wir müssen nur heute abend nach Camaguey zurück.»
    «Wann fliegt die Maschine?»
    «Ich glaube um sechs.»
    «Das läßt sich einrichten», sagte Thomas Hudson.
    Ein junger Mann kam an den Tisch, er war aus der Stadt.
    «Verzeihen Sie, darf ich Sie um ein Autogramm bitten?»
    «Natürlich.»
    Er gab ihr eine Ansichtspostkarte von der Bar, auf der Constante hinter der Theke stand und einen Cocktail mixte, und sie unterschrieb mit ihrer übergroßen, theatralischen Handschrift, die Thomas Hudson so genau kannte.
    «Es ist nicht für meine kleine Tochter oder für meinen Sohn, der noch zur Schule geht», sagte der Mann, «es ist für mich selber.»
    «Das ist hübsch», sagte sie und lächelte ihn an. «Es war reizend, daß Sie mich darum gebeten haben.»
    «Ich habe alle Ihre Filme gesehen», sagte der Mann. «Ich glaube, Sie sind die schönste Frau der Welt.»
    «Das ist wunderbar», sagte sie, «glauben Sie das bitte weiterhin.»
    «Darf ich Sie zu einem Drink einladen?»
    «Ich sitze mit einem Freund zusammen.»
    «Wir kennen uns», sagte der Radiosprecher. «Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Darf ich mich hier hersetzen, Tom? Es sind zwei Damen da.»
    «Das ist Mr. Rodriguez», sagte Thomas Hudson. «Was ist Ihr Nachname, Ginny?»
    «Watson.»
    «Miss Watson.»
    «Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss Watson», sagte der Radioansager. Er sah gut aus, war dunkelhaarig und braun gebrannt, hatte freundliche Augen, lächelte nett und besaß die großen, hübschen Hände eines Ballspielers. Er war beides gewesen, Spieler und Ballspieler, und etwas von der Eleganz eines modernen Spielers hatte er sich bewahrt.
    «Wollen Sie nicht alle drei mit mir essen gehen?» fragte er. «Es ist bald Mittag.»
    «Mr. Hudson und ich müssen aufs Land hinaus», sagte sie.
    «Aber ich würde gerne mit Ihnen essen», sagte Ginny. «Sie gefallen mir.»
    «Taugt er was?» fragte sie Thomas Hudson.
    «Er ist ein feiner Mann. Einen feineren gibt es hier nicht.»
    «Vielen Dank, Tom», sagte der Mann. «Sie sind sicher, daß Sie nicht alle zusammen mit mir essen wollen?»
    «Wir müssen wirklich gehen», sagte sie, «wir haben uns schon verspätet. Ich treffe dich dann im Hotel, Ginny. Vielen Dank, Mr. Rodriguez.»
    «Sie sind wirklich die schönste Frau der Welt», sagte er, «wenn ich’s nicht schon gewußt hätte, jetzt wüßte ich’s.»
    «Ändern Sie nicht Ihre Meinung», sagte sie, und dann waren sie auf der Straße. Sie sagte: «Das ist gutgegangen. Er ist nett, und Ginny mag ihn auch.»
    «Er ist wirklich nett», sagte Thomas Hudson, und der Chauffeur öffnete den Wagenschlag.
    «Du bist nett», sagte sie. «Du hättest nur nicht so viel trinken sollen. Deshalb habe ich den Champagner gestrichen. Wer war deine schwarzhaarige Freundin am Ende der Bar?»
    «Meine schwarzhaarige Freundin am Ende der Bar eben.»
    «Mußt du noch einen trinken? Wir könnten irgendwo anhalten.»
    «Nein. Und du?»
    «Du weißt, daß ich das nie mache. Ich würde nur gerne etwas Wein trinken.»
    «Ich habe Wein im Haus.»
    «Das ist wunderbar. Und jetzt darfst du mich küssen. Jetzt sperren sie uns ja nicht mehr ein.»
    «A donde vamos?» fragte der Chauffeur und guckte starr geradeaus.
    «A la finca», sagte Thomas Hudson.
    «Ach, Tommy, Tommy», sagte sie. «Mach nur. Es macht nichts, wenn er uns sieht, oder macht es etwas aus?»
    «Nein, es macht nichts. Du kannst ihm die Zunge herausschneiden, wenn du willst.»
    «Warum sollte ich das wollen? Ich bin nicht brutal, aber es ist nett, daß du mir das Angebot gemacht hast.»
    «Es wäre keine schlechte Idee», sagte er. «Wie geht es dir, du altes großes, liebes Haus?»
    «Wie immer.»
    «Wirklich wie immer?»
    «Man ist immer dieselbe. Hier gehöre ich zu dir.»
    «Bis zum Weiterflug.»
    «Genau»,

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