Inseln im Strom
Sicht. Es war eine schöne, waldige Insel. Sie tauchte über die Kimm, und er sah hinüber und suchte die Ansteuerungsmarken, während er auf die Bank zuhielt. Man mußte den höchsten Baum an der Spitze der Insel mit dem kleinen Sattel auf Romano in Deckung bringen. Dann kam man hinein, auch wenn die Sonne einen blendete und das Wasser wie flüssiges Glas brannte.
Heute brauchte man sich nicht an die Landmarken zu halten, aber er tat es zur Übung, und als er den Baum gefunden hatte, dachte er, an einer Hurrikan-Küste sollte man eine verläßlichere Landmarke haben. Er steuerte vorsichtig an der Kante der Bank hin, bis der Baum in den Schlitz des Sattels paßte, dann drehte er den Kutter hart hinein. Die Fahrrinne führte zwischen Schlickbänken hindurch, die das Wasser kaum bedeckte, und er sagte zu Ara: «Bitte Antonio, die Schleppangel auszubringen. Vielleicht fangen wir was zum Abendessen. Auf dem Grund der Rinne gibt es eine fabelhafte Barre.»
Dann steuerte er genau nach den Landmarken. Es lockte ihn, die Bänke aus dem Spiel zu lassen und den Kurs durchzuhalten, aber dann fiel ihm ein, daß es genau die Sorte Stolz gewesen wäre, von der Ara gesprochen hatte, und er steuerte sorgfältig an der Steuerbordkante der Bank hin, und er hielt sich nicht an seine zweite Landmarke, sondern drehte erst nach Steuerbord ab, als die Bank den Weg freigab. Es war, als führe man durch die rechtwinkligen Straßen eines neuen Vororts, und die Tide schwoll herein. Die Flut setzte mit einem Schwall braunen Wassers ein, und danach strömte sie hell und klar. Gerade als er in die Erweiterung der Fahrrinne hineingehen wollte, die wie ein Drehbecken war, und ankern wollte, hörte er Willie «Fisch! Fiiisch!» schreien. Er drehte sich um und sah achtern einen riesigen Tarpon, der sich hoch in die Luft geschleudert hatte. Sein Maul stand offen, die Sonne glänzte silbern auf seinen Schuppen, und seine Rückenflosse sah wie eine grüne Peitsche aus. Er schlug wild um sich, ehe er aus der Sonne ins Wasser zurückstürzte.
«Sabalo!» rief Antonio enttäuscht herauf.
«Scheiße, ein sabalo», sagten die Basken.
«Kann ich ihn fertigmachen, Tom?» fragte Henry. «Ich möchte ihn an Deck kriegen, auch wenn er nichts taugt.»
«Nimm ihn Antonio ab, wenn Willie ihn nicht schon hat. Sag Antonio, er soll endlich aufs Vorschiff gehen, wir wollen ankern.»
Die Aufregung und die Sprünge des großen Tarpon in ihrem Kielwasser gingen weiter, aber keiner guckte hinunter; sie grinsten nur, während der Kutter ankerte.
«Willst du einen zweiten Anker ausbringen?» rief Thomas Hudson aufs Vorschiff hinunter. Sein Steuermann schüttelte den Kopf und kam auf die Brücke, als sie herumgeschwoijt waren.
«Der hält», sagte er, «den kriegt nichts aus dem Grund, Tom, auch keine Bö. Und es macht auch nichts aus, wie wir zu liegen kommen. Wir treiben nicht.»
«Wann fängt der Regen an?»
Sein Steuermann prüfte den Himmel: «Nach zwei erst!»
«Bringt das Dingi zu Wasser. Und gib mir einen Extrakanister mit für den Motor. Wir müssen jetzt los.»
«Wen willst du mitnehmen?»
«Bloß Ara und Willie. Sonst macht das Dingi nicht genug Fahrt.»
10
Die drei Männer im Dingi hatten ihre Regenmäntel um die niños gewickelt. Das waren Thompson-Schnellfeuergewehre, die in langen Schafwollsäcken steckten. Ara, der kein Schneider war, hatte sie zurechtgeschnitten und zusammengenäht, und Thomas Hudson hatte die kurzgeschorene Wolle innen mit einem Schutzöl imprägniert, das schwach nach Karbol roch. Weil die kurzen Gewehre in ihren Wollsäcken wie in Windeln steckten und hin und her schwangen, wenn sie in der Brückennock hingen, hatten die Basken sie «Babies» getauft.
«Gib uns eine Flasche Wasser mit», sagte Thomas Hudson zu Antonio. Der Steuermann brachte die schwere, kalte Flasche mit dem großen Schraubverschluß, und Thomas Hudson gab sie an Willie weiter, der sie im Bug verstaute. Ara, der gerne mit dem Außenbordmotor umging, saß im Heck. Thomas Hudson saß in der Mitte des Dingi, und Willie kroch in den Bug.
Ara hielt direkt auf die Insel zu, und Thomas Hudson beobachtete die Wolkentürme über der Küste. Als sie in flaches Wasser kamen, sah er, wie sich die grauen Haufen der Muscheln vom Grund abhoben. Ara beugte sich vor und fragte: «Willst du dir den Strand ansehen, Tom?»
«Vielleicht besser, ehe der Regen kommt.»
Ara jagte das Dingi auf den Strand und kippte den Motor erst im letzten Moment hoch. Die Tide hatte den
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