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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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erwarten», sagte Willie.
    «Diesmal irrst du dich, Boy», sagte Thomas Hudson.
    «Vielleicht.»
    «Es könnte die ganze Nacht regnen, und nicht eines von diesen großen Feuern würde ausgehen. Ich habe es drei Tage regnen sehen, und es hat kaum einem etwas ausgemacht.»
    «Du kennst dich besser aus als ich», sagte Willie. «Okay, es könnte also Rauch da sein, und ich hoffe, daß welcher da ist.»
    «Da drüben ist es verdammt flach», sagte Henry. «Ich glaub nicht, daß sie bei diesen Böen hier durchgekommen wären.»
    Über den Untiefen sah man vier Seeschwalben und zwei Möwen in der Morgensonne. Sie hatten irgend etwas gefunden und tauchten danach. Die Seeschwalben schrien, und die Möwen kreischten.
    «Was haben die, Tom?» fragte Henry.
    «Ich weiß nicht. Es sieht aus wie eine Schule Köderfische, die zu tief sind, als daß sie sie erreichen könnten.»
    «Diese armen Scheißvögel müssen noch eher aufstehen als wir, um sich ihr Geld zu verdienen», sagte Willie. «Die Leute haben gar keine Ahnung, was die investieren.»
    «Welche Rinne willst du nehmen, Tom?» fragte Ara.
    «So dicht wie möglich unter der Bank und dann direkt auf das Kap zu.»
    «Willst du die Halbmondinsel mit dem Wrack auch absuchen?»
    «Ich fahr einmal dicht darum herum, und jeder nimmt sein Glas. Dann ankere ich in der Bucht hinter dem Kap von Guillermo.»
    «Wir ankern», sagte Willie.
    «Das ist dasselbe. Warum bist du heute morgen so bockbeinig?»
    «Ich bin nicht bockbeinig. Ich bewundere nur gerade den Ozean und diese schöne Küste, auf die Kolumbus als erster ein Auge geworfen hat. Ein Glück, daß ich nicht dabei gewesen bin.»
    «Ich dachte immer, du wärst dabei gewesen», sagte Thomas Hudson.
    «Ich habe nur ein Buch über ihn gelesen, als ich im Spital in San Diego war. Ich bin eine Autorität, was Kolumbus betrifft, und er hatte eine beschissenere Mannschaft, als wir sind.»
    «Wir sind überhaupt keine beschissene Mannschaft.»
    «Nein», sagte Willie, «noch nicht.»
    «Okay. Kolumbus-Boy, du siehst das Wrack zwei Strich an Steuerbord?»
    «Da mußt du deine Steuerbordwache fragen», sagte Willie, «aber sehen tue ich’s, mit meinem guten Auge. Ein Dummer August sitzt drauf, der von den Bahamas herüber geflogen ist. Vermutlich ist er zu unserer Verstärkung gekommen.»
    «Gut», sagte Thomas Hudson, «das haben wir nötig.»
    «Ein großer Ornithologe hätte ich vielleicht auch werden können», sagte Willie. «Meine Großmutter hatte Hühner.»
    «Tom», sagte Ara, «meinst du nicht, daß wir ein bißchen dichter unter die Küste gehen können? Wir haben jetzt Hochwasser.»
    «Klar», sagte Thomas Hudson. «Sag Antonio, daß er aufs Vorschiff gehen und aussingen soll, wieviel Wasser wir haben.»
    «Wasser genug, Tom», rief Antonio herauf. «Geh ruhig dichter heran, du kennst die Fahrrinne.»
    «Ich weiß. Ich wollte nur sichergehen.»
    «Soll ich das Ruder nehmen?»
    «Nein, danke», sagte Thomas Hudson.
    «Jetzt ist das Oberland schön zu sehen», sagte Ara. «Such die ganze Strecke ab, Gil, ich helf dir. Aber such sie richtig ab.»
    «Wer hat den ersten Quadranten auf Seeseite?» fragte Willie. «Was habt ihr überhaupt auf meiner Seite zu suchen?»
    «Als Tom dir gesagt hat, du solltest nach dem Wrack ausgucken, haben wir automatisch gewechselt. Als du auf Steuerbord hinübergingst, bin ich nach Backbord gegangen.»
    «Das ist mir zu nautisch», sagte Willie. «Wenn du hier den Nautiker spielst, dann mach’s richtig oder laß es bleiben. Warum sagst du nicht ‹rechts› oder ‹links›?»
    «Du warst es, der von der Steuerbordwache geredet hat», sagte Henry.
    «Willie, geh bitte auf Gils und Aras Seite und such die Küste mit ab», sagte Thomas Hudson. «Den Strand und das erste Drittel der Insel.»
    «Ja, Tom», sagte Willie.
    Man konnte von dieser Seite her leicht sehen, ob jemand auf Cayo Guillermo war, denn die längste Zeit des Jahres war sie die Luvseite. Aber sie fanden nichts, während sie dicht unter der Küste dahinfuhren. Sie erreichten die Höhe des Kaps, und Thomas Hudson sagte: «Ich gehe um die Halbmondinsel herum, so dicht wie möglich. Und ihr nehmt alle eure Gläser. Wenn einer etwas sieht, können wir stoppen und das Dingi an Land schicken.»
    Es fing an aufzubrisen, und die See war bewegt, aber es gab keine Brecher auf den Bänken, da Hochwasser herrschte. Thomas Hudson sah nach der kleinen, felsigen Insel aus, auf die er zuhielt. Er wußte, daß auf ihrer Westseite ein Wrack lag und

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