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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Skiff, sobald sie längsseit sind. Geh in die achtere Luke, da hast du mehr Platz. Sei auf dem Quivive.»
    «Ja, Tom. Danke, daß du mich hierläßt.»
    «Ich würde an deiner Stelle bleiben, aber ich hab ein paar Sachen mit Antonio zu besprechen.»
    «Klar. Soll ich nicht erst schießen, wenn sie längsseit sind, ehe ich die Handgranate schmeiße?»
    «Wenn du willst… aber bleib in Deckung und schmeiß die Handgranate aus der anderen Luke. Und warte damit, so lange es geht.»
    Er lag im Wassergraben auf Leeseite und langte Ara seine Sachen hinunter. Dann ließ er sich über die Verschanzung ins Boot gleiten.
    «Ist da unten zuviel Wasser für dich?» fragte er Henry.
    «Nein, Tom. Es ist alles in Ordnung.»
    «Paß gut auf und krieg keine Platzangst. Wenn sie kommen wollen, so laß sie richtig längsseit kommen, ehe du die Vorstellung eröffnest.»
    «Klar, Tom.»
    «Du mußt denken, du säßest hinter einer Enten-Blende.»
    «Das tut nicht not, Tom.»
    Thomas Hudson legte sich jetzt lang auf den Boden des Dingis.
    «Ara holt dich, sobald es geht.»
    «Laß mal, Tom. Ich kann hier die ganze Nacht bleiben, wenn mir nur Ara etwas zu essen bringt und vielleicht etwas Rum und mehr Wasser.»
    «Er kommt und holt dich. Dann können wir an Bord einen trinken.»
    Ara riß die Startleine des Motors an, und sie fuhren zum Schiff zurück. Thomas Hudson fühlte die Handgranaten an seinen Beinen, und das Gewicht des niño lag auf seiner Brust. Er legte hätschelnd die Arme darum. Ara lachte, beugte sich zu ihm herunter und sagte: «Schlechte Zeiten für brave Kinder.»

19
    Sie waren jetzt alle an Bord, und es war kühl in der Spätnachmittagsbrise. Die Flamingos waren verschwunden, obgleich die Bänke noch trocken lagen. Das Watt lag grau im Nachmittagslicht und ein Volk Entenschnepfen machte sich darauf zu schaffen. Dahinter fingen die flache Lagune an, die Priele, die wegen des Schlamms nicht zu erkennen waren, und darüber lagen die Inseln.
    Thomas Hudson lehnte in der Brückennock, und Antonio sprach mit ihm.
    «Vor elf werden wir kein richtiges Hochwasser haben», sagte Antonio. «Dieser Wind hat alles Wasser aus dem Watt und der Bucht getrieben, und ich weiß nicht, wieviel Wasser wir haben werden.»
    «Werden wir freikommen oder müssen wir warpen?»
    «Wir kommen frei. Aber es gibt keinen Mond.»
    «Das ist wahr. Davon kommt diese Springebbe.»
    «Wir haben Neumond gehabt», sagte Antonio. «Letzte Nacht muß er zum erstenmal zu sehen gewesen sein. Wir haben ihn nur nicht gesehen, wegen des Regens.»
    «Ja.»
    «Ich schicke George und Gil los, ein paar Äste schneiden. Sie sollen das Fahrwasser ausstecken, damit wir hier herauskommen. Wir können die ganze Strecke mit dem Dingi ausloten und die Ecken der Bänke markieren.»
    «Paß auf. Sobald wir freigekommen sind, würde ich gerne so weit hineingehen, daß wir den Scheinwerfer und die .50er auf den Schildkrötenfänger ansetzen könnten, und jemanden dort lassen, der uns ein Blinkzeichen gibt, wenn sie mit dem Skiff herauskommen.»
    «Das wäre ideal, Tom. Aber im Dunkeln kannst du nicht hineingehen. Du könntest mit dem Scheinwerfer hinein, wenn das Dingi vor dir her fährt und lotet und die Rinne markiert und die Lotungen aussingt, aber dann kämen sie nicht heraus. Das würden sie nie tun.»
    «Wahrscheinlich nicht. Ich habe mich heute schon zweimal verhauen.»
    «Du hast dich verhauen», sagte Antonio, «aber du hast es riskiert. Du hast gepokert.»
    «Was zählt, ist nur, daß ich mich verhauen habe. Sag mir jetzt, was du machen würdest.»
    «Wenn sie noch nicht weg sind, und wir hier liegenbleiben und so tun, als säßen wir gar nicht auf Scheiße, dann, glaub ich, kommen sie heute nacht heraus, um uns zu überfallen. Wir sehen nach nichts aus, höchstens halten sie uns für eine Vergnügungsyacht. Ich bin auch sicher, daß sie hier zwischen den Inseln waren, als es passiert ist. Sie nehmen uns nicht für voll und halten uns bestimmt für einen kleinen Fisch, weil sie den ganzen Tag nur einen einzelnen Mann im Dingi gesehen haben. Falls sie überhaupt etwas gesehen haben.»
    «So hatten wir uns das ja auch gedacht.»
    «Aber was passiert, wenn sie herauskriegen, was auf ihrem Schildkrötenfänger passiert ist?»
    «Willie soll heraufkommen», sagte Antonio.
    Willie kam auf die Brücke. Er war noch immer verschwollen von den Moskitostichen. Seine Abschürfungen sahen immerhin inzwischen besser aus. Er hatte nur seine Khakishorts an.
    «Wie geht’s,

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