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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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keinen. Was gibt es zum Abendessen?»
    «Für jeden ein großes Stück Wahoo und dazu Reis mit Bohnen und spanische Sauce. Kompott haben wir keines mehr.»
    «Auf der Liste in Confites waren ein paar Dosen.»
    «Ja. Aber sie waren ausgestrichen.»
    «Haben wir noch Backobst?»
    «Aprikosen.»
    «Weiche heute nacht ein paar ein und gib sie zum Frühstück.»
    «Henry mag morgens keine.»
    «Dann gib sie ihm, wenn er das nächste Mal richtig ißt. Haben wir noch genug Suppe?»
    «Reichlich.»
    «Und wieviel Eis ist noch da?»
    «Für eine Woche reicht es noch, wenn wir nicht zuviel für Peters verbrauchen. Warum gibst du ihm eigentlich kein Seemannsbegräbnis, Tom?»
    «Vielleicht machen wir es noch», sagte Thomas Hudson. «Er hat immer gesagt, daß er nichts dagegen hätte.»
    «Er hat viel gesagt.»
    «Ja.»
    «Tom, warum willst du keinen Drink haben?»
    «Gib mir einen», sagte Thomas Hudson. «Ist noch etwas Gin da?»
    «Deine Flasche ist im Kasten.»
    «Und haben wir noch Kokosnußwasser?»
    «Ja.»
    «Mach mir einen Gin mit Kokosnußwasser und tu etwas Zitrone hinein, wenn wir noch welche haben.»
    «Wir haben noch massenhaft Zitronen. Peters muß irgendwo noch seinen Whisky haben. Vielleicht finde ich ihn. Würdest du lieber einen Whisky haben?»
    «Nein. Such ihn und schließ ihn weg. Wir brauchen ihn vielleicht noch.»
    «Ich mache dir deinen Drink und geb ihn herauf.»
    «Danke schön. Vielleicht haben wir ja heute nacht Glück, und sie kommen heraus.»
    «Ich glaub’s nicht. Ich bin wie Willie. Aber vielleicht kommen sie ja.»
    «Wir sind eine große Versuchung für sie. Und sie brauchen irgendein neues Fahrzeug.»
    «Ja, Tom, aber sie sind nicht blöd. Du hättest dich nicht in ihre Lage versetzen können, wenn sie es wären.»
    «Okay, hol mir den Drink.» Thomas Hudson musterte durchs große Fernglas die Inseln. «Jetzt werde ich wirklich versuchen, mich in ihre Lage zu versetzen.»
    Aber er hatte kein Glück damit, das Nachdenken mißlang ihm ganz und gar. Er beobachtete das Dingi. Ara saß achtern, und Willie war nicht zu sehen. Sie hatten die Landspitze erreicht. Er sah, wie das Volk Schnepfenenten aufflog und in der Richtung abdrehte, in der eine der äußeren Inseln lag. Dann war er allein und probierte den Drink, den ihm Antonio gemacht hatte.
    Ihm fiel ein, wie er sich versprochen hatte, auf dieser Reise nicht zu trinken, nicht einmal den Kalten am Abend, und daß er überhaupt nicht hatte trinken wollen, sondern nur arbeiten. Er hatte sich schinden wollen, bis er am Ende erschöpft war und schlafen konnte. Aber er redete sich weder heraus wegen des Drinks noch weil er sein Versprechen gebrochen hatte.
    Du hast dich geschunden, dachte er, das hast du wirklich getan. Also darfst du jetzt deinen Drink haben und an etwas anderes denken als an diese Leute. Wenn sie heute nacht herauskommen, so sind wir vorbereitet. Kommen sie nicht, so gehen wir morgen bei Hochwasser in den Priel hinein.
    Er trank, und es schmeckte kalt und sauber, und er sah zu den Inseln hinüber, die vor ihm lagen und eine Kette nach Westen bildeten. Jedesmal, wenn er trank, kam die Erinnerung zum Vorschein, die er sonst so sorgfältig verschlossen hielt, und die Inseln erinnerten ihn an die Zeit, als Tom noch klein gewesen war und sie mit ihren Schleppangeln Tarpon gefischt hatten. Das waren andere Inseln gewesen, und die Passagen zwischen ihnen waren breiter.
    Es gab dort keine Flamingos, obgleich die Vögel beinahe die gleichen waren wie hier, abgesehen von den Völkern der großen Wachtelkönige. Er erinnerte sich der Monate, in denen die Wachteln grau gewesen waren, und der anderen, wenn ihre schwarzen Federn den Goldton gehabt hatten, und er wußte noch, wie stolz Tom gewesen war, als er nach Hause gekommen war und mit seinem ersten Tesching seine erste Wachtel geschossen hatte. Tom hatte die hohe, helle Brust des Vogels gestreichelt und die schönen schwarzen Unterschwanzdecken, und in der Nacht hatte er ihn schlafend gefunden, die Wachtel in den Armen. Er hatte ihm den Vogel langsam weggezogen und gehofft, daß der Junge nicht aufwachen werde, und er war nicht aufgewacht. Er hatte nur die Arme fest geschlossen und sich auf den Rücken gedreht.
    Als er den Wachtelkönig in die Speisekammer getragen hatte, wo die Eisbox stand, war ihm gewesen, als hätte er den Jungen bestohlen. Aber er hatte das Gefieder des Vogels glatt gestrichen und ihn vorsichtig auf eines der Roste in der Eisbox gelegt. Am nächsten Tag hatte er den

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