Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
gekommen.»
    «Er kam richtig wie ein Hund, was?» fragte Thomas Hudson und versuchte, in eine andere Stimmung zu kommen. «Ich hab sie schon manchmal mit solchem Tempo kommen sehen. Da war einer draußen bei Signal Rock. Der ging auf jeden Köder. Er roch ihn. Ich hab mich richtig geschämt, daß ich ihn nicht erwischt habe.»
    «Aber du hast jedesmal gut gelegen, Pa», sagte der junge Tom.
    «Trotzdem habe ich ihn nicht getroffen.»
    «Er ist ja auch gar nicht meinetwegen gekommen», sagte David. «Es war ja wegen dem Fisch.»
    Eddy sagte: «Er hätte dich trotzdem geschnappt.» Eddy war dabei, den Tisch zu decken. «Bild dir bloß nicht ein, er hätt nicht den Fischgeruch und das Blut an dir unter Wasser… der wär auf ein Pferd los, auf alles. Jesus, nu hör bloß auf. Ich muß gleich noch einen nehmen.»
    «Sag mal, Eddy», sagte David, «ist es bei Niedrigwasser wirklich nicht gefährlich?»
    «Ich hab’s dir doch gesagt.»
    Thomas Hudson fragte David: «Du machst jetzt eine Staatsaktion daraus, was?» Er hatte aufgehört, ins Wasser zu schauen, und er war jetzt wieder in Ordnung. Er wußte, daß David es genau richtig machte, gleichviel, warum er es tat, und er wußte, daß er selber egoistisch gewesen war.
    «Pa, ich sag bloß, daß ich es unter Wasser mehr mag als irgend etwas anderes, und heute ist ein prima Tag zum Fischen, und keiner weiß, wann es wieder so schön ist…»
    «… und daß Eddy gesagt hat…» unterbrach ihn Thomas Hudson.
    David grinste ihn an: «Eddy hat’s wirklich gesagt…»
    Eddy stand mit der Salatschüssel und einer Platte gebratenem Fisch und Kartoffelbrei da und sagte: «… und Eddy sagt jetzt, geht alle zum Teufel. Kommt jetzt essen, sonst schmeiß ich’s über Bord. Wo ist Joseph?»
    «Der guckt nach dem Hai.»
    «Verrückt ist der.»
    Als Eddy wieder hinuntergegangen war und der junge Tom das Essen herumreichte, flüsterte Andrew seinem Vater zu: «Pa, ist Eddy ein Säufer?»
    Thomas Hudson nahm sich von dem kalten Kartoffelsalat, der mit grobgemahlenem schwarzem Pfeffer bestreut war. Er hatte Eddy beigebracht, wie sie ihn in der Brasserie Lipp in Paris anmachten, und es war eine der besten Sachen, die Eddy machte, wenn sie an Bord waren. Er sagte: «Hast du gesehen, wie Eddy den Hai fertiggemacht hat?»
    «Klar hab ich’s gesehen.»
    «Ein Säufer bringt das nicht fertig.»
    Er tat Andrew Salat auf und nahm sich selbst etwas.
    «Ich frag ja bloß, weil ich von hier, wo ich sitze, Eddy in der Kombüse sehen kann, und seit wir hier sitzen, hat er achtmal aus der Flasche getrunken.»
    «Das ist seine Flasche», sagte Thomas Hudson und gab Andrew noch etwas Salat. Andrew war der schnellste Esser, den er je erlebt hatte. Er behauptete, er hätte es sich in der Schule angewöhnt.
    «Iß ein bißchen langsamer, Andy. Eddy bringt immer seine eigene Flasche mit an Bord, und die guten Köche trinken alle ein bißchen. Manche trinken sogar eine ganze Menge.»
    «Acht hab ich gezählt. Paß auf, jetzt kommt der neunte.»
    «Du bist ekelhaft, Andrew», sagte David.
    «Aufhören», sagte Thomas Hudson zu beiden.
    Da mischte sich der junge Tom ein: «Da gibt’s einmal einen prima Mann, der deinem Bruder das Leben rettet, und darauf trinkt er einen oder ein paar, und du nennst ihn gleich einen Säufer. Du weißt überhaupt nicht, wie man mit Menschen umgeht.»
    «Ich hab ihn nicht so genannt, ich hab nur Pa gefragt, ob er einer ist. Ich habe nichts gegen Säufer. Ich will nur wissen, ob er einer ist oder nicht.»
    «Mit dem ersten Geld, das ich verdiene, kaufe ich Eddy eine Flasche – was er gerade will, und die trink ich mit ihm», sagte der junge Tom großartig.
    «Was sagst du?» Eddy war im Niedergang aufgetaucht, seinen alten Filzhut im Nacken, so daß jetzt auch der helle Teil seines Gesichts zu sehen war, der nichts von der Sonne abbekommen hatte, und eine Zigarette steckte in der Ecke seines cremeverschmierten Mundes. «Wenn ich dich je mit was anderem erwische als Bier, verhau ich dich, ich verhau euch alle drei, da kannst du Gift drauf nehmen. Red nicht vom Trinken. Wer will noch Kartoffelbrei?»
    «Ich, bitte, Eddy», sagte der junge Tom, und Eddy verschwand.
    Andrew guckte den Niedergang hinunter und sagte: «Und das ist der zehnte.»
    «Aufhören, Pferdemensch», sagte der junge Tom zu ihm. «Du bist zu grün für einen richtigen Mann.»
    «Nimm dir noch etwas Fisch, David», sagte Thomas Hudson.
    «Welches ist denn die große Barbe?»
    «Die hat er noch nicht gebraten,

Weitere Kostenlose Bücher