Inseln im Strom
glaube ich.»
«Dann nehm ich den Knurrhahn.»
«Die sind fabelhaft süß.»
«Ich glaube, wenn man sie mit dem Speer aufspießt und gleich ißt, dann schmecken sie noch besser, weil sie ausgeblutet sind.»
«Pa, darf ich Eddy fragen, ob er einen mit uns zusammen trinkt?» fragte der junge Tom.
«Natürlich.»
«Aber einen hat er schon gehabt, erinnerst du dich nicht», fiel Andrew ein. «Als wir kamen, hatte er einen da stehen.»
«Pa, darf ich ihn fragen, ob er jetzt mit uns essen und noch einen mit uns trinken will?»
«Natürlich», sagte Thomas Hudson.
Der junge Tom ging hinunter, und Thomas Hudson hörte ihn sagen: «Eddy, Pa sagt, Sie sollen sich noch einen Drink machen und heraufkommen und ihn mit uns trinken und mit uns essen.»
«Tommy…» sagte Eddy. «Ich esse mittags nie. Bloß Frühstück und Abendbrot.»
«Dann trinken Sie einen mit uns.»
«Ich hab schon ein paar gehabt, Tommy.»
«Dann trinken Sie jetzt einen, und geben Sie mir eine Flasche Bier.»
«Machen wir», sagte Eddy. Thomas Hudson hörte, wie die Eisbox aufgemacht wurde und wieder zuschlug. «Auf dein Wohl, Tommy!»
Thomas Hudson hörte, wie die beiden Flaschen aneinander schlugen. Er sah Roger an, aber Roger sah über das Meer hin.
«Auf Ihr Wohl, Eddy», hörte er den jungen Tom sagen. «Es ist eine große Ehre für mich, daß ich mit Ihnen trinken darf.»
«Tommy…» sagte Eddy, «das ist meine Ehre. Fühl mich prima heute, Tommy. Hast du gesehen, wie ich ihn erwischt hab, den alten Hai?»
«Natürlich hab ich’s gesehen, Eddy. Wollen Sie nicht etwas mit uns essen?»
«Nein, Tommy, bestimmt nicht.»
«Möchten Sie, daß ich bei Ihnen hier unten bleibe, daß Sie nicht allein trinken müssen?»
«Bestimmt nicht, Tommy. Du hast was in den falschen Hals gekriegt: ich muß nicht trinken. Ich muß gar nichts, bloß ein bißchen kochen und mein Geld verdienen. Ich fühl mich prima, Tommy. Aber hast du wirklich gesehen, wie ich ihn erwischt hab?»
«Eddy, ich habe niemals etwas Fabelhafteres gesehen, und ich hab Sie bloß gefragt, ob Sie nicht ein bißchen Gesellschaft haben wollen, weil Sie nicht allein sein sollten.»
«Ich bin nie allein, nie im Leben», sagte Eddy, «mir geht’s gut, und ich hab hier was, womit es mir gleich noch besser geht.»
«Ich möchte trotzdem hier bei Ihnen bleiben, Eddy.»
«Nein, Tommy. Du nimmst den anderen Teller Fisch und gehst dorthin, wo du hingehörst.»
«Ich komm zurück, und dann bleib ich.»
«Tommy, mir geht’s prima. Wenn ich mal krank bin, kannst du bei mir sitzen, aber jetzt geht’s mir gottverdammich besser als je.»
«Sind Sie auch sicher, Eddy, daß Sie mit der Flasche genug haben?»
«Verdammt noch mal, ja. Und wenn nicht, kann ich mir immer noch was borgen von Mr. Roger oder deinem Vater.»
«Gut. Dann nehme ich jetzt den Fisch mit hinauf», sagte der junge Tom. «Ich bin schrecklich froh, daß es Ihnen so gutgeht, Eddy. Ich find’s wunderbar.»
Der junge Tom trug den großen Teller mit der Barbe, roten und grauen Knurrhähnen und Steinpickern hinauf ins Cockpit. Eddy hatte sie an den Seiten dreieckig eingeschnitten, so daß das weiße Fleisch hervorsah, und sie braun und kroß gebraten, und Tom gab die Platte herum.
«Eddy läßt dir danken, aber er hat seinen Drink schon gehabt», sagte er. «Er ißt mittags nichts. Sind die Fische gut?»
«Exzellent», sagte Thomas Hudson. Und zu Roger sagte er: «Bitte, iß etwas.»
«Okay», sagte Roger. «Ich will’s versuchen.»
«Haben Sie noch nichts gegessen, Mr. Davis?» fragte Andrew.
«Nein, Andy. Aber jetzt fang ich an.»
8
In der Nacht erwachte Thomas Hudson, und im Mondlicht schliefen die Jungen und atmeten ruhig. Er sah von einem zum andern. Auch Roger schlief. Er schlief jetzt fest und bewegte sich fast nicht. Thomas Hudson war froh, daß sie da waren, und er wollte nicht daran denken, daß sie je wieder weggingen. Es war ihm gutgegangen, ehe sie gekommen waren, lange Zeit, und er hatte gelernt, zu leben und zu arbeiten, ohne sich einsamer zu fühlen, als sich ertragen ließ. Aber die Ankunft der Jungen hatte die vorsorgliche Routine seines Lebens, die er sich zurechtgelegt hatte und an die er gewöhnt war, über den Haufen geworfen. Es war eine angenehme Regelmäßigkeit gewesen aus konzentrierter Arbeit, stundenlangem Kramen, aus Sachen, die in Ordnung waren und für die gesorgt wurde, aus Essen und Trinken und der Erwartung von Essen und Trinken, aus Büchern, die man las, und vielen alten
Weitere Kostenlose Bücher