Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
doch mit keinem Fisch wie diesem aufnehmen, Pa. Das größte, was er bis jetzt gefangen hat, war ein Germon und ein Weißer Thunfisch.»
    «Der Fisch wird schon nachlassen. Es ist schließlich der Fisch, der den Haken im Maul hat.»
    «Aber er ist riesig», sagte Tom, «und er hängt genauso fest an Dave wie Dave an ihm. Es wäre zu fabelhaft, wenn Dave ihn kriegte, aber es wäre mir lieber, wenn Mr. Davis oder du ihn abnähmen.»
    «Dave macht seine Sache fabelhaft.»
    Sie gerieten immer weiter auf offenes Wasser hinaus, aber das Meer blieb spiegelglatt. Im Wasser schwammen jetzt viele Golfkrautinseln. Sie waren ausgedörrt von der Sonne und trieben gelb auf dem purpurnen Wasser. Manchmal sägte sich die schneidende weiße Angelleine in das Golfkraut hinein, dann griff Eddy danach und schüttelte das Golfkraut ab. Wenn Eddy sich über die Verschanzung lehnte und an der Leine riß, um die gelben Algen abzuschütteln, konnte Thomas Hudson seinen runzeligen braunen Nacken sehen und den alten Filzhut, und er hörte ihn zu Dave sagen:
    «Jetzt schleppt er den Kutter so gut wie allein, Dave. Er schwimmt ziemlich tief und verausgabt sich. Er verausgabt sich die ganze Zeit.»
    «Mich macht er auch fertig», sagte David.
    Eddy fragte: «Hast du Kopfschmerzen?»
    «Nein.»
    «Holt ihm mal ‘ne Mütze», sagte Roger.
    «Ich will nicht, Mr. Davis. Ich möchte lieber, daß mir jemand etwas Wasser über den Kopf schüttet.»
    Eddy schlug eine Pütz Seewasser auf und goß vorsichtig aus der hohlen Hand etwas über den Kopf des Jungen. Er machte ihm das Haar naß und strich es ihm aus den Augen.
    «Du mußt es sagen, wenn du Kopfschmerzen hast», sagte er ihm.
    «Ich fühle mich ganz in Ordnung», sagte David. «Sie müssen mir nur sagen, was ich machen soll, Mr. Davis.»
    Roger sagte: «Versuch mal, ob du ihm etwas Leine abnehmen kannst.»
    David versuchte es wieder und wieder, aber er bekam den Fisch keinen Zoll von der Stelle.
    «Laß mal», sagte Roger. «Spar dir deine Kraft auf.» Und zu Eddy sagte er: «Mach mal eine Mütze naß und setz sie ihm auf. Es ist verdammt heiß bei der Flaute.»
    Eddy tauchte eine Mütze mit einem langen Schirm in die Pütz und stülpte sie über Davids Kopf.
    «Mir läuft das Salzwasser in die Augen, Mr. Davis. Wirklich… Entschuldigung.»
    «Ich wasch dir’s mit Frischwasser ab», sagte Eddy. «Geben Sie mal Ihr Taschentuch, Roger, und du, Andy, hol mal Eiswasser.»
    Der Junge hing im Geschirr, die Beine aufgestemmt, den Oberkörper unter der Anstrengung gekrümmt, und der Kutter glitt weiter auf See hinaus. Weiter westlich durchbrach eine Schule von Bonitos oder Pelamiden den Wasserspiegel, und Seeschwalben schwirrten hoch und schrien einander zu in der Luft. Aber die Schule Fische ließ sich sacken, und die Seeschwalben ließen sich auf dem stillen Wasser nieder und warteten, ob die Fische wieder an die Oberfläche heraufkämen. Eddy hatte das Gesicht des Jungen abgewischt und tauchte jetzt das Taschentuch ins Eiswasser und legte es David ins Genick. Dann steckte er das Taschentuch nochmals in das Eiswasser und kühlte ihm die Handgelenke, wrang es aus und preßte es wieder gegen seinen Nacken.
    «Du sagst’s, wenn du Kopfschmerzen kriegst», sagte Eddy. «Das hat nichts mit Schlappmachen zu tun, es ist einfach vernünftig. Die Sonne ist gottverflucht heiß, wenn es so still ist.»
    «Ich bin ganz in Ordnung», sagte David. «Der Schmerz in den Schultern und in den Armen, das ist alles.»
    «Klar, daß es weh tut», sagte Eddy. «So wird man ein Mann. Ich will nur nicht, daß du einen Sonnenstich oder die Scheißerei kriegst.»
    «Was wird er jetzt machen, Mr. Davis?» fragte David. Seine Stimme klang heiser.
    «Vielleicht macht er weiter, oder er fängt an zu kreisen. Vielleicht kommt er auch herauf.»
    «Schade, daß er gleich zu Anfang auf diese Tiefe gegangen ist und wir keine Leine haben, um ihn arbeiten zu lassen», sagte Thomas Hudson zu Roger.
    «Hauptsache, daß Dave ihn zur Ruhe bekommen hat», sagte Roger. «Er wird sich’s schon noch überlegen, und dann können wir ihn arbeiten lassen. Versuch’s noch mal mit der Leine, Dave.»
    David gehorchte, aber der Fisch rührte sich nicht.
    «Er wird schon noch kommen», sagte Eddy. «Wart nur ab. Mit einemmal ist er da. Willst du dir den Mund ausspülen?»
    David nickte. Er war jetzt so weit, daß er mit der Luft sparsam umging.
    «Spuck es aus, trink nur ein bißchen», sagte Eddy. Er sah Roger an. «Eine Stunde ist um», sagte er.

Weitere Kostenlose Bücher