Inseln im Strom
sagte: «Mach nicht schneller, als du kannst, Dave. Du machst’s fabelhaft.»
«Harpuniert ihr ihn, wenn er jetzt raufkommt?» fragte Andrew.
«Oh, bitte, rede doch nicht von ihm», sagte David.
«Ich verred ihn schon nicht.»
«Halt doch den Mund, Andy, bitte. Entschuldigung.»
Andrew kam auf das Peildeck herauf. Er hatte auch eine Mütze mit einem langen Schirm auf, aber sein Vater sah, daß er darunter Tränen in den Augen hatte, und der Junge drehte den Kopf weg, weil seine Lippen zitterten.
«Du hast nichts Schlimmes gesagt», sagte Thomas Hudson zu ihm.
Andrew sagte abgewendet durch die Zähne: «Wenn er ihn jetzt nicht kriegt, denkt er, daß ich ihn verredet habe. Dabei wollte ich doch bloß die Harpune klarmachen.»
«Es ist klar, daß David nervös ist», sagte sein Vater. «Dabei versucht er, freundlich zu sein.»
«Ich weiß schon», sagte Andrew. «Er macht’s gerade so gut wie Mr. Davis. Mir ist nur mulmig, weil er’s vielleicht denkt.»
«Die meisten Leute sind nervös, wenn sie es mit einem großen Fisch zu tun haben, und das ist der erste, den Dave je gekriegt hat.»
«Aber du bist doch immer höflich, und Mr. Davis auch.»
«Das war nicht immer so. Als wir zusammen anfingen, große Fische zu fischen, waren wir aufgeregt und rüde und bissig. Wir waren ekelhaft, alle beide.»
«Ist das wahr?»
«Klar ist das wahr. Wir quälten und benahmen uns, als wenn sich alles gegen uns verschworen hätte. Das ist ganz normal. Solange man lernt ist man noch nicht diszipliniert oder vernünftig. Wir haben erst angefangen, manierlich zu werden, als wir merkten, daß man mit Aufregung und Grobheit keinen großen Fisch kriegt, und wenn wir einen kriegten, machte es keinen Spaß. Wir waren richtig stupide, aufgeregt und wütend, und keiner begriff, was der andere wollte, und es machte überhaupt keinen Spaß. Jetzt versuchen wir es mit Freundlichkeit, wenn wir fischen. Wir haben darüber geredet und uns entschlossen, freundlich zu sein, egal, was ist.»
Andrew sagte: «Ich werde auch freundlich sein. Aber mit Dave ist es manchmal schwer. Denkst du, daß er ihn wirklich kriegen kann, Pa, und daß es nicht bloß Einbildung ist oder irgendwas?»
«Wir wollen nicht davon reden.»
«Habe ich wieder was Falsches gesagt?»
«Nein, aber es bringt scheint’s Pech, wenn man so redet. Das ‘haben wir von den alten Fischern. Wo die’s herhaben, weiß ich auch nicht.»
«Ich werde mich vorsehen.»
«Hier ist dein Glas, Pa», sagte Tom und reichte es ihm vom Deck herauf. Das Glas war in drei Papierservietten gewickelt, und ein Gummiband war darübergestreift, damit das Papier nicht abging und das Eis nicht schmolz. «Ich habe Angostura und Zitrone hineingetan und keinen Zucker, so willst du’s doch haben? Oder soll ich einen anderen machen?»
«Nein, so ist es gut. Hast du Kokosnußwasser genommen?»
«Ja, und für Eddy habe ich einen Whisky gemacht. Mr. Davis wollte nichts haben. Bleibst du oben, Andy?»
«Nein, ich komm runter.»
Andrew kam an Deck, und Tom enterte hinauf.
Thomas Hudson sah achteraus und merkte, daß die Leine im Wasser durchzuhängen begann.
Er rief: «Paß auf, Roger, ich glaube, er kommt.»
Eddy schrie: «Er kommt!» Er hatte die Bucht in der Leine auch gesehen. «Paß aufs Ruder auf.»
Thomas Hudson sah zur Kurrtrommel hinunter, weil er wissen wollte, wieviel Leine darauf war, um mit dem Fisch zu arbeiten. Die Trommel war noch nicht ganz ein Viertel voll, und während er hinsah, fing sie an, wieder auszulaufen. Er legte den Rückwärtsgang ein und drehte den Kutter scharf herum, auf die Leine zu. Der Kutter gehorchte, als Eddy rief: «Zieh ihn zurück! Das Aas kommt. Wir haben nicht genug Leine zum Drehen!»
«Halt die Rute fest», sagte Roger zu David. «Paß auf, daß er sie nicht herunterholt.» Dann zu Thomas Hudson: «Voll zurück, Tom. So geht’s gut. Laß sie drehen, was sie hergeben.»
In diesem Moment zerbrach, Steuerbord achteraus, der Spiegel der See, und der große Fisch kam zum Vorschein, stieg, schimmerte silbern und dunkelblau, schien endlos aus dem Wasser zu steigen, unglaublich, wie lang er war, und sein Buckel hob sich über die See und schien in der Luft zu hängen, bis er sich in die See zurückstürzte und einen hohen weißen Schwall Wasser aufwarf.
«Guter Gott, hast du gesehen?» sagte David.
«Sein Schwert ist so lang wie ich», sagte Andrew voller Ehrfurcht.
«Er ist so wunderbar», sagte Tom. «Er ist viel schöner als der, von dem ich
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