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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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sagte: «Das ist einfach schamlos. Es ist ekelhaft und schamlos, und es ist ein Verbrechen.»
    Roger vermied es, das Mädchen anzusehen, und auch Thomas Hudson hielt den Blick gesenkt.
    Bobby fragte: «Was würden Sie ihm denn zu trinken geben, meine Dame?»
    «Gar nichts. Er sollte überhaupt nicht trinken.»
    «Das ist aber nicht fair», sagte Bobby.
    «Was verstehen Sie unter fair? Halten Sie es für fair, ein Kind mit Alkohol zu vergiften?»
    «Siehst du, Papa», sagte der junge Tom. «Ich habe immer gesagt, daß es für Andy nicht gut ist, wenn er trinkt.»
    «Er ist der einzige von den dreien, der trinkt, meine Dame, seit der Sportsfreund hier es aufgegeben hat…» versuchte Bobby mit ihr zu rechten. «Halten Sie es für fair, einem in einer Familie von drei Jungen sein bißchen Vergnügen zu nehmen?»
    «Fair?» sagte das Mädchen. «Sie sind ein Monstrum», sagte sie. «Und Sie sind auch ein Monstrum», sagte sie zu Roger, «und auch Sie sind noch eines», sagte sie zu Thomas Hudson. «Sie sind alle widerlich, und ich hasse Sie.»
    Sie hatte Tränen in den Augen. Sie wendete den Jungen und Bobby den Rücken zu und sagte zu den Männern, die neben ihr standen: «Will denn keiner von euch was unternehmen?»
    «Ich glaub, es ist nur ein Spaß», sagte einer der Männer zu ihr. «Genauso wie sich manche einen rüden Kellner für eine Party engagieren. Die wollen uns nur auf den Arm nehmen.»
    «Nein, es ist kein Spaß. Dieser gräßliche Kerl gibt ihm Gin. Es ist scheußlich und eine Tragödie.»
    «Mr. Bobby», fragte Andy, «ist der fünfte der letzte?»
    Bobby sagte: «Für heute ja. Ich will nicht, daß sich die Dame weiter aufregt.»
    «Ach, laßt mich hier raus», sagte das Mädchen. «Ich will das nicht mehr mitansehen.»
    Sie fing an zu weinen, und zwei der Männer gingen zusammen mit ihr. Thomas Hudson, Roger und die Jungen fühlten sich ziemlich mies. Das andere Mädchen, das wirklich hübsch war, kam herüber. Sie hatte ein schönes Gesicht, glatte braune Haut und lohfarbenes Haar und trug Slacks, und sie hatte eine sehr schöne Figur, soweit Thomas Hudson sehen konnte, und ihr Haar war wie Seide und wehte, wenn sie ging. Er war sicher, daß er sie schon einmal gesehen hatte.
    «Es ist nicht wirklich Gin, nicht wahr?» fragte sie Roger.
    «Natürlich nicht.»
    «Ich geh hinterher und sag’s ihr», sagte sie. «Sie hat sich wirklich richtig aufgeregt.»
    Sie ging aus der Tür und lächelte, als sie ging. Sie sah wunderschön aus.
    «Jetzt haben wir’s hinter uns, Pa», sagte Andy. «Können wir eine Coca kriegen?»
    «Ich trinke lieber ein Bier, wenn es die Dame nicht stört», sagte der junge Tom.
    «Ein Bier läßt sie vielleicht durchgehen», sagte Thomas Hudson. «Darf ich Sie zu einem Drink einladen?» fragte er den Mann, der das Bild kaufen wollte. «Es tut mir leid, daß wir so albern waren.»
    «Nein, nein», sagte der Mann. «Es hat mich interessiert. Die ganze Sache hat mich interessiert. Es hat mich fasziniert. Ich habe mich immer für Schriftsteller und Künstler interessiert. Haben Sie das alles aus dem Stegreif gemacht?»
    «Ja», sagte Thomas Hudson.
    «Und was ist nun mit dem Bild…»
    «Es gehört Mr. Saunders», erklärte ihm Thomas Hudson. «Ich habe es für ihn gemalt und ihm geschenkt. Ich glaube nicht, daß er es verkaufen will, aber es gehört ihm, und er kann damit machen, was er will.»
    «Ich will’s behalten», sagte Bobby. «Bieten Sie mir nicht ‘n Haufen Geld an, es würde mich nur elend machen.»
    «Ich würde es wirklich gern haben.»
    «Ich auch», sagte Bobby, «und ich hab’s.»
    «Mr. Saunders, das Bild ist zu wertvoll, um es in eine Kneipe wie… diese zu hängen.»
    Bobby wurde wütend.
    «Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe», sagte er zu dem Mann. «Wir haben einen hübschen Nachmittag gehabt, den schönsten, den ich erlebt habe, und da müssen diese Weiber losheulen und alles verderben. Sie hat’s gut gemeint, ich weiß, aber verdammt noch eins: die Rechthaberei bringt einen schneller auf die Palme als irgendwas. Meine Alte hat auch immer recht, und sie hat ja auch recht, aber sie macht mir jeden Tag die Hölle heiß. Bleiben Sie mir mit dieser Besserwisserei vom Hals. Und jetzt kommen Sie und denken, Sie könnten mein Bild mitnehmen, bloß weil Sie’s haben wollen.»
    «Aber Mr. Saunders, Sie haben doch selber gesagt, daß Sie das Bild hier nicht haben wollen und daß es zu verkaufen sei.»
    «Das war doch Quatsch», sagte Bobby. «Das war doch, als wir

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