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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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sagte er. «Es wird mich nicht um die Nachtruhe bringen.»
    Die beiden Gruppen beobachteten die Szene jetzt genauer, aber immer noch zurückhaltend. Sie hatten es schließlich auf eine Kneipe abgesehen, wo man dergleichen erleben konnte, und sie blieben höflich und wirkten wie nette Leute.
    Jetzt sagte Roger auch etwas, zum erstenmal.
    «Gib der kleinen Ratte was zu trinken», sagte er zu Bobby.
    «Was willst du haben, Sohn?» fragte Bobby Andy.
    Andy sagte: «Gin.»
    Thomas Hudson gab sich Mühe, die Leute nicht anzusehen, aber er fühlte ihre Blicke geradezu.
    Bobby stellte die Ginflasche vor Andy und ein Glas daneben. Andy schenkte sich das Glas voll und trank Bobby zu.
    «Auf Ihr Wohl, Mr. Bobby», sagte er, «das ist der erste heute.»
    «Na, dann trink mal», sagte Bobby, «du bist heute spät dran.»
    «Pa hat ihm das Geld weggenommen», sagte David, «das Geburtstagsgeld, das ihm Mutter geschickt hat.»
    Der junge Tom sah seinen Vater an und fing an zu weinen. Natürlich weinte er nicht richtig, aber es sah doch traurig genug aus, und er übertrieb es nicht.
    Keiner sprach, bis Andy sagte: «Ich möchte bitte noch einen Gin, Mr. Bobby.»
    «Da steht ja die Flasche, du armes, unglückliches Kind», sagte Bobby. Dann wandte er sich Hudson zu und sagte: «Hudson, trinken Sie noch einen, und dann raus mit Ihnen.»
    «Ich kann bleiben, solange ich keinen Radau mache», sagte Thomas Hudson.
    «Wie ich Sie kenne, brauchen wir nicht lange darauf zu warten», sagte Bobby giftig.
    Roger zeigte auf die Flasche, der junge Tom zog ihn dabei am Ärmel. Er tat jetzt so, als unterdrücke er seine Tränen und nehme sich zusammen. «Mr. Davis», sagte er, «doch nicht schon wieder.»
    Roger sagte nichts, und Bobby stellte die Flasche wieder vor ihn hin.
    «Mr. Davis», sagte der junge Tom. «Sie müssen doch heute nacht schreiben. Sie haben doch versprochen, daß Sie heute nacht schreiben wollen.»
    «Wozu trink ich denn sonst?» gab Roger zur Antwort.
    «Aber als Sie den Sturm geschrieben haben, haben Sie nicht so viel getrunken, Mr. Davis.»
    «Ach, halt’s Maul», sagte Roger.
    Der junge Tom war brav und geduldig und Leiden gewöhnt.
    «Ich bin ja still. Davis. Ich sag es ja nur, weil Sie mich darum gebeten haben, daß ich was sagen soll. Können wir nicht nach Hause gehen?»
    «Du bist ein gutes Kind, Tom», sagte Roger, «aber wir bleiben jetzt hier.»
    «Noch lange, Mr. Davis?»
    «Bis wir gottverdammich gehen.»
    «Wir sollten, glaube ich, nicht bleiben, Mr. Davis», sagte der junge Tom, «wirklich nicht, denn wenn’s so weit ist, daß Sie nichts mehr sehen können, dann können Sie auch nichts mehr schreiben.»
    «Dann diktier ich», sagte Roger. «Milton hat auch immer diktiert.»
    «Ich weiß, Sie diktieren wunderbar», sagte der junge Tom, «aber als Miss Phelps heute morgen das Tonband abspielen wollte, war das meiste darauf Musik.»
    «Ich schreib eben eine Oper», sagte Roger.
    «Es wird bestimmt eine wundervolle Oper, Mr. Davis, aber denken Sie nicht, wir sollten erst den Roman zu Ende schreiben? Sie haben einen hohen Vorschuß auf den Roman genommen.»
    «Schreib ihn selber fertig», sagte Roger. «Du weißt ja, wie es weitergehen muß.»
    «Natürlich weiß ich, wie’s weitergeht, Mr. Davis, und es ist auch eine herrliche Geschichte, aber es kommt dasselbe Mädchen darin vor, das in Ihrem letzten Buch gestorben ist. Und so was verwirrt doch die Leute.»
    «Dumas hat’s auch so gemacht.»
    «Setz ihm doch nicht dauernd zu», sagte Thomas Hudson zu Tom. «Wie soll er denn schreiben, wenn du immer auf ihm herumreitest.»
    «Mr. Davis, könnten Sie nicht versuchen, eine richtige gute Sekretärin zu bekommen, die für Sie tippt? Ich habe gehört, daß Romanciers das so machen.»
    «Ist mir zu teuer.»
    «Soll ich dir helfen, Roger?» fragte Thomas Hudson. 1 «Ja, mal es, meinetwegen.»
    «Das wäre wunderbar», sagte der junge Tom. «Machst du’s wirklich, Pa?»
    «Ich pinsel das an einem Tag herunter», sagte Thomas Hudson.
    «Mal es mit dem Kopf nach unten, wie Michelangelo», sagte Roger, «und mach es groß genug, daß King George es ohne Brille lesen kann.»
    «Malst du’s wirklich?» fragte David.
    «Ja.»
    «Das ist schön», sagte David. «Das ist das erste vernünftige Wort, das ich höre.»
    «Wird’s auch nicht zu schwierig, Pa?»
    «Quatsch. Wahrscheinlich ist es zu einfach. Wer ist das Mädchen?»
    «Das Mädchen, das bei Mr. Davis immer vorkommt.»
    «Die mal ich in ‘nem halben Tag», sagte

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