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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ausgenommen der Mund, und sie hatte einen hübschen Mund, den er gerne ohne Lippenstift gesehen hätte.
    «Hallo, komme ich sehr spät?» fragte sie.
    «Nein», sagte Roger. «Wir waren schon im Wasser, aber ich gehe noch einmal hinein.»
    Roger hatte Davids Stuhl dicht an die Böschung des Strands gestellt, und Thomas Hudson sah, wie sie sich über Davids Füße beugte. Ihr Haar lockte sich im Haaransatz und ihre Mähne fiel nach vorn. Die kleinen Locken wirkten in der Sonne silbern gegen die braune Haut.
    «Was hast du denn mit deinen armen Füßen gemacht?» fragte sie.
    «Ich hab sie mir beim Angeln zerschunden», sagte David.
    «Wie groß war denn der Fisch?»
    «Das wissen wir nicht, er ist abgehauen.»
    «Wie schade.»
    «Macht nichts», sagte David. «Es weint ihm keiner mehr nach.»
    «Kannst du denn damit schwimmen?»
    Roger tat Chrom-Quecksilbersalbe auf die wunden Stellen, die fast verheilt waren, nur die neue Haut hatte sich im Salzwasser ein bißchen zusammengezogen.
    «Eddy hat gesagt, das wäre gut für sie.»
    «Wer ist Eddy?»
    «Unser Koch.»
    «Ist er Koch und Doktor zugleich?»
    «Der kennt sich mit solchen Sachen aus», erklärte David. «Mr. Davis hat auch gesagt, daß es nichts schade.»
    «Und weiter sagt Mr. Davis nichts?» fragte sie Roger.
    «Er freut sich, daß Sie da sind.»
    «Das ist nett. Seid ihr sehr spät schlafen gegangen, ihr Jungen?»
    «Nicht sehr spät», sagte Roger. «Wir haben Poker gespielt, und hinterher habe ich gelesen und bin schlafen gegangen.»
    «Wer hat gewonnen?»
    «Andy und Eddy», sagte David. «Und was haben Sie gemacht?»
    «Wir haben Puff gespielt.»
    «Haben Sie gut geschlafen?» fragte Roger.
    «Ja, und Sie?»
    «Fabelhaft.»
    «Tommy ist der einzige von uns, der Puff spielen kann», sagte David. «Irgend so eine Niete hat es ihm beigebracht, und der Kerl war dann auch noch schwul.»
    «Wie traurig. Ist das wahr?»
    «Wie Tommy es erzählt, ist es nicht so traurig», sagte David. «Es ist ja nichts weiter passiert.»
    «Mit den Schwulen ist es immer eine traurige Sache», sagte sie. «Arme Kerle.»
    «Es war trotzdem irgendwie komisch», sagte David, «denn dieser Versager, der Tommy Puff beibrachte, erklärte ihn auch, wie das ist mit den Schwulen, und er erzählte ihm von den Griechen und Dämonen und Pythias und David und Jonathan… Sie kennen das schon. In der Schule erzählen sie einem ja auch was von Fischrogen und Milch und Bienen, die den Stempel befruchten und so weiter, und Tommy fragte ihn, ob er ein Buch von Gide gelesen hätte. Wie hieß das Buch, Mr. Davis? Nicht Corydon, ich meine das andere, wo Oscar Wilde darin vorkommt.»
    Roger sagte: «Stirb und werde.»
    «Es ist ein ziemlich blödes Buch, und Tommy hatte es in die Schule mitgenommen, um es seinen Jungen vorzulesen. Auf französisch verstanden sie es natürlich nicht, aber Tommy hat es ihnen übersetzt. Es ist ziemlich langweilig, und wenn Mr. Gide nach Afrika kommt, wird es überhaupt gräßlich.»
    «Ich habe es gelesen», sagte das Mädchen.
    «Na, dann wissen Sie ja, was ich meine», sagte David. «Also der Mann, der Tommy Puff beibrachte und dann schwul war, war ganz verdutzt, als Tommy von dem Buch anfing, aber es paßte ihm wohl auch, denn jetzt konnte er sich die Bienen und die Blumen und das ganze Zeug sparen, und er sagte: ‹Ich bin so froh, daß du’s kennst›, oder irgend so etwas, und Tommy sagte zu ihm wörtlich, ich hab mir’s gemerkt: ‹Mr. Edwards, ich interessiere mich rein theoretisch für Homosexualität, aber ich danke Ihnen, daß Sie mir Puff beigebracht haben, und jetzt muß ich mich von Ihnen verabschieden.›
    Tommy hatte damals fabelhafte Manieren», sagte David zu ihr, «er war gerade erst aus Frankreich gekommen, wo er mit Pa gewesen war, und er benahm sich einfach fabelhaft.»
    «Hast du auch in Frankreich gelebt?»
    «Irgendwann sind wir alle dort gewesen, aber nur Tommy kann sich richtig daran erinnern. Tommy hat sowieso das beste Gedächtnis, er kann sich an alles erinnern. Waren Sie schon mal in Frankreich?»
    Sie sagte: «Lange.»
    «Sind Sie dort zur Schule gegangen?»
    «Ja, außerhalb von Paris.»
    «Dann warten Sie nur, bis Tommy kommt», sagte David, «er kennt Paris und alles außerhalb von Paris, so wie ich hier auf dem Riff oder auf den Sandbänken draußen Bescheid weiß. Vielleicht verstehe ich noch nicht einmal soviel davon wie Tommy von Paris.»
    Sie hatte sich inzwischen in den Schatten der Terrasse gesetzt und spielte mit den Zehen

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