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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Zauberwort seit einer Nacht, als sich der Mann betrunken hatte, richtig betrunken hatte, und Boise nicht mit ihm schlafen wollte. Princessa mochte ihn nicht, wenn er betrunken war, ebensowenig wie Willy. Wenn er betrunken war, kam keiner in sein Bett, außer Friendless, wie Goats früher gerufen worden war, und Friendless’ Bruder, der in Wahrheit seine Schwester war und eine unselige Katze mit mancherlei Kummer und hysterischen Anfällen. Goats mochte ihn betrunken lieber, vielleicht auch nur, weil Thomas Hudson ihn nur mit ins Bett nahm, wenn er betrunken war.
    Aber damals war Thomas Hudson ungefähr vier Tage an Land gewesen, und er hatte sich schwer betrunken. Er hatte mittags in der Floridita angefangen, und er hatte zuerst mit kubanischen Politikern getrunken, die nur hereingekommen waren, um schnell einen zu nehmen, und danach mit Zuckerpflanzern und Reispflanzern und mit kubanischen Regierungsbeamten, die während der Mittagszeit einen nahmen, mit Zweiten und Dritten Sekretären von der Botschaft, die irgend jemanden in die Floridita auszuführen hatten, und mit diesen unvermeidlichen FBI-Leuten, die nett waren und immer versuchten, unauffällig auszusehen, geschniegelt, jugendlich amerikanisch, und denen man trotzdem ihr Geschäft genauso deutlich ansah, als wenn sie auf ihren weißen Leinen-oder gestreiften Baumwollanzügen Achselklappen getragen hätten. Er hatte doppelte Daiquiris getrunken, von den großen, die Constante in überfrorenen Gläsern servierte, so daß sie nicht nach Alkohol schmeckten, und wenn man sie herunterkippte, schmeckten, als führe man mit Skiern einen verschneiten Gletscher hinunter, und der sechste oder achte schmeckte, als führe man einen Gletscher hinunter und wäre nicht angeseilt. Einige Navy-Leute, die er kannte, waren dazugekommen, und er hob einen mit ihnen, und dann mit einigen von der Hooligan Navy, auch Küstenwache genannt. Dabei war ihm das Gespräch zu fachmännisch geworden, denn er trank ja gerade, um davon loszukommen, also ging er ans untere Ende der Theke, wo die alten, angesehenen Huren saßen, die wunderbaren alten Huren, mit denen jeder Stammgast in der Floridita in den letzten zwanzig Jahren ein paarmal geschlafen hatte, und er hatte sich zu ihnen auf einen Barhocker gesetzt, sich ein Sandwich geben lassen und noch ein paar doppelte Daiquiris getrunken.
    Als er in dieser Nacht auf die Farm zurückkam, war er sehr betrunken, und von den Katzen hatte nur Goats mit ihm schlafen wollen, dem der fundamentale Rumgeruch nichts ausmachte, der keine Vorurteile gegen Betrunkenheit hatte und sich in dem satten Hurengeruch wälzte, der schwer war wie Plumpudding. Sie schliefen tief, beide. Goats schnurrte jedesmal laut, wenn er aufwachte, und als schließlich Thomas Hudson wach wurde und ihm einfiel, wieviel er getrunken hatte, sagte er zu Goats: «Wir müssen unsere Medizin einnehmen.» Goats liebte dieses Wort, das für ihn das ganze reiche Menschenleben repräsentierte, an dem er teilhatte, und er schnurrte noch lauter.
    «Wo ist denn die Medizin, Goats?» hatte Thomas Hudson gefragt. Er knipste die Leselampe neben dem Bett an, aber sie brannte nicht. Der Sturm, der ihn an Land gehalten hatte, hatte die Drähte zerrissen oder einen Kurzschluß gemacht, und die Leitungen waren noch nicht repariert, so daß es keinen Strom gab. Er tastete auf dem Nachttisch neben dem Bett nach der großen doppelten Seconal-Kapsel, der letzten, die er besaß, und die ihn wieder einschlafen machen und am Morgen ohne Kopfschmerzen aufwachen lassen würde. Er stieß sie vom Nachttisch herunter, als er im Dunkeln dagegenkam, und konnte sie nicht finden. Da er nicht rauchte, hatte er keine Streichhölzer im Schlafzimmer, und die Boys im Hause hatten seine Taschenlampe so viel benutzt, während er unterwegs gewesen war, daß sie nicht mehr brannte.
    «Goats», hatte er gesagt, «wir müssen die Medizin finden.» Er war aus dem Bett gestiegen, und auch Goats war auf den Fußboden gesprungen, und sie gingen beide auf die Medizinjagd. Goats kroch unters Bett, ohne zu wissen, was er suchte, aber er gab sich alle Mühe, und Thomas Hudson sagte zu ihm: «Die Medizin, Goats. Such die Medizin.»
    Goats greinte unter dem Bett und durchforschte das ganze Gebiet. Am Ende war er schnurrend zum Vorschein gekommen, und Thomas Hudson, der den Fußboden abtastete, stieß auf die Kapsel. Sie fühlte sich staubig und voller Spinnweben an. Goats hatte sie gefunden.
    «Du bist ein Prachtstück», hatte er zu

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